Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 67
sozusagen auf lebenslange Förderung und Finanzierung. Aber - und das ist, glaube ich, bei dieser Reform ganz wichtig - jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem es um Klarheit geht und zu dem es darum geht, dass wir gemeinsam sehr zentrale Bausteine dieser Theaterreform wirklich rasch auf den Weg bringen, zügig auf den Weg bringen.
Das betrifft einerseits die Co-Produktionshäuser, die
auch ein zentrales Versprechen waren. Wir haben immer gesagt, es wird jene
geben, die mehr bekommen, es wird eine Reihe von Projekten, Initiativen und
auch Häusern geben, die jetzt vielleicht weniger bekommen, aber wir erwarten
uns insgesamt eine Belebung, nicht zuletzt deshalb, weil wir diese
Co-Produktionshäuser als zentralen Baustein in dieser Theaterreform drinnen
haben. Diese Co-Produktionshäuser sind so gedacht, dass sie tatsächlich
beleben, dass sie tatsächlich verändern und dass sie vielfältige Chancen,
Möglichkeiten und Andockpunkte für die unterschiedlichsten Theaterschaffenden,
ihre Anliegen und ihre Ideen bringen.
Ich sehe ein Problem und einen Teil der streckenweise
auch verständlichen Unzufriedenheit darin, dass bei diesem zentralen Baustein
nicht ausreichend klar ist, wie wir jetzt vorgehen werden, wie rasch und zügig
diese Co-Produktionshäuser angegangen werden und dass wir dazu stehen, dass es
hier auch darum geht, neue Häuser zu bauen, neue Häuser zu entwickeln und mit
neuen Konzepten tatsächlich diesen wichtigen Baustein und damit die Reform zu
einem Erfolg zu führen. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingen wird, in den
nächsten Wochen in gemeinsamen Diskussionen hierüber Klarheit zu schaffen.
Ich glaube auch, dass es wichtig sein wird, über die
Co-Produktionshäuser eine öffentliche Diskussion zu führen. Ich glaube nicht,
dass es ausreicht, dass wir als Kultursprecher uns hier zusammen mit der Jury,
den Kuratoren und Kuratorinnen auf etwas einigen und dann meinen, das wäre
jetzt so. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man sich auch der öffentlichen
Kritik stellt und dass man dadurch natürlich auch Ideen und Konzepte bekommt.
Ich glaube, dass das überhaupt ein zentraler Punkt dessen ist, was wir jetzt weiter
voranbringen müssen, nämlich die Kommunikation darüber, was wir mit dieser
Reform meinen und was wir mit ihr verbessern.
Ein Schlagwort, das für mich ganz zentral ist, lautet
"Fairness durch Klarheit". "Fairness durch Klarheit"
bedeutet, dass wir klare Schritte setzen und sie klar kommunizieren, aber dies
mit der größtmöglichen Offenheit und Transparenz. Reformen sind nämlich immer
nur so gut wie ihre Umsetzung, und sie sind immer nur so gut wie ihre
Kommunikation. Da glaube ich doch, dass wir noch einiges verbessern müssen.
Ich finde es persönlich sehr problematisch, dass es
Fördernehmer gibt, die bereits im November von der Jury für 4-Jahresförderungen
empfohlen wurden, aber jetzt noch immer nicht genau wissen, wie hoch ihre
konkrete Förderung sein wird. Sie wissen auch nicht, wann für sie die
Förderungen beschlossen werden. Das alles halte ich für Versäumnisse, die den
Erfolg dieser Reform potentiell gefährden. Da hoffe ich sehr und werde darauf
dringen, dass der Herr Stadtrat auch entsprechende Schritte zur Verbesserung
der Kommunikation setzen wird. Ich halte das für ganz wichtig. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Jawohl!)
Ein weiterer Punkt, den ich für relevant halte und
von dem ich hoffe, dass wir ihn in den nächsten Wochen diskutieren werden, ist
folgender. Es gibt ein aus meiner Sicht sehr gutes Modell der IG Freie
Theaterarbeit zur Verbesserung der sozialen Situation der Kulturschaffenden.
Das ist ja an sich ein Problem, das wir in allen Kultur- und Kunstsparten
haben. Es gibt auch manche, die sagen: Im Theaterbereich ist das durch bereits
gesetzte Maßnahmen der letzten Jahre und Jahrzehnte eigentlich weniger
dramatisch als in anderen Bereichen. Nichtsdestoweniger sollten wir, wenn wir
hier über die Theaterreform sprechen, den Aspekt der sozialrechtlichen
Verankerung und Verbesserung des Status der KünstlerInnen und Kulturschaffenden
nicht übersehen.
Es wäre mir ein wichtiges Anliegen, in den nächsten
Wochen über diese Idee der IG Freie Theaterarbeit noch einmal detaillierter zu
sprechen. Die konkrete Idee ist eine, die, glaube ich, all jenen, die im
Kulturbereich gearbeitet haben, sehr nachvollziehbar und sinnvoll erscheint,
nämlich dabei zu helfen, die sehr komplexe Abwicklung von
Sozialversicherungsfragen zu erleichtern und in einem weiteren Schritt - das
halte ich für eine sehr interessante und spannende Idee - auch darüber
nachzudenken, ob wir nicht das tun, was meiner Ansicht nach wichtig wäre,
nämlich die Sozialversicherungsbeiträge auch in einem Anreizsystem mitzufinanzieren,
damit es nicht so einfach geht, dass man sagt: Eigentlich ist es wirklich so
viel billiger, kein Angestelltenverhältnis zu schaffen, machen wir doch diesen
freien Dienstvertrag, dann sparen wir uns damit ein bisschen Geld. -
Schlussendlich sind es dann die einzelnen Kulturschaffenden, denen das auf den
Kopf fällt. Ich glaube, dass wir hier eine Verantwortung haben sicherzustellen,
dass es ausreichende Mittel gibt, damit es möglich ist, auch Kulturschaffende
abzusichern.
Ein wichtiger Punkt, den wir jetzt vorantreiben
müssen, ist die Frage der Ausschreibungen für acht Mittelbühnen, nämlich das
Odeon, KosmosTheater, Ensemble Theater, Theater des Augenblicks, dietheater,
Metropol, Schauspielhaus und Kammeroper. Diese Theater wurden von der Jury -
teilweise unter Auflagen, teilweise mit unterschiedlichen Fristen - zur
Ausschreibung empfohlen. Ich glaube, dass es Teil dieser Fairness ist, dass wir
uns bereits jetzt auf den Weg machen, mit der Jury klare Profile zu erstellen
und damit auch den derzeitigen Leiterinnen und Leitern Gewissheit darüber zu
geben, wann Bewerbungen stattfinden, wie sie sich vielleicht selbst wieder
bewerben können und was sozusagen die Zukunft des Hauses aus Sicht der Jury,
der Stadt und der finanzierenden Institutionen ist.
Ich glaube auch, dass es wichtig
ist, dass wir uns in den nächsten Wochen darüber Gedanken machen, ob es nicht
vielleicht doch notwendig ist, in einzelnen Bereichen, die sehr spezifisch
sind, zusätzliche externe ExpertInnen bei den Auslobungen einzubeziehen. Ich
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