Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 102
neokonservativen Bundespolitik der Kommerzialisierung
und der Quoten zu formulieren." - Sehr geehrter Herr Stadtrat! Es geht uns
nicht um Quoten, und es geht uns nicht um Kommerzialisierung (Zwischenruf
von GR Dr Kurt Stürzenbecher), lieber Herr Kollege, aber um Folgendes
geht es uns: Erstens darum, einen der attraktivsten Museumsstandorte für
zeitgenössische Kunst so attraktiv zu machen, dass dort viele Leute hingehen,
und zweitens darum, dass Sie richtige Zahlen und nicht falsche Zahlen liefern. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir werden daher auch - wir haben uns dazu ja auch
schon öffentlich geäußert - selbstverständlich dem Antrag der GRÜNEN zustimmen.
Wir haben dieses Angebot des Herrn Stadtrats, in diesen
Dialog über eine mögliche Theaterreform einzutreten, daher angenommen, wohl
wissend, dass wenn sie ein Erfolg wird, natürlich der Herr Stadtrat den Erfolg
zu 90 Prozent für sich verbuchen wird. Wir kennen ihn ja als einen
bescheidenen Menschen, aber uns war schon klar, dass der Erfolg einer
derartigen Reform natürlich in einem überwiegenden Ausmaß dem amtierenden
Stadtrat zufallen wird. Bisher ist diese Reform ja in der Öffentlichkeit
durchaus ein positives Thema gewesen, und man hat anerkannt, dass man hier
versucht, und zwar gemeinsam versucht, etwas zu verbessern. Daher möchte ich
hier auch sozusagen aus der Sicht eines Oppositionellen drei Punkte anführen,
bei denen es mir wichtig ist, dass sie hier einmal öffentlich gesagt werden.
Wir haben hier als Oppositionspolitiker viele, viele
Stunden investiert in ein Projekt, das an sich ein Regierungsprojekt ist - ich
glaube, das gibt es in keinem anderen Ressort, dass die Opposition bei etwas so
positiv und konstruktiv mitgearbeitet hat -, und es ist auch etwas
herausgekommen. Ich möchte daher drei Dinge einmal klipp und klar sagen, auch
in Richtung der Künstler, weil diese Kommunikationsleistung offensichtlich zu
wenig erbracht wurde:
Es werden durch die Theaterreform nicht
28 Theater geschlossen werden! – Erstens. Und zweitens: Es ist nicht so,
dass es weniger Geld für Kindertheater gibt, sondern es gibt mehr Geld für
Kindertheater. Wenn man diesbezüglich noch so oft etwas Falsches behauptet,
wird es dadurch nicht richtiger. Und - das ist mir auch ganz wichtig: Es wird
keine Enteignung von Privattheatern geben, weil es schon rechtlich gar nicht
möglich ist, etwas Derartiges zu tun. - Das muss man einmal sagen, wenn man zu
einer Reform steht, sich dazu bekennt, und das kann man gar nicht oft genug
sagen.
Genauso sage ich aber auch sehr offen ein paar
kritische Dinge, die jetzt im Zuge der Reform schon klar herauskommen: Das, was
die Opposition tun konnte, nämlich Prinzipien zu formulieren, Ziele festzulegen
und sozusagen einen schriftlichen Reformentwurf zu machen, das haben wir getan.
Aber eines war, glaube ich, auch allen Beteiligten immer klar: Die Umsetzung
können nur der Stadtrat und die Administration machen. Wir als Opposition
können nicht mit den Theatern verhandeln, und wir können auch nicht die wesentliche
Kommunikationsleistung erbringen. Und eines sage ich in diesem Zusammenhang
auch sehr ehrlich: Ich bin es eigentlich leid, jetzt ununterbrochen von
führenden Theaterleuten beschimpft zu werden dafür, wer aller keinen Termin
bekommen hat, wie mit ihm kommuniziert oder nicht kommuniziert wurde. Also das
haben wir immer gesagt, dass die Reform von den Künstlern und von der
Öffentlichkeit nicht daran gemessen wird, was wir da niedergeschrieben haben,
sondern letztlich daran, was tatsächlich passiert - und da ist wirklich noch
viel zu tun.
Ich lege das auch anhand von drei sehr kritischen
Punkten dar: Was nicht angeht, ist dass reputierte Theaterleute in der
Öffentlichkeit sowohl persönlich als auch in ihrem Ruf geschädigt werden, indem
man ihnen zum Beispiel unterstellt, dass sie sich bereichert hätten - was Erwin
Piplits betrifft, wo immer dieser Vorwurf auch herkam. Und: Die Art und Weise,
wie hier mit Theaterdirektoren kommuniziert wird beziehungsweise nicht
kommuniziert wird, ist einfach nicht akzeptabel - ich will jetzt hier die Namen
nicht nennen, weil das vertraulich ist: Keine Termine zu geben, Termine zu
geben, aber dort nicht hinzukommen beziehungsweise, wenn man hinkommt, nicht
vorbereitet zu sein und keine Antworten auf Fragen zu geben.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich nach wie vor
dazu stehe - und das fällt mir nicht leicht, denn dafür werde ich massiv von
Künstlern kritisiert - zu sagen: Bitte, ihr müsst auch einsehen, dass es nicht
so wie in der Vergangenheit sein kann, dass eine Bestellung eines Theaters
einmal erfolgt und quasi auf Lebenszeit gilt. Wir alle haben uns einer
Konkurrenz zu stellen - wir hier im Gemeinderat alle fünf Jahre -, und ein
Direktor eines Burgtheaters, ein Direktor einer Volksoper, oder wie auch immer,
muss damit leben, dass er diese Verantwortung auf eine bestimmte Zeit ausübt,
aber dass er sich dann auch einer Beurteilung zu stellen hat.
Und da merke ich einfach immer mehr - und mache mir
diesbezüglich Sorgen -, dass in der Kommunikationsleistung, und zwar vor allem
auch von Ihnen, Herr Stadtrat, mehr getan werden muss. Da gibt es ja den
Artikel im "profil", der nicht unbedingt ein sehr positiver war, in
dem man sich mit Ihnen auseinander setzt, und laut diesem sagte Häupl angeblich
in Rust zu Journalisten: „Haltet mir den Mailath! Für sensible Seelen ist er
zuständig!" - Dazu muss ich sagen, Herr Stadtrat: Wenn das schon Ihre
Zuständigkeit in dieser Stadtregierung ist, dann bitte ich Sie, diese auch
wirklich wahrzunehmen.
Drittens - das sage ich hier auch
- war es sicher ein Fehler, die Autoren der Theaterstudie dann mit der
Umsetzung zu beauftragen. Das widerspricht schon dem, was man in der Wirtschaft
normalerweise macht. Und dass dann ein Mitglied der Kuratoren Ihr persönlicher
Sekretär wird – damit soll sozusagen nichts gegen seine persönliche
Qualifikation oder Legitimation gesagt werden -, all das sind natürlich Dinge,
die wir uns jetzt ständig vorhalten lassen, nach dem Motto: Das ist alles nicht
so transparent, wie ihr euch das vorstellt. - Es war ein Fehler, diese
Positionen nicht öffentlich auszuschreiben, und ich bin sehr froh, dass Sie
zugesagt haben, dass das bei der Theaterjury nicht der Fall sein wird und dass
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