Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 80
Antidiskriminierungsstelle gesucht. Unter A wie
Antidiskriminierung habe ich festgestellt, dass diese nicht vorkommt. Das fällt
auf, ich war wirklich neugierig. Ich meine, mir ist schon klar, sie arbeiten
nicht ehrenamtlich und bekommen hier gutes Geld dafür, aber es gibt kein
Budget, das für Initiativen und Vereine zur Verfügung steht und das einen
eigenen Posten für diese Projekte darstellt.
Das ist ein Wunsch von mir, den ich schon länger
haben, weil ich auch glaube, dass Politik für Lesben, Schwule und Transgender
ein Teil der Diversitätspolitik ist. Es ist eine Querschnittsmaterie, es gehört
auch in allen Ressorts behandelt: Es ist Kulturpolitik genauso wie Wohnpolitik,
wie Sozialpolitik, wie Frauenpolitik und so weiter und so weiter. Daher mein
Wunsch, es in Zukunft wirklich als Teil der städtischen Diversitätspolitik zu
behandeln. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Aber ich weiß schon, den Hauptgrund für
Diskriminierungen von Lesben, Schwulen und Transgender haben wir der
Bundesregierung zu verdanken. Denn die ÖVP - wir haben ja mittlerweile
18 Prozent Repräsentanz der Bundesregierung, jetzt muss ich Sie ansprechen
- weigert sich seit Jahren beharrlich und kontinuierlich, irgendeine
Gleichstellung hervorzubringen. Es passiert genau nichts! Und wenn eine
Justizministerin sich ansatzweise überlegt, vielleicht doch etwas zu machen,
ist es wieder die ÖVP, die sich weigert, in Lebensgemeinschaften, wie sie es
sich vorstellen kann, etwas gleichzustellen. Aber von wirklichen
Gleichstellungen im Erbschafts- und Steuerrecht, im Fremdenrecht und so weiter
ist keine Rede.
Es tut mir Leid, auch das ist eine Beleidigung, es
ist auch eine Beleidigung für 10 Prozent der Wienerinnen und Wiener. Ich
bin ja selbst davon betroffen. Es passiert mir immer wieder, dass ich auf
Formularen "ledig" ankreuzen muss, obwohl es nicht der tatsächlichen
Realität entspricht. Ich bin nicht ledig, ich muss es aber ankreuzen, weil die
Bundesregierung es von mir verlangt. Das ist einfach absurd.
Daher fordern wir neben
einem Zivilpakt, der für gleichgeschlechtliche Paare und
verschiedengeschlechtliche Paare geschaffen werden soll, auch die Öffnung der
Ehe für Lesben und Schwule.
Bei aller Kritikwürdigkeit des Instituts und bei
aller Reformbedürftigkeit, die die Ehe natürlich hat, stelle ich daher den
Antrag – und das wäre wirklich eine Möglichkeit, dass von Wien ein ganz starkes
Signal an den Bund gerichtet wird –, die Ehe auf Bundesebene zu öffnen.
Ich fordere dann die sofortige Abstimmung.
Ich bitte einfach um Zustimmung, denn ich glaube,
dass eine Öffnung der Ehe wirklich bedeuten würde, dass sozusagen die letzte
Bastion fällt, die manchmal sakrosankt genannt wird, obwohl es zum Glück die
Trennung von Kirche und Staat gibt und die staatliche Ehe einfach etwas anderes
ist als die kirchliche Ehe. Daran muss man auch wieder einmal erinnern, und ich
hoffe auch, dass die ÖVP diesmal einmal wirklich umdenkt in dieser Richtung.
Man bekommt zwar manchmal Signale von einzelnen ÖVP-Politikerinnen und
-Politikern, schüchtern, na ja, vielleicht sollte man doch etwas machen, aber
der nächste ÖVP-Politiker, die nächste ÖVP-Politikerin legt sich wieder quer.
Also man könnte den Verdacht bekommen, es gibt in der ÖVP da ein ziemliches
Realo-Fundi-Problem.
In dem Sinne bitte ich um Zustimmung zu unserem
Antrag. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Puller. Ich bitte sie zum Rednerpult.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Stadträtin! – Entschuldigen Sie, ich habe jetzt die
Reihenfolge verwechselt. (Amtsf StRin Mag
Sonja Wehsely: Das macht nichts!) Danke schön.
Bei mir geht es ganz kurz. Ich bringe zwei Resolutionsanträge
ein, über die schon StRin Vana in ihrer Rede ausführlich berichtet hat.
Der erste betrifft die Förderung der Väterkarenz.
„Die zuständigen Stellen der Stadt Wien mögen
Maßnahmen zur Förderung der Väterkarenz entwickeln.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung
dieses Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal.“
Der zweite Antrag ist ein gemeinsamer Antrag mit Frau
Mag Sandra Frauenberger, SPÖ, betreffend Einführung eines Papamonats.
„Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung,
insbesondere das zuständige Regierungsmitglied, Sozialministerin Haubner, sowie
den Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, Dr Alfred Finz, auf, die
rechtlichen Rahmenbedingungen zur Einführung eines Papamonats für alle
Beschäftigten zu schaffen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“
Das war es auch schon. Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön.
Zu Wort gelangt die amtsf StRin Mag Wehsely. – Bitte
schön.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Herzlich
begrüßen möchte ich auch die wenigen, die es vielleicht gibt, die uns per
Internet heute zuschauen und sich damit befassen, wie es budgetär im nächsten
Jahr in dieser Stadt weitergeht.
Die heutige Debatte zeigt es, aber auch all jene, die
sich wirklich mit dem grünen Buch und dem Budget auseinandergesetzt haben, sehen
es sehr eindeutig, dass eines in meiner Geschäftsgruppe verwirklicht ist,
nämlich dass sie sehr vielfältig und sehr bunt ist. Das hat man in der heutigen
Debatte gesehen, und das macht allen jenen, insbesondere auch mir, Freude, die
in der Vielfalt etwas Positives sehen.
Insbesondere die Kolleginnen Frauenberger und Yilmaz
haben viele Vorhaben für das nächste Jahr bereits vorgebracht. Ich möchte daher
relativ konkret auf einige Wortmeldungen eingehen.
Beginnend mit der Frauenpolitik, liebe Kollegin Vana,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular