Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 102
sitzen die politischen Vertreter der einzelnen Länder,
genauso wie in der Europäischen Union. Es ist daher nicht so, dass man sich
abputzen kann, während man auf WTO-Ebene verhandelt und auf WTO-Ebene für
Liberalisierung, Privatisierung, Vergaberegelungen und so weiter stimmt, und
dass man dann in Österreich sagen kann: Ich kann nichts dafür, ich habe nichts
gemacht. (GR Günther Barnet: ...aber in Deutschland auch nicht anders! Dort
ist der Joschka Fischer Außenminister!)
Ich bin doch wohl nicht der Vertreter der deutschen
Bundesregierung, beim besten Willen nicht. Glauben Sie mir eines, mir geht
vieles, was Rot-Grün in Deutschland macht, gegen den Strich. Das Einzige, was
ich dann immer faszinierend finde, ist dass die Konzepte der CDU noch ärger
sind, egal ob es um Arbeitslosigkeit geht, egal ob es um Wertschöpfung geht.
Jetzt - nein, ich sage den Vergleich, den ich zur FPÖ ziehen würde, lieber
nicht, weil ich dann vielleicht einen Ordnungsruf bekommen würde. Aber diese
Konzepte gehen noch viel weiter. (GR Franz Ekkamp: Einen hast du frei! -
Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Kommen wir zurück zu der Frage: Armutsbericht auf
Bundesebene. Es stimmt, der Armutsbericht ist eine, würde ich einmal sagen,
relativ wertfreie Darstellung der Situation, und es ist dies eine traurige
Bestandsaufnahme, wohin die Politik der Bundesregierung in den letzten fünf
Jahren geführt hat. Es ist auch von meinen Vorrednerinnen zum Teil schon gesagt
worden, dass es letztendlich darum geht, Menschen nicht nur mit einer
Grundsicherung oder einer Sozialhilfe zu unterstützen, sondern dass es notwendig
wäre, endlich wieder mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Nur fallen die
Arbeitsplätze, das wissen Sie auch, nicht vom Himmel. (GR Dr Andreas
Salcher: Nein, die machen die Unternehmen!) In einem Punkt werden sie auf
alle Fälle weniger: Sie werden weniger, wenn in Summe gleich viele Menschen
mehr arbeiten. Dann werden es weniger Arbeitsplätze, außer es kommt zu einem
dramatischen Anstieg der Konsumnachfrage, der Inlandsnachfrage. Aber momentan
sieht es nicht danach aus.
Weil die Arbeitslosenquote von Ihnen, glaube ich,
noch erwähnt wurde - Frau Kollegin Korosec, Sie haben gesagt: Wir sind immerhin
noch die Drittbesten innerhalb der Europäischen Union. Sie vergessen dabei eine
Geschichte, man darf eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich sage Ihnen
nur einen Ansatzpunkt dazu: Österreich befindet sich, was die
Frauenerwerbsquote betrifft, innerhalb der EU im unteren Drittel. (GRin
Martina LUDWIG: Außer in Wien!) Vergleichen Sie die Frauenerwerbsquote in
den skandinavischen Ländern mit der österreichischen und rechnen Sie dann die
Arbeitslosigkeit hoch. Dann kommen Sie auf einen Wert, mit dem wir leider nicht
mehr die Drittbesten in der Europäischen Union sind. (GR Günther Barnet:
Aber Finnland hat einen Weltkonzern...!)
Ein allerletzter Punkt, der mir noch ein zusätzliches
Anliegen ist, weil... (GR Günther Barnet: Nokia ist...!) Herr Barnet,
Sie reden über Abfangjäger? Gott sei Dank, die brauchen wir aber ganz
unbedingt! Mit den 2 Milliarden EUR für die Abfangjäger hätten wir,
glaube ich, sehr, sehr viel Sozialleistungen in Österreich finanzieren können! (GR
Günther Barnet: Es gäbe Nokia nicht...!) Es ist also besser, wir reden über
einen anderen Punkt, denn diese Abfangjäger braucht Österreich wie einen Kropf,
diese Abfangjäger braucht die Bevölkerung wie einen Kropf. Viel gescheiter wäre
es gewesen, dieses Geld dazu zu verwenden, Armut in Österreich zu verhindern. (Beifall
bei den GRÜNEN und der SPÖ. - GR Günther Barnet: ...gäbe es Nokia nicht!)
Vielleicht ein letzter Satz noch, und ich bin
gespannt, wie glaubwürdig die Freiheitlichen heute agieren werden. Die
Freiheitlichen bringen einen Antrag ein und verknüpfen zwei Punkte, von denen
meines Erachtens einer sehr wesentlich ist, eine Erhöhung des
Heizkostenzuschusses, andererseits mit einem Punkt, der meines Erachtens total
gesondert behandelt werden muss. Man kann zur Rasenheizung stehen, wie man
will, auch in unserer Fraktion haben wir Diskussionen darüber: Soll im
Happel-Stadion eine Rasenheizung kommen oder nicht? (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: ...wäre sicher dafür!) Aber es ist zu sagen, eine
Rasenheizung kostet letztendlich - und jetzt lassen Sie sich das einmal auf der
Zunge zergehen - 24 Gehälter, nein, "Gehälter" ist falsch,
sondern 24 arbeitslose Einkommen der Person, die sie heute das erste Mal
hier ins Spiel gebracht hat. Denn Kollegin Korosec verdient als Gemeinderätin
ausgezeichnet, so wie wir, aber innerhalb von zwei Jahren hat sie eine ganze
Rasenheizung als Pension bekommen!
Frau Kollegin Korosec, deshalb meine Kritik an der
Reform der Bundesregierung: Eine Reform der Bundesregierung, die diese
unverschämt hohen Pensionsleistungen, obwohl Sie sich in einem Erwerbsprozess
befinden, unangetastet lässt, das ist eine Reform für die Reichen auf Kosten
der Armen! (GR Harry Kopietz: Ja!) Diese Pensionsreform lehnen wir ab.
Solange Sie sich dann hier herausstellen mit Ihrer arbeitslosen Pension, obwohl
Sie, so wie jeder von uns, hier 5 700 EUR und ein paar Zerquetschte
als Gemeinderat brutto verdienen, sich dann mit dieser Pension hinzustellen,
dafür einzutreten und zu sagen, die Rasenheizung ist es, die den Unterschied
machen würde, da denke ich, Frau Kollegin Korosec: Kehren Sie mit der
Bundesregierung vor Ihrer eigenen Tür, wenn diese arbeitslosen Einkommen nicht gekürzt
werden, während Mindestpensionisten eine minimale
Ausgleichszulagenrichtsatzerhöhung bekommen und es in Wirklichkeit bedauerlich
ist, wie sehr Ihnen diejenigen Menschen, die in Österreich wenig oder kaum ein
Geld haben, ein Anliegen sind. Das ist wirklich bedauerlich, und dafür sollten
Sie sich genieren! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Jetzt kommen wir zu den
Freiheitlichen. Da würde mich wirklich interessieren, wie Sie es heute bei der
Abstimmung über die Finanzierung der beiden Volksgaragen halten werden. Sie
wissen, hier geht es um dieses zinsenfreie Darlehen, in Summe sind es ungefähr
7 Millionen EUR, wenn man es barwertmäßig abzinst, sind es ungefähr
3 Millionen EUR. Dann könnte man sich damit
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