Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 80
Datensammlung sein soll.
Was Gender Budgeting nicht sein soll oder in unseren
Augen nicht sein darf, ist der Ersatz für aktive Frauenförderung, der aktiven
Frauenpolitik und eine unverbindliche Absichtserklärung ohne Ziel und ohne
klaren Zeitplan. Wir sind aber hoffnungsfroh. Wir sehen den
Gender-Budgeting-Ansatz in diesem Voranschlag als guten, als wichtigen, als
begrüßenswerten ersten Schritt, hoffen, dass die politischen Zielfestlegungen
nach einem vielleicht klaren Zeitplan noch kommen. Ich denke, wenn das gelingt,
ist Gender Budgeting in Wien wirklich ein großer Wurf und kann sich international
durchaus sehen lassen. Also ich zolle hier eindeutig Respekt. Die GRÜNEN werden
sich natürlich, unabhängig vom Gender-Budgeting-Prozess dafür einsetzen, dass
budgetwirksame Maßnahmen zu Gunsten von Frauen ergriffen werden.
Der zweite und letzte Punkt, auf den ich eingehen
möchte, auch wegen meiner Stimme, die sich jetzt endlich gefangen hat, ist der
Gleichbehandlungsbericht, der zwar erst morgen auf der Tagesordnung steht, aber
natürlich thematisch sehr gut in diese Geschäftsgruppe passt. Ich erspare mir
dann morgen eine Wortmeldung, weil die Frauenförderung im öffentlichen Dienst
im Gleichbehandlungsbericht, der alle drei Jahre vom Herrn Bürgermeister
vorgelegt wird, beinhaltet ist.
Ich hatte die letzten Jahre an dieser Stelle immer
den Frauenanteil und die Frauenförderung von Spitzenfunktionen im Magistrat im
Fokus, wo sich ein bisschen etwas tut. Also wir sehen schon auch die Erfolge,
die die internen Frauenfördermaßnahmen, die es gibt, bringen, aber nach wie
vor, und da werden Sie mir sicher alle Recht geben, ist die Situation von
Frauen in Spitzenpositionen im Magistrat noch nicht zufriedenstellend. Von der
50 Prozent-Frauenquote im Wiener Gleichbehandlungsgesetz sind wir weit
entfernt. Hier würden wir uns als GRÜNE schon mehr so genannte offensive
Umsetzungsmaßnahmen wünschen und warnen vor einem Ausruhen auf diesem
Gleichbehandlungsgesetz.
Wir wollen heute ein Thema in den Fokus stellen, das
mir beim Lesen des Gleichbehandlungsberichts ins Auge gesprungen ist und das ist
die extrem niedrige Zahl der Männerkarenzen im öffentlichen Dienst und
korrespondierend damit als Pendant die sehr hohe Zahl der
Teilzeitbeschäftigungen von Frauen und niedrige Werte bei der
Teilzeitbeschäftigung von Männern. Jetzt kann man sagen, das ist traditionell
so auf Grund der, wie immer man es bewerten will, der Herr Kollege lächelt, so
genannten traditionellen Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern. Wir
GRÜNEN, und ich nehme an, auch die Sozialdemokratie, sehen das naturgemäß nicht
so, sondern sehen hier Handlungsbedarf, um die subjektive Verantwortung von
Frauen für das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für das Thema
Kinderbetreuung und auch für das Thema Hausarbeit zu verteilen. Sie haben
sicher das IFES-Barometer auch dahin gehend zur Kenntnis genommen, dass sich in
Wien 80 Prozent der Frauen subjektiv für Hausarbeit, Familienarbeit und
Kindererziehung zuständig fühlen. Also hier ist enormer Handlungsbedarf
gegeben. Das hinzunehmen hieße, am graduierten Rollenbild festzuhalten.
Hier gibt es auch die niedrige Zahl der Männerkarenzen. Ich
glaube, die aktuellen Werte des öffentlichen Diensts liegen bei
98 Prozent. Also 98 Prozent der Karenzen im öffentlichen Dienst in
Wien werden von Frauen in Anspruch genommen. Das ist sogar ein höherer Wert als
in der Privatwirtschaft, wo immerhin 3,2 Prozent der Väter - das
"immerhin" lasse ich jetzt weg, streichen Sie das aus dem Protokoll,
weil das ist ein erdenklich niedriger Wert - Karenzen in Anspruch nehmen,
Tendenz steigend.
Auch bei der Teilzeitarbeit kann man sagen, wenigstens
arbeiten Frauen in Teilzeit, um nicht ganz aus dem Arbeitsmarkt geklammert zu
sein. In der Privatwirtschaft hört man das Argument oft. Wir GRÜNE teilen das
Argument nicht. Für uns GRÜNE ist Teilzeitarbeit unter den jetzigen
Rahmenbedingungen, nämlich unter den Rahmenbedingungen, dass sie vorwiegend
nicht existenzsichernd stattfindet, dass Teilzeitarbeit nicht nur niedrigere
Einkommen für Frauen bedeutet, meistens nicht existenzsichernd ist, sondern in
weiterer Folge schlechte Aufstiegschancen, schlechtere Karrieremöglichkeiten,
niedrigere Pensionsansprüche bedeutet, als Falle und, wenn man sich die Zahlen
anschaut, leider als einseitiges oder nur den Frauen gestelltes Problem. Hier
gilt es gegenzusteuern, auch gegen die subjektive Verantwortlichkeit von
Frauen.
Im Bund ist das derzeit ein Thema, nämlich ein Thema, nicht
nur die Reform des Kindergelds, sondern auch Väterkarenz zu fördern, zum
Beispiel durch eine Einführung eines so genannten Papamonats, wo auch Väter die
Möglichkeit auf unbezahlten Urlaub in manchen Bereichen hätten, aber auch
Anreizmodelle entwickelt werden, Vätern die finanziell abgesicherte Möglichkeit
zu geben, zumindest in den ersten Lebenswochen des Kindes mit der Mutter
gemeinsam bei dem Kind zu sein. Denn die Absenz der Väter bei der
Kinderbetreuung wird seit Jahren kritisch diskutiert und es ist mittlerweile
unbestritten, dass Väter für die Entwicklung des Kindes von Anfang an wichtig
sind und dass Kindererziehung vom ersten Tag an nicht allein ein Frauenproblem
ist, sondern ein gemeinsames Problem, natürlich dort, wo es Väter gibt, muss
ich einschränkend hinzufügen. Den Vätern sollte auch die Chance zum Einstieg in
eine dauerhafte Verantwortung für ihr Kind finanziell abgesichert gegeben werden.
Das heißt, ich freue mich, dass wir heute gemeinsam mit der
Sozialdemokratie einen Antrag stellen, den Bund, nämlich namentlich
Sozialministerin Haubner und Beamtenstaatssekretär Finz aufzufordern, für die
rechtlichen Bedingungen zur Einführung eines Papamonats für alle Beschäftigten
Sorge zu tragen.
Darüber hinaus stellen die GRÜNEN
heute einen Antrag - die Frau Kollegin Puller wird das dann tun -,
Väterkarenzmodelle auch im öffentlichen Dienst der Stadt Wien zu entwickeln.
Ich denke, dass das ein wichtiges Signal der Stadt Wien wäre, Anreizmodelle zur
Umverteilung von Hausarbeit und Familienarbeit zwischen den
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