Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 102
dort ausgeschrieben wird, denn sonst bietet man einfach unnötige Angriffsflächen, die man sich nicht aussuchen kann. Mir ist schon klar, eine Ausschreibung ist der aufwendigere Weg, der schwierigere Weg, und der andere Weg ist der einfachere Weg, aber es geht einfach um Transparenz, und das kostet eben manchmal einen größeren Aufwand.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir haben, glaube ich,
als Opposition, als ÖVP hier so konstruktiv mitgearbeitet, wie man sich das nur
wünschen kann. Die heikle Umsetzung des Ganzen, die liegt bei Ihnen, die können
wir Ihnen nicht abnehmen. Und vor allem: Was mindestens so wichtig ist wie die
Umsetzung, ist die Art und Weise, wie mit Künstlern in dieser Stadt
kommuniziert wird, denn da wird sich herausstellen, ob sich die Befürchtungen
der Kritiker bewahrheiten - was ich nicht hoffe - oder ob die positiven Ziele
der Reform auch tatsächlich umgesetzt werden.
Ich glaube, fair wird man diese Reform frühestens in
zwei bis drei Jahren beurteilen können. Aber was ich nicht will, ist dass hier jetzt
quasi so viel Widerstand kreiert wird, dass wir dann überhaupt nur mehr über
den Widerstand der Theaterszene miteinander diskutieren.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein Wort zum
Antrag der Freiheitlichen sagen: Mit dem Antragstext an sich hätte ich kein
Problem, denn dass sozusagen mit Künstlern kommuniziert werden soll, das habe
ich soeben auch zum Ausdruck gebracht. Aber die Begründung ist ja fast wie ein
eigener Antrag und ist sozusagen eher eine politische Resolution. Und dass die
Freiheitlichen aus dieser Reform ausgestiegen sind - aus Gründen, die mir
bekannt sind, und sie wurden ja auch öffentlich gesagt, aber ich will das hier
nicht wiederholen -, das ist auch klar. Aber ich bitte um Verständnis: Ich kann
nicht einen Antrag unterstützen, in dem man sozusagen in der Begründung und in
der Wortwahl - und angesichts der Art und Weise, wie man sich bei dieser
Reform, an der du ja auch lange mitgewirkt hast, bemüht hat – jetzt quasi
grosso modo in dieser Form dazu Stellung bezieht und in dem auch Ausdrücke wie
"Enteignung der Theater" drinnen stehen, was schlicht und einfach
nicht der Fall ist.
Das ist rechtlich nicht möglich, das kann auch so
nicht passieren und das ist, glaube ich, klarerweise auch eine Forderung der
Oppositionsparteien, dass alles im Einklang mit dem Rechtsstaat geschieht. Der
Punkt ist ein heikler, das wissen wir alle, daher sei noch eines gesagt: Wenn
wir hier von Theatern, Privattheatern reden, muss man differenzieren, und nur
dann kann diese Reform ein Erfolg sein. Es ist ein Unterschied, ob jemand 25,
30 Jahre auch eigenes Geld in ein Theater investiert hat, sein Leben dort
investiert hat oder ob jemandem ein Theater ausschließlich aus öffentlichen
Mitteln zur Verfügung gestellt wird. (GRin
Mag Heidemarie Unterreiner: Genau!) Dann hat natürlich der
Subventionsgeber, die Stadt Wien, auch ein gewisses Recht zu sagen, ich möchte,
dass bestimmte Spielregeln festgelegt werden, an die wir uns in Zukunft zu
halten haben.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich glaube, wir haben im
Bereich der Theaterreform als Opposition wirklich getan, was wir konnten. Jetzt
liegt es an Ihnen und Ihrer Administration, das so umzusetzen, wie wir uns das
alle gewünscht haben. Dann wird das ein Erfolg werden. Wenn nicht, sind wir
gerade in der kritischen Phase, bei der dann offensichtlich herauskommt, dass
wichtige strukturelle Reformen in dieser Stadt einfach nicht möglich sind. Was
ich mir nicht wünsche, denn ich wünsche mir natürlich – auch für andere
Bereiche, und wo immer Sie uns dazu einladen, werden wir mittun –, die
notwendigen strukturellen Reformen im Bereich der Kulturpolitik in dieser Stadt
zu machen. Kultur ist das Wichtigste, was es aus meiner Sicht in dieser Stadt
gibt, und Kultur soll von den Kulturpolitikern gemacht werden. In dieser Frage
sollten wir zusammenhalten, und das ist der Grund, warum wir Sie da
unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Bei den heute hier zur Diskussion stehenden Anträgen
betreffend eine Reihe von Wiener Theatereinrichtungen handelt es sich um den
ersten großen Schritt zur Umsetzung der von uns gemeinsam entwickelten und auch
beschlossenen Theaterreform. Es geht um die Umsetzung der Empfehlungen der Jury
für eine ganze Reihe von Theatern, die eine Empfehlung für eine vierjährige
Konzeptförderung bekommen haben. Es geht aber nicht nur um jene Akten, die
jetzt diskutiert werden, die jetzt formal zur Diskussion stehen, sondern es
werden ja heute auch eine ganze Reihe von Anträgen beschlossen, einstimmig und
ohne Diskussion beschlossen, die ebenfalls in dieses Feld der Umsetzung der
Empfehlungen der Theaterjury hineinfallen.
Für eine große Zahl von Wiener Theatergruppen ist
heute ein Tag, dem sie mit sehr großer Zuversicht entgegensehen können, weil
nämlich die vierjährige Konzeptförderung von 2005 bis 2009 hier beschlossen
wird, und zwar mit durchwegs höheren Förderungsansätzen als die einzelnen
Theatergruppen oder Theatereinrichtungen bisher hatten. Für viele gibt es also
eine deutliche Aufwertung und Weiterentwicklung, es gibt aber auch eine
Weiterentwicklung für jene Gruppen und Theaterstandorte, die heute keine
Empfehlung für Konzeptförderung erhalten haben, eine Weiterentwicklung im Sinne
der von uns angestrebten Theaterreform, die die Überwindung einzelner
Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zum Ziel hatte, die wir eben nun mit
dieser Theaterreform verändern wollen.
Da geht es um die Überwindung der
strikten Spartentrennung. Das heißt, es ist heute viel leichter möglich,
spartenübergreifende Projekte zu realisieren und auch finanziert zu erhalten.
Es ist heute auch möglich, eine gläserne Decke zu durchbrechen. Bisher war es
so, dass alle Theater mit fixen Häusern eigentlich eine langfristige gute
Förderung garantiert hatten, dass aber jene freie Gruppen, die kein fixes Haus
hatten, eher kürzerfristige
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