Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 68
rund um die Uhr und Tag und Nacht aktiv waren, um zu unterstützen, bei Mag°Keri von unserem Krisenmanagement und bei Dr Kaff, dem Chefarzt der Wiener Rettung, die wirklich bis zur Selbstaufopferung für die anderen gearbeitet haben und ganz tolle Leistungen erbracht haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. – Die 1. Zusatzfrage kommt von Herrn Mag Chorherr.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Erstens
möchte ich mich hundertprozentig Ihren Ausführungen anschließen, was diese auch
in Österreich wirklich über alle Grenzen hinausgehende Welle der Betroffenheit,
aber auch die Hilfsbereitschaft betrifft. Heute im Morgenjournal habe ich
gehört, dass, ich glaube, 27 Millionen EUR für Nachbar in Not gespendet
wurden. Und wenn man den Begriff “Nachbar“ auch auf Menschen in Südostasien
bezieht, so kann man, glaube ich, wenn man das Schreckliche beiseite lässt oder
jetzt überwindet, zu einer neuen Welle kommen.
Die
Bundesländer und die Bundesregierung haben eine gemeinsame Finanzzusage von
rund 50 Millionen EUR gegeben. Das ist auch ein großer Kredit in dem
Sinne: Wird dieses Geld a) auch wirklich eingesetzt, b) wird es sinnvoll
eingesetzt? Was nicht so einfach ist. Also man kann mit viel Geld und auch mit
gutem Willen Kritisches machen. Da wird in einigen Jahren zu Recht von sehr
vielen Menschen, die gespendet haben, die keine Möglichkeit haben, das zu
beeinflussen, sehr genau hingeschaut werden.
Ich
habe jetzt ein bisserl auf der vom Bundeskanzleramt eingerichteten Stelle
recherchiert. Da habe ich, was die Stadt Wien betrifft, ein Projekt in Sri
Lanka gefunden. Können Sie ein bisschen genauer, so weit es möglich ist,
skizzieren, welche konkreten Aufbauprojekte von der Stadt Wien ins Auge gefasst
werden. Und vielleicht können Sie auch in Aussicht stellen – weil das
vielleicht vom Umfang her zu lange dauern würde –, zu welchem Zeitpunkt man
sagen kann, wir geben jetzt einmal einen Zwischenbericht, um den vielen, die
uns fragen, was da eigentlich mit dem Geld genau geschieht, in gewisser Weise
Rechenschaft geben zu können, weil es um Steuermittel geht und weil es – ich füge
es noch einmal hinzu – nicht einfach ist, so ohne weiteres in dieser Region
tätig zu werden.
Also,
welche konkreten Projekte, außer dem Sri-Lanka-Projekt, das zu unterstützen
ist, sind begonnen? Und wann halten Sie es für einen vernünftigen Zeitpunkt –
sei es hier im Gemeinderat, sei es schriftlich, sei es im zuständigen Ausschuss
–, einen Zwischenbericht abzuliefern?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir von dem ersten Schritt der Akuthilfe jetzt zu dem Schritt kommen, was an Wiederaufbau notwendig ist. Ich stimme Ihnen zu, dass das nicht ganz so einfach ist, denn ich glaube, dass der Begriff, um den sich beim Wiederaufbau alles drehen muss, der Begriff der Nachhaltigkeit ist. Dieser Begriff der Nachhaltigkeit, den würde ich gerne auf viele andere Dinge auch ausweiten, etwa auch auf die Nachhaltigkeit der Betroffenheit.
Es ist zwar sehr, sehr traurig, dass es so einer Katastrophe bedarf, aber dass nun darüber diskutiert wird, dass neben so einer entsetzlichen Flutkatastrophe, die so viele Menschenleben fordert – was, wie ich lese, ich bin da keine Expertin, alle 150 Jahre passiert –, die ungerechte Verteilung von Gütern, Grund und Boden und Einkommen auf dieser Welt sehr viel mehr Menschen, und zwar alltäglich – und ich verwende dieses im dem Zusammenhang schlimme Wort hier sehr bewusst – passiert, dass nun also auch darüber diskutiert wird, ist für mich auch ein Teil dieser Nachhaltigkeit.
Ich hoffe, dass die Diskussion, die jetzt über die armen Regionen der Welt begonnen hat und die zum Teil sehr konkret ist, wenn wir zum Beispiel den beschämend geringen Anteil an Entwicklungshilfe, die ein so reiches Land wie Österreich leistet, betrachten, dann erhoffe ich mir doch auch hier Veränderungen, und ich erhoffe mir, dass die Nachhaltigkeit der Diskussion auch in diesem Zusammenhang gegeben ist.
Aber jetzt im engeren Sinn zum Begriff der Nachhaltigkeit. Ich halte es für eine sehr gute Idee, dass unser Herr Bürgermeister bei der Sitzung im Bundeskanzleramt, wo es darum gegangen ist, die Wiederaufbaumaßnahmen zu koordinieren, vorgeschlagen hat, dass jedes Bundesland sich konkret ein Projekt oder mehrere Projekte vornimmt. Wir sind gerade dabei zu prüfen, was es hier alles an Projekten gibt, weil es eben, wie Sie richtig gesagt haben, unter anderem auch auf Grund politischer Rahmenbedingungen nicht immer einfach ist, hier auch sehr positive und nachhaltige Hilfe zu leisten.
Die konkretesten Projekte haben Sie zum Teil schon erwähnt. Das ist das Schulprojekt in Sri Lanka, aber auch ein zweites Projekt, nämlich das Projekt Women's Cooperation, das auch im Zusammenarbeit mit diesem Schulprojekt steht und das mir als Frauenprojekt natürlich besonders wichtig ist. Dabei geht es darum, Frauen auch Ausbildungen und Arbeitsmöglichkeiten zu geben, was wohl die sinnvollste Art von Nachhaltigkeit ist, weil eben hier Frauen dann die Möglichkeit bekommen, sich selber zu erhalten.
Das
heißt, bei diesen beiden Projekten ist es schon konkret, dass sich die Stadt
Wien ihrer annehmen wird, bei anderen sind wir noch in Absprache, Kooperation
und Zusammenarbeit mit vielen Organisationen. Für mich gilt ein Grundprinzip:
Sinn macht es nur dann, wenn es vor Ort vertrauenswürdige, mit den lokalen Gegebenheiten
vertraute Partner und Partnerinnen gibt, denn ich glaube, es macht wenig Sinn,
da mit so einem eurozentristischen Zugang zu sagen, wir helfen jetzt aus
unserer Sicht, sondern es ist notwendig, die Verhältnisse vor Ort zu kennen, zu
respektieren, die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu kennen und zu
respektieren. In diesem Sinne sollen auch weitere Projekte ausgewählt werden.
Bei dem Projekt der One World Foundation und dem zweiten Projekt, der Women's
Cooperation, wissen wir, dass das der Fall ist, bei anderen muss es erst
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