Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 68
größere Formen von Geschäften auch in Einkaufsstraßen unterzubringen. Hier gibt es eine eigene Widmungskategorie, die in einer Studie schon vor mehreren Jahren dazu ausgearbeitet wurde, welche Einkaufsstraßen sich dafür eignen und welche Größenordnungen hier gewählt werden sollen. Die letzte Bauordnungsnovelle hat darauf Bezug genommen, und wir haben in der Mariahilfer Straße zum Beispiel darauf schon reagiert.
Wir werden das im Zuge der Widmungen für die nächsten
Geschäftsstraßen auch tun, sodass sichergestellt ist, dass das, was
wirtschaftlich, betriebswirtschaftlich notwendig ist, nämlich sozusagen von
60-, 50-, 80-Quadratmeter-Geschäften zu größeren Formen, Quadratmeterformen,
-flächen zu kommen, auch in bestehenden Geschäftsstraßen möglich ist. Denn
davon auszugehen, dass auch künftig in kleinen Geschäftslokalen das passiert, was
in Großeinheiten passiert, nämlich dass die Menschen hinkommen, wenn man dort
das volle Sortiment bieten kann, davon können wir leider nicht mehr ausgehen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön.
Die nächste Zusatzfrage: Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Stadtrat, mir ist es auch aufgefallen, und der Herr Kollege Neuhuber, wo ich in
dieser Frage und vielen anderen Dingen, nicht nur in dieser Frage, seiner
Meinung bin, hat da jetzt sehr präzise gefragt, und ich habe mich auch an Ihre
8 000 m² erinnert. Und Sie haben jetzt – das spricht für Sie und auch für
Ihre Ehrenhaftigkeit – richtig zitiert: Die 20 000 oder 21 000 m² bei
der Messe betreffen Geschäfte und Büros. Und Sie haben wörtlich gesagt, das,
was ja die Kritik hervorruft, ist ein wirklich sehr, sehr großes, wiederum zu
großes Einkaufszentrum, das wiederum ursächlich das Geschäftssterben in dem
Gebiet weiter vorantreiben wird.
Jetzt widmen Sie oder jetzt ist in Überlegung,
20 000, eigentlich 21 000 m² zu widmen. Das steht so nicht drinnen.
Da steht: Eine Mischung aus Büros und Einkaufszentren. Und Sie haben exakt hier
im Gemeinderat – ich habe mir auch die Zahl gemerkt, weil man muss dem Herrn
Stadtrat immer sehr genau zuhören, und es spricht ja für Sie, dass Sie auch
Zahlen nennen, Ihr Pech ist, dass man dann halt im Protokoll nachschaut, was da
drinnen gestanden ist – von 8 000 m² gesprochen. Jetzt sind es
21 000!
Und wie erklärt man den Widerspruch? Dass es im Masterplan
Büro und Einkaufszentrum heißt, und schwups – und das ist ja die Kritik –, dass
Einkaufszentrenbetreiber so groß wie möglich bauen wollen, weil Einkaufszentren
die heißeste Immobilie in Wien sind. Und aus Renditegründen – und das ist meine
Kritik an der gesamten Stadtverwaltung, an der Stadtregierung – gibt man jetzt
denen nach, die riesige Einkaufszentren zu Lasten der Stadt bauen wollen.
Warum ist hier das wichtigste Wort heutzutage eines
Stadtplanungsverantwortlichen ausständig, nämlich Nein zu sagen. Wie erklären
Sie sich diesen Widerspruch?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Ich sehe keinen Widerspruch darin, dass an einer
Stelle, wo wir bisher außer Parkplätzen nichts haben, nämlich nicht den Grünen
Prater, sondern Parkplätze für Großveranstaltungen, die in den vergangenen
Jahren im Schnitt sechzehnmal stattgefunden haben, und dafür halten wir
Riesenflächen betoniert bereit - das ist eine Sache, die nicht wirklich
attraktiv ist –, ein Einkaufszentrum entsteht.
Zweiter Punkt: In diesem Bereich des 2. Bezirkes
wohnen 13 000 Menschen. Für diese 13 000 Menschen stehen keine
Nahversorgungsmöglichkeiten zur Verfügung, außer ein paar ganz kleine
Versorgungsmöglichkeiten. Dort eine bessere Versorgung zustande zu bringen, hat
viele Vorteile. Wenn gesagt wird, dass das vielleicht zu viel sein sollte,
könnte ich Ihnen die Vergleichszahlen von anderen Städten dieser Größenordnung
durchaus zur Verfügung stellen. Denken Sie nur an Eisenstadt mit seinen ungefähr
11 300 Einwohnern. Dort gibt es 37 000 m² Verkaufsfläche!
Das wirkliche Argument aber ist, dass sich die
Kaufleute der Taborstraße und die Kaufleute der Praterstraße gemeinsam
zusammengefunden haben mit den Betreibern dieses neuen Zentrums, des künftigen
Zentrums, und gemeinsam für die Einkaufswelt im 2. Bezirk Werbung machen
werden, also eine Integration von alt und neu in diesem Bezirk stattfinden
wird.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Mag Neuhuber, die letzte Zusatzfrage.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Nur eine kurze Nebenbemerkung, Herr Stadtrat, zur Kollegin Trammer. Wenn ich
das richtig gehört habe vorhin, dann hat sie davon gesprochen, dass die ÖVP in
der letzten Gesetzgebungsperiode immer die Einkaufszentren so gefördert hätte.
Also, wir können uns dann darüber unterhalten, Frau Trammer, wo das so
besonders der Fall war, aber Sie können das nicht vergleichen mit der
Hyperförderung der Wiener SPÖ für die Einkaufsflächen.
Herr Stadtrat! Lassen wir jetzt einmal die Zahlen
beiseite. Sie haben jetzt richtig gesagt, dass der zukünftige Betreiber dieses
Einkaufszentrums – wobei "Betreiber" ja interessant ist, Sie sind
bisher weder Eigentümer noch haben Sie die Widmung vorgenommen für dieses
Einkaufszentrum, weil es gibt die dort noch gar nicht –, dass dieser Betreiber,
und das ist gut so und das ist auch richtig so, die Einkaufsstraßen aus dem
2. Bezirk einbindet in die Aktivitäten und auch deren Werbung fördert
beziehungsweise gemeinsame Werbeaktivitäten abgehalten werden. Das mag
vielleicht für kurze Zeit das Überleben von Einzelhandelsgeschäften in diesen
Einkaufsstraßen sichern.
Die Frage ist nur: Verlässt sich die Stadt Wien, Ihr
Ressort und das Finanzressort in Zukunft völlig auf Private? Wo sind die Vorschläge
Ihres Ressorts zur zusätzlichen Unterstützung und Förderung von Einkaufsstraßen
genau in solchen Gebieten?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat! Wir
können auch über die Zahlen gerne noch einmal
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular