Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 80
Nun gelangt Herr GR Lasar zu Wort. – Bitte.
GR David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir wissen alle, dass die soziale Situation in Wien immer
angespannter wird, zum einen durch die demographische Entwicklung, auf Grund
welcher es immer mehr pflegebedürftige Menschen in unserer Stadt gibt, aber
auch durch die hohe Arbeitslosigkeit. Zusätzlich werden natürlich auch auf
Grund des Zuzugs die Sozialhilfekosten in der nächsten Zeit weiter ansteigen.
In Deutschland spricht man in diesem Zusammenhang zum Beispiel bereits vom
“Zuzug ins soziale Netz“.
Erst am 6 Dezember konnte man im “KURIER“ unter dem
Titel "Ausländer haben künftig Anspruch auf Sozialhilfe" lesen, was
auf diese Stadt in diesem Bereich noch zukommen wird. Da hilft es auch nicht,
dass Frau StRin Brauner vom “Schreckgespenst Unsinn“ redet und zu verharmlosen
versucht. Tatsache ist, dass, worüber wir in den letzten Jahren unzählige Male
gesprochen haben, die so genannte Freizügigkeitsrichtlinie der EU zu einem
weiteren Anstieg der Sozialhilfe führen wird. Die Durchschnittslöhne im Osten
sind sogar niedriger als bei uns die Sozialhilfe, und die Möglichkeiten, die
Regelungen dieser Richtlinie zu umgehen, sind auch schon evident und natürlich
bestens bekannt. Ich warte jetzt eigentlich nur mehr darauf, dass Sie, Frau
Stadträtin, sagen: Das konnte niemand voraussehen, das konnte niemand ahnen!
Dann werde ich Sie aber an unsere Initiativen und Wortmeldungen erinnern!
Kommen wir nun aber wieder zum Voranschlag zurück. –
Wir wissen, dass die Kosten für die Behandlung von Personen, die keine
Krankenversicherung haben, enorm hoch sind. Leider – das muss ich wirklich
betonen – finden wir diese Zahlen nicht mehr im Budgetvoranschlag. Früher,
als der Krankenanstaltenverbund diese Kosten für uneinbringliche Aufwendungen
noch im Ausschuss beschließen lassen musste, hatten wir einen ungefähren
Überblick über die Situation. Heute bekommen wir als Gemeinderäte keine
Informationen mehr. Und auch im Wirtschaftsplan – und das muss ich Ihnen
auch ankreiden! – finden wir gar nichts mehr darüber.
Ich frage mich angesichts dieser Zahlen im Voranschlag, wie
Sie von uns eigentlich verlangen können, dass wir einem solchen Budget
zustimmen! Und ich wundere mich auch sehr, dass der Krankenanstaltenverbund angesichts
dieser Budgetziffern überhaupt zustimmen kann und zustimmt.
Zudem frage ich mich, wie wir dem Wirtschaftsplan zustimmen
sollen, denn auch dieser Wirtschaftsplan wirft viele offene Fragen auf, zum
Beispiel die Frage nach der Pflegemilliarde, nach den leer stehenden
Einrichtungen, nach den Schwesternheimen, die um teures Geld saniert werden,
für die der Krankenanstaltenverbund sich in Schulden gestürzt hat und die jetzt
leer stehen, und die Frage nach den Sonderverträgen.
Dass die Investitionen im Pflegebereich nicht ausreichen
werden und dass Sie die Investitionen, die selbstverständlich sein sollen, als
Pflegemilliarde verkaufen werden, ist – das muss ich Ihnen sagen –
eigentlich auch absehbar. Gerade nach den letzten Jahren, nachdem eine Untersuchungskommission
deutlich aufgezeigt hat, welche Investitionen notwendig wären, ist das eine
ganz große Katastrophe für die Wiener Patienten, die pflegebedürftig sind und
die in den Einrichtungen der Gemeinde behandelt werden. Diesbezüglich war zum
Beispiel die Frau StRin Pittermann – das muss ich Ihnen ehrlich
sagen – schon sehr mutig. Sie hat einen Vorstoß in der Sache gewagt und
veranlasst, dass endlich einmal eine ehrliche Analyse über die Situation
erfolgt. Sie hat erstmals die Weisung erteilt, dass auch die städtischen
Pflegeheime kontrolliert werden sollen. Sie hat auch eine mutige Entscheidung
getroffen und hat den Pflegeombudsmann Dr Vogt eingesetzt.
Wenn ich mir allerdings jetzt das Pflegeheimgesetz ansehe, Frau
Stadträtin, dann muss ich feststellen, dass Sie den Pflegeombudsmann wieder
nicht gesetzlich verankert haben. In Anbetracht dessen muss ich Ihnen ehrlich
sagen: Das verstehe ich wirklich nicht, denn der Pflegeombudsmann hat sehr
viele Dinge aufgezeigt, die mittlerweile umgesetzt werden konnten und zu einer
deutlichen Verbesserung geführt haben! Ich befürchte, dass Sie seine Position
dadurch auf lange Zeit schwächen wollen. Ich muss es Ihnen noch einmal sagen:
Das verstehe ich gar nicht! (Beifall bei
der FPÖ.)
Ich möchte nachdrücklich noch
einmal festhalten: Ich hoffe, dass es sich vielleicht doch noch ergibt, dass
Sie den Pflegeombudsmann
in der nächsten Zeit gesetzlich verankern!
Auch im Zusammenhang mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund
verdient die angebliche Investitionsoffensive ihren Namen nicht. Der
Investitionskostenzuschuss, der im heurigen Jahr massiv gekürzt wurde, wird
2006 lediglich dem früheren Niveau angenähert. Ein Zweijahresvergleich zeigt
jedoch, dass der Investitionskostenzuschuss der Stadt trotz Offensive um
7 Millionen EUR hinter dem Budget 2004 zurückbleibt. Und die vom Herrn
Bürgermeister versprochene Pflegemilliarde fehlt eigentlich komplett im
Voranschlag 2006. Unsere Spitäler – und das ist das Traurige dabei –
können damit im nächsten Jahr nicht mehr alle notwendigen Ersatzinvestitionen
durchführen, und das bedeutet nichts anderes, als dass der Austausch von
veralteten Behandlungsinstrumenten oder kaputten Geräten auch 2006 nicht im
medizinisch erforderlichen Ausmaß erfolgen kann.
Sie haben aus der Vergangenheit
wirklich nichts gelernt! Im Gegenteil: Sie machen ganz genau so weiter, Sie
verkaufen sich allerdings dieses Mal besser. Aber Sie können uns glauben: Wir
werden es immer wieder schaffen, das aufzuzeigen, so wie wir es einst mit einem
Prüfverlangen an den Rechnungshof gemacht haben. – Jetzt liegt der Bericht
vor, und für den Sozialbereich muss Folgendes festgehalten werden – ich
werde Ihnen das jetzt anhand einiger Beispiele zitieren –: „Die 1999
angestrebten Ziele einer Neuorganisation der damaligen
Magistratsabteilung 12 wurden nicht erreicht. Im Bereich der Sozialhilfe
war das veraltete Informationstechnologie-Programm nicht geeignet, Daten für
Planung und
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