Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 119
Bau- und Investitionskostenzuschüsse so manches getrieben wird, was unserer Aufmerksamkeit entzogen werden soll und bei dem es ganz angenehm ist, dass wir erst im Nachhinein die Abrechnung bekommen. Gerade bei diesem Punkt habe ich ein schlechtes Gefühl und viel Bauchweh. Daher werden wir auch diesem Rahmenbetrag dieses Jahr nicht zustimmen.
Lassen Sie mich noch kurz auf den dritten Punkt
zurückkommen, der die Theaterreform betrifft. Ich habe es in der Budgetrede
schon angesprochen: Ein wichtiger und zentraler Baustein der Theaterreform
waren und sind die Co-Produktionshäuser. Das ist immer Teil der Diskussion
gewesen, es war eine Grundvoraussetzung und Grundbedingung unserer Zustimmung
zu dieser Theaterreform. Ich muss jetzt, eineinhalb Jahre später, feststellen,
dass wir am gleichen Nullpunkt wie vor eineinhalb Jahren stehen!
Zwischendurch wurde uns versichert, es wird an
Konzepten gearbeitet, im Kabelwerk hier, im Künstlerhaus dort. Nichts davon -
nichts davon! - liegt schriftlich vor, nichts davon ist meines Wissens auch nur
in Annäherung an eine Realisierung, und damit machen wir uns alle
unglaubwürdig, unglaubwürdig gegenüber einer Szene, die Vertrauen in uns als
Politikerinnen und Politiker legt, dass wir hier etwas vorhaben, was ihnen
nutzt. Wie soll ich in Zukunft die Theaterreform verteidigen, wenn ich damit
konfrontiert bin, dass ein zentraler Baustein und eine Vereinbarung, die wir
getroffen haben, in dieser Form gehandhabt wird?
Ich halte das für mehr als problematisch und möchte
an dieser Stelle auch öffentlich Folgendes sagen: Wenn ich nicht in den
nächsten Monaten das Gefühl haben, dass hier tatsächlich etwas weitergeht, dann
werden wir uns sehr, sehr gut überlegen müssen, ob diese Theaterreform weiterhin
unsere Unterstützung finden kann! Denn hier gab es Abmachungen und Bedingungen,
unter denen wir diese Theaterreform unterstützt haben, und wenn ich den
Eindruck gewinnen muss, dass zentrale Abmachungen nicht eingehalten werden,
dann sehe ich keinen Anlass mehr, dass wir diese Reformen in dieser Form
unterstützen können. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Etwas Letztes möchte ich noch zur Subvention für das
Kindertheater MOKI sagen. Das Kindertheater MOKI ist eine Theatergruppe, die in
dieser Stadt von vielen Kindern sehr geliebt wird, das ist gar keine Frage.
Aber auch hier gilt es: Die Abmachung war, in der Theaterreform werden jene
Häuser, jene Projekte, jene Gruppen unterstützt, die Empfehlungen bekommen -
Empfehlungen von der Theaterjury, Empfehlungen vom Kuratorium -, und nicht
Einzelentscheidungen des Herrn Stadtrats getroffen. Wir haben das jetzt leider
schon ein Mal, zwei Mal, drei Mal zu oft bemerken müssen, dass dann - immer
auch gut argumentierbar, weil die doch so nette Arbeit machen! - trotzdem
entgegen den Entscheidungen vorgegangen wird.
Sehr geehrte Damen und Herren! Entweder man einigt
sich auf Spielregeln, dann müssen sie für alle gelten, oder wir können alles so
belassen, wie es ist oder wie es vor der Theaterreform war, nämlich dass einmal
hier, einmal dort entschieden wurde, dass der Politiker oder die Politikerin
sehr viele Entscheidungen allein getroffen hat und die Beiratsentscheidungen
auch von Politikern nicht eingehalten worden sind, dass die Künstlerinnen und
Künstler in Wahrheit keine genaue und präzise Vorstellung davon haben konnten,
wie entschieden wird.
Wenn wir jetzt wieder den alten Weg einschlagen, dann
haben wir die letzten eineinhalb Jahr völlig umsonst für die Theaterreform
gekämpft! Das würde mir persönlich sehr Leid tun, und ich empfinde es auch als
Affront gegenüber uns, die wir diese Theaterreform unterstützen, dass hier von
Ihnen, lieber Herr Stadtrat, so vorgegangen wird. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet: Herr
Dr Wolf. - Bitte.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bekanntlich beruhigt es, Geld eingesteckt zu haben, wenn
man weggeht; man weiß ja nie, ob man sich was kaufen muss oder will, oder ob
man auch was zu zahlen hat. Für Privatpersonen ist das eine einfache
Geschichte: Sofern man nicht von der Wiener Arbeitslosigkeit betroffen ist,
geht man zum Bankomat, hat eine Ziffernkombination und kann sich Geld holen.
Die Rahmenbeträge scheinen Bankomat-Funktion für die Kulturpolitik zu haben:
Man lässt sich Geld genehmigen, um es dann auszugeben. Wie, warum, wofür,
erfährt die Opposition nicht, oder bestenfalls aus Kontrollamtsberichten, wenn
etwas zu bemängeln war.
Im Kulturressort werden 10,65 Millionen EUR
in Form von Rahmenbeträgen vergeben. Das ist sehr viel Geld. Seltsamerweise ist
das in anderen Ressorts nicht so geregelt, dort gibt die Einrichtung der Rahmenbeträge
kaum. 10,65 Millionen EUR werden ad libitum vergeben, diverse
Projektförderungen, Einzelförderungen, die dann summiert werden, aber es wird
vorher genehmigt. So wird die parlamentarische Kontrolle ausgetrickst, so hat
die Opposition keine Möglichkeit, Transparenz zu bekommen und zu sehen, was mit
dem Geld eigentlich geschieht. Diverse Projektförderungen an theaterfreie
Gruppen: 2,7 Millionen EUR; Bau- und Investitionszuschüsse, von denen
schon gesprochen wurde, Theater 2,8 Millionen, Wissenschaft
1,350 Millionen. Es beruhigt, wenn man Geld hat, das man dann einfach
vergibt oder das man dann vielleicht dem Petenten nach dem Gießkannenprinzip
auszahlt. Das kann nicht eine moderne, zukunftsorientierte Kulturpolitik sein!
Diese Intransparenz ist etwas, was
sich in vielen Punkten zeigt; ich möchte Ihnen nur einen kurz nennen. Da gibt
es Vereine, die bereits Subventionen bekommen haben und dann aus irgendwelchen
Rahmenbeträgen zusätzlich noch einmal Geld erhalten. Das ist nicht
nachvollziehbar. Der Aktionsradius Augarten bekommt eine Subvention von
299 000 EUR, und dann aus dem Rahmenbetrag Interkulturelle
Aktivitäten noch einmal 10 000 EUR. Das ist keine Transparenz, das ist
genau dieses Bankomat-System, von dem ich gesprochen haben. (Beifall bei der ÖVP.) Es wird das Geld
nach
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