Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 102
tatsächlich die Erhöhung des Heizkostenzuschusses für alle prognostizierten 110 000 Leute, die den Heizkostenzuschuss benötigen, leisten.
Ist es jetzt nur die Rasenheizung, weil Sie der
Meinung sind, Rasenheizung und Heizkostenzuschuss hört sich gut an, obwohl
Kollege Strache selbst ausgerechnet hat, dass sich das mit diesem Betrag
niemals ausgeht? Oder wollen Sie ernsthaft eine Verknüpfung über die sinnvolle
Verwendung der finanziellen Mittel herstellen? Dann nehmen Sie einen Posten
her, bei dem es sich ausgeht: Das ist die Finanzierung der Volksgaragen! Nehmen
Sie sich selbst beim Wort und sagen Sie: Uns sind diejenigen Menschen, die
einen Heizkostenzuschuss benötigen, wichtig, wir wollen dafür ausreichend
finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Dann stimmen Sie aber einmal gegen
die Parkplätze!
Ich sage Ihnen ganz ehrlich, es wird einem Menschen
wichtiger sein, eine warme Wohnung zu haben, als einen Parkplatz. Wenn es
umgekehrt wäre, so wäre es traurig. Darüber hinaus... (GR Günther Barnet:
Die einen Heizkostenzuschuss brauchen, haben meist kein Auto! Wenn einer in
Wien Sozialhilfeempfänger ist, dann wird er meist kein Auto haben!) Das
stimmt nicht; Sie wissen, dass das nicht stimmt. Ich gebe Ihnen dennoch Recht,
dass jemand, der in Wien Sozialhilfe bezieht, in der Regel kein Auto hat.
Gerade deshalb hoffe ich, dass Sie im Interesse der Sozialhilfebezieher für den
Heizkostenzuschuss und gegen die Volksgaragen stimmen. Denn irgendwie muss man
sich diesen Heizkostenzuschuss, den Sie heute beantragt haben, leisten können.
Die 300 000 EUR von der Rasenheizung, die immer wieder kolportiert
werden, reichen dafür keinesfalls aus.
Vielleicht ein letzter Satz. (GR Günther Barnet:
Es nehmen ja nur 30 Prozent in Anspruch! Da ist ja das Geld da! - Weitere
Zwischenrufe.) Ich habe noch 7 Minuten 47, ich kann auch noch länger
reden. Vielleicht ein letzter Satz über etwas, von dem ich glaube, dass es da
notwendig ist, gerade auch auf Bundesebene anzusetzen.
Reden wir einmal ernsthaft darüber, wie man
Lohndumping bekämpfen kann; da könnten wir über den Mindestlohn reden. Reden
wir einmal ernsthaft darüber, wie die Wohnkosten nicht explodieren; da könnten
wir über Mietzinsobergrenzen reden. Reden wir darüber, wie man auf Bundesebene
- da man sich ja hoffentlich für alle in Österreich aufhältigen Menschen
verantwortlich fühlt - sicherstellt, dass nicht unterschiedliche
Sozialhilferichtsätze und so weiter zur Anwendung kommen; reden wir über eine
Grundsicherung. (GR Gerhard Pfeiffer: Reden wir über das
"Kommunistische Manifest"!) Dass nicht unterschiedliche
Sozialhilferichtsätze zur Anwendung kommen, über eine Grundsicherung, ja. (GR
Günther Barnet: Das ist aber Art 11 Bundes-Verfassungsgesetz! Das ist ein
Grundgesetz, das wir nicht beeinflussen können!)
Nein, also ich weiß nicht, wenn jemand die Grundsatzgesetzgebung
beeinflussen kann, dann ist es sehr wohl der Bund. Wer soll es denn sonst
beeinflussen können? Der Wiener Landtag wird es nicht beeinflussen können. (GR
Günther Barnet: Nach der Judikatur des Verfassungsgerichtshofs ist für die
Durchführung... zuständig! Judikatur des Verfassungsgerichtshofs!)
Und dann reden wir auch einmal darüber, was wir davon
zu halten haben, dass die Lohnquote beständig sinkt, während die Gewinne und
Erträge aus Einkommen, Zinserträge aus Kapitalgewinnen, Vermögen immer weiter steigen.
Reden wir über diese Sachen. Reden wir darüber, dass es ein Zeichen von
Solidarität wäre, wenn die großen Unternehmen, die Aktiengesellschaften, die
Stiftungen nicht jedes Geld, das sie irgendwie verdienen, möglichst
steuerschonend an der Finanz vorbeizuschleusen versuchen.
Machen wir auf Bundesebene Modelle, damit in
Wirklichkeit auch derjenige Teil der Wirtschaft, dem es jetzt sehr gut geht -
und den gibt es auch, vergessen wir das nicht -, wieder im Sinne der
Solidarität zur Finanzierung der Staatsaufgaben beiträgt. Machen wir das, dann
können wir aufgrund dieser verschiedenen Mixes von Maßnahmen auch die
Inlands-Konsumnachfrage steigern. Dann wird es mehr Arbeitsplätze und weniger
Arbeitslose geben, es wird weniger Kosten für den Staat für Sozialausgaben
geben, und wir werden in Summe erheblich besser dastehen als jetzt. (Zwischenruf
von GR Gerhard Pfeiffer.) Denn jetzt ist es so, dass die Bundesregierung
mit dem Armutsbericht letztendlich eine traurige Bilanz abgeliefert hat.
Nichtsdestoweniger wünschen wir uns dennoch einen
Armutsbericht auch für Wien. Dann kann man, so wie man jetzt die
Bundesregierung überprüft, auch einmal Wien überprüfen. (Heiterkeit bei der
ÖVP.) Ihr wisst, dass es in Wien bezüglich Armut momentan nicht sehr gut
bestellt ist. Viel schöner wäre es, in einem Armutsbericht auch die Ursachen
dafür zu lesen. - Ich danke Ihnen. (Beifall
bei den GRÜNEN. - GR Gerhard Pfeiffer:
In Albanien können Sie das alles bewundern...!)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Korosec gemeldet. Die
Redezeit ist 3 Minuten.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe zwei Berichtigungen. Herr Kollege Margulies,
ich bin in sehr vielem nicht Ihrer Meinung, aber ich habe Sie bisher eigentlich
immer als intelligent eingeschätzt. (GR Günther Barnet: Wo ist jetzt die
tatsächliche Berichtigung? - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Die erste
Berichtigung ist - bitte lesen Sie im Sozialbericht nach, ich war auch immer
der Meinung, Sie sind sehr fleißig -, dass die Frauenerwerbsquote in Österreich
62 Prozent und EU-weit 60 Prozent beträgt. Das ist einmal die erste
Berichtigung. (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Die zweite Berichtigung: Wenn Sie
sagen, ich bekomme als Gemeinderätin, ich glaube, Sie haben gesagt,
5 000 EUR monatlich (GR Dipl Ing Martin Margulies: 5 700
brutto!), oder 5 700 brutto, dann stelle ich richtig, dass ich als
Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete null Euro bekomme. (GR Günther Barnet:
Bezügebegrenzungsgesetz!) Aber das können Sie sich
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