Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 80
Dokumentation in zweckmäßiger
Weise zu liefern. Bei der Einrichtung von Wohnplätzen für Behinderte fehlten
wettbewerbsfördernde Elemente gegenüber den Trägerorganisationen; Schwächen
traten weiters hinsichtlich der diesbezüglichen Kontrolle beziehungsweise des
Qualitätsmanagements auf. Beim Behindertenfahrtendienst bestanden Mängel in der
Organisation. Die Auswertung der Entgeltstrukturen zeigte ein für die Stadt
Wien nachteiliges Tarifmodell auf. Geänderte Tarif- und Abrechnungsvarianten
würden Einsparungen bis zu 2,3 Millionen EUR jährlich ergeben.
Ab dem Haushaltsjahr 2002 wurden
im Magistrat Geschäftsgruppenbudgets eingerichtet. Auf Grund der vorgegebenen
Gliederung der Rechenwerke nach haushaltswirtschaftlichen, funktionellen und
ökonomischen Gesichtspunkten war ein unmittelbarer Vergleich der Ergebnisse der
Haushaltsoperate mit jenen der Geschäftsgruppen nicht möglich. In den
Rechnungsabschlüssen 2002 und 2003 fanden die bei der Magistratsabteilung 12
aufgezeigten Mängel in Form beträchtlicher Überschreitungen ihren zahlenmäßigen
Niederschlag. Ursache für die Abweichung vom Gesamthaushalt in den
Rechnungsabschlüssen 2002 und 2003 in der Größenordnung von je rund
30 Millionen EUR war vor allem eine unrichtige Interpretation anlässlich
der erfolgten Umstellung der Budgetierung im Unternehmensbereich von Brutto-
und Nettoveranschlagung.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Aus Zeitgründen habe ich nur
einige Beispiele gebracht. Jedenfalls ist es aber auf Grund der Fakten und
Beispiele, die ich Ihnen gebracht habe, sowie auf Grund der dürftigen
Unterlagen, die wir als Gemeinderäte bekommen, seriöserweise nicht möglich,
diesem Voranschlag zuzustimmen. Im Übrigen – das möchte ich auch noch hier
anbringen – können aber auch Fachleute in diesem Budgetvoranschlag nicht
erkennen, wo sich die Elemente einer Pflegemilliarde befinden. Daher, meine Damen
und Herren, können wir diesen Voranschlag nicht unterstützen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde heute nicht das wiederholen, was wir
einander ohnehin, Frau Stadträtin, immer wieder im Ausschuss und auch in diesem
Kreis schon erzählt haben, nämlich die Fakten über die Wirtschaftlichkeit des
Krankenanstaltenverbundes, den Umstand, dass die Zahl der Akutbetten zu hoch
ist und so weiter und so weiter. Ich werde auch nichts zur Pflegemilliarde und
schon gar nichts zum Pflegeombudsmann sagen. Dazu haben wir andernorts
Gelegenheit.
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute
möchte ich Sie mit zwei besonders ärgerlichen Beispielen von Geldverschwendung
beziehungsweise von Fehlsteuerung und Fehlinvestition im Gesundheitswesen
konfrontieren. Man sollte nämlich die Politik der Gemeinde Wien und der
Gesundheitsstadträtin daran messen, welche Missstände sie abstellt, welche
Strukturprobleme sie löst und wo sie wirklich mit einer gerechten
Gesundheitsversorgung ernst macht. Und gerechte Gesundheitsversorgung bedeutet,
dass man in Zeiten der zunehmenden Defizite darauf achtet, dass die Menschen
gut versorgt sind, die es im Gesundheits- und Sozialsystem schwer haben und die
keinen mächtigen Fürsprecher für ihre Interessen haben.
Dass dem nicht so ist und dass diese Menschen
buchstäblich und systematisch in der Gemeinde Wien allein gelassen werden,
beweisen die Einführung des Spitalskostenbeitrages, der Umstand, dass wir nach
wie vor eine Fließbandabfertigung bei der Dialysebehandlung haben und dass es
in den Pflegeheimen – das wissen wir alle hier – nach wie vor ein
Bitte-warten-auf-bessere-Verhältnisse gibt.
Ich kann Ihnen heute zwei Beispiele zu Gehör bringen,
wie die Gemeinde Wien eine sehr mächtige Gruppe im Gesundheitswesen, einzelne
Ärzte beziehungsweise Gruppen von Ärzten und Ärztinnen, mit einer Politik der
Großzügigkeit unterstützt, die nicht zu dulden ist.
Erstes Beispiel – wir haben hier noch nicht
darüber geredet –: Der Rechnungshof hat im vergangenen Frühjahr die
Universitätskliniken, unter anderem auch das AKH, untersucht und hat
festgestellt, dass die Sondergebühren dort nicht den Bundesgesetzen
entsprechen, sprich: Die Regelung, die der Landesgesetzgeber für die Abrechnung
der Privathonorare der leitenden Ärzte im AKH und in den anderen
Gemeindespitälern zulässt. Es ist gut so, dass es Privatpatienten und
-patientinnen gibt, die in den öffentlichen Krankenhäusern behandelt werden.
Wir wollen, dass sich die Zahl derer, die nicht in die Goldene Meile, also in
Privatspitäler, geht, erhöht und dass die öffentlichen Krankenhäuser
Privatpatienten und -patientinnen als Kunden im Haus haben.
Jetzt sollte man meinen, dass es im Interesse des
Krankenhausträgers und damit der Gemeinde liegt, diese Privathonorare, die hier
lukriert werden, gewinnbringend für das Haus und gerecht unter dem
Gesundheitspersonal aufzuteilen. Stattdessen erlaubt die Regelung, die die
Stadt Wien nicht nur eingeführt hat, sondern nach wie vor gegen den
Rechnungshof verteidigt, dass die leitenden Ärzte in öffentlichen Spitälern der
Stadt private Verrechnungsgesellschaften gegründet haben. Diese privaten
Verrechnungsgesellschaften haben einen Abrechnungskreis außerhalb des
Krankenhauses für ihre Honorare installiert, und niemand darf hineinschauen,
der Rechnungshof nicht, obwohl er es gerne tun würde, und das Kontrollamt
nicht. Sie bekommen einen Kaffee serviert, aber keine Abrechnungen. Und der
Stadt Wien und der Frau Stadträtin – und das ist das besonders Ärgerliche
daran – ist es, wie sie mir in einer Anfragebeantwortung auch zugeben
musste, egal, dass die Abrechnung außerhalb ihrer Kenntnis läuft. Sie hat mir
lapidar mitgeteilt: Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung, und ich will auch
nicht wissen, was hier an Privathonoraren eingenommen wird.
Im AKH gibt es eine Besonderheit in diesem Zusammenhang, denn
in den anderen Gemeindespitälern ist es
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