Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 119
im Budget 2006 budgetiert wird. Dann gibt es aber plötzlich ein Stärkungsmittel in Höhe von einer Million einfach so, weil der Herr Bürgermeister sich halt dieses Thema als Hobby genommen und beschlossen hat, dieses mit einer Million zu sponsern:
Das ist echt unerträglich, denn so geht man nicht mit
einer Szene in Wien um! Es ist den Menschen, die alle um ihre Gelder kämpfen,
nicht erklärbar, warum es immer ältere Herren sind. Nun ist Herr Prof Schmidmayer
kein älterer Herr, er ist aber ein Schüler von Zeilinger, und man weiß ja, wie
gut Zeilinger beim Herrn Bürgermeister und bei der Wissenschaftsszene in Wien
verankert ist. Die Förderung wird also immer älteren Herren gegeben, und die
jüngeren kommen über die älteren Herren herein und bekommen dann ihre
Millionen.
Jetzt ist es gut und schön, wenn man sagt: Okay, Wien
wird das Zentrum der Atomoptik, der Quanteninformation, was auch immer. Aber
das steht ja nirgends! Ich dachte immer, es ist Life Science Industry, aber
jetzt machen wir halt auch noch auf Atomoptik. Gut!
Da erhebt sich auch wieder die Frage nach der
Wissenschaftsstrategie dieser Stadt, die nie beantwortet wird. Nie gibt es eine
Antwort, was die Strategie der Stadt in Bezug auf Wissenschaft und auf
Forschung ist, wo wir hin wollen und was die Themen sein sollen.
Ich stehe, wie gesagt,
wirklich sehr auf Grundlagenforschung, und ich finde, dass all das, was dort
erforscht wird, wirklich sehr interessant ist. Aber dann investieren wir in ein
Forschungsfeld, von dem Prof Zeilinger selbst sagt, dass die Quantenphysik
nicht verifizierbar und falsifizierbar ist, sondern man einfach einmal
probiert, was geht. Das ist der Sinn der Grundlagenforschung. Im Akt werden
dann Dinge versprochen, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen, etwa dass
die tollsten Rechner vor der Tür stehen werden und und und. Eigentlich steht
man erst ganz am Anfang dieser Technologie. Auch Prof Schmidmayer selbst
gibt zu, dass man da noch nicht so weit ist, und das steht auch im Brief von
Rektor Skalitzky. Dort ist zu lesen: „Mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit“, „falls von industrieller Relevanz“, „auch wenn es zum
jetzigen Zeitpunkt etwas vermessen erscheint, konkrete Produkte anzubieten“.
Das heißt: Es wird da über
irgendetwas geforscht, was gut ist. Man weiß eigentlich noch nicht, was dabei
herauskommen wird. Auch gut: Das ist der Sinn der Grundlagenforschung. Und es
gibt dafür eine Million, weil sich der Herr Bürgermeister – und ich
zitiere: „eine Wissenschafterin aus der Szene der Experimentalphysik, ein
Schoßhündchen Quantenphysik“ halten möchte. Es gibt schöne Fotos, man kann sich
mit einem Prof Schmidmayer und einem Prof Zeilinger ablichten lassen,
und diese Fotos werden dann vielleicht in diesen Zeitungen abgebildet. Es ist
aber wissenschaftlich nicht erklärbar und nicht fundiert, warum es dafür
einfach so locker 1 Million EUR gibt. – Wir werden diesem Akt
sicherlich nicht zustimmen. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet.
Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr
Michael LUDWIG: Ich denke,
dass es auch ein Schwerpunkt der Wissenschaftsförderung der Stadt Wien ist,
sich besonders mit jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern auseinander
zu setzen. Da gebe ich dir völlig Recht. Das ist notwendig für eine
zukunftsorientierte Stadt.
Auf diesem Gebiet geschieht
auch sehr viel, und zwar durch die Initiativen des Wissenschaftsreferates,
durch die Aktivitäten einer Reihe von Fonds, die wir im Bereich der Stadt Wien
haben, bei denen es auch einen besonderen Orientierungsschwerpunkt für junge
Wissenschafterinnen und Wissenschafter gibt.
Die Stadt Wien hat aber auch
andere Einrichtungen geschaffen. Wir beide sind ja beispielsweise auch im
Kuratorium des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds. Dort
ist es uns erst vor kurzem gelungen, Gastprofessuren für zwei Biotechnologen
einzurichten, die zwar schon weltweit große Anerkennung gefunden haben, aber
noch sehr jung sind. Diese können jetzt hier bei uns in Wien forschen.
Ich denke, dass es aber auch
notwendig ist, darüber hinausgehende weltweit anerkannte Experten und
Wissenschaftler nach Wien zu holen und sie auch hier zu binden, und zwar
strategisch orientiert. Diese Forderung von dir kann ich nur unterstreichen!
Das ist wichtig. Das tut die Stadt Wien aber auch! Wir haben uns im Bereich der
Wissenschafts- und Forschungsentwicklung ganz spezielle Schwerpunktthemen
vorgenommen, aber darüber hinausgehend auch im Bereich der Wirtschafts-,
Wissenschafts- und Forschungsentwicklung. In diesem Zusammenhang sind zum
Beispiel Biotechnologie und Kommunikationstechnologie wichtige Themen, da
bildet nun aber auch die Nanotechnologie einen wichtigen Schwerpunkt.
Das ist mit ein Grund, dass
der wichtige Quantenphysiker Jörg Schmidmayer, der weltweite Anerkennung
gefunden hat, hier in Wien auch gebunden werden soll. Und es sind nicht
unbekannte Dinge, die er vermittelt, sondern auch ganz wichtige
Schwerpunktthemen für die wirtschaftliche Entwicklung. Da werden zum Beispiel
Miniaturversionen für ultrapräzise Atomuhren oder Navigationssysteme oder auch
die Messung elektrischer und magnetischer Felder behandelt, also alles Dinge,
die in der Nanotechnologie auch hinsichtlich industrieller Entwicklung eine
große Rolle spielen können, beispielsweise etwa auch in der
Atomchip-Produktion.
Wenn wir wollen, dass Wien,
das schon in den letzten Jahren von der Schornsteinindustrie weggegangen ist,
in Richtung eines modernen wissenschafts- und wirtschaftsorientieren Standorts
geht, dann ist es, glaube ich, notwendig, gerade solche
Wissenschaftsschwerpunkte zu binden und auch mit entsprechenden personellen
Exzellenzen zu versehen.
Ich
denke, zusätzlich spricht noch die gute Zusammenarbeit zwischen einer
Universität, in diesem Fall die Technische Universität der Stadt Wien, und
einem Privaten, das ist in diesem Fall die Firma Siemens, besonders für dieses
Projekt. Daher glaube ich, dass diese
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