Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 105
Gesamtausgaben für die Kultur der Stadt Wien entspricht. Dort wird der Kulturetat um 40 Prozent gekürzt. Dort wissen die Kulturschaffenden und die Kulturinstitutionen mittlerweile überhaupt nicht mehr, wie und ob sie überhaupt noch in einem Jahr ihrer Aufgabe nachkommen und Kunst produzieren können. Die Situation ist dort, aber auch in Deutschland, tatsächlich so deplorabel, dass man immer wieder, wenn ich erzähle, wie es in Wien aussieht, davon spricht, dass das in der Tat paradiesische Zustände sind. Das fällt nicht vom Himmel, das ist das Ergebnis einer bewussten Kulturpolitik in der Stadt, das ist das Ergebnis eines bewussten politischen Handelns!
Ich meine, dass das in den letzten fünf Jahren
tatsächlich ungeheuer viel Innovation in die Stadt gebracht hat. In der Tat ist
wahrscheinlich so viel Aufbruch in der Kultur wie lange Jahre davor nicht.
Aufbruch, Innovation, Investition, das, was die deutschen Freunde in ihr
Koalitionsabkommen hineingeschrieben haben, ist, wenn Sie sich die Mühe machen
wollten, ein wenig nachzulesen, im Grunde seit fünf Jahren mein Vokabular. Es
geht um die Investition in die Zukunft und genau das machen wir in Wien!
Ich will hier nicht die ganzen Beispiele und das, was
in letzter Zeit in Wien geschehen ist, vorbeten, aber ab und an sollte man sich
doch das immer wieder in Erinnerung rufen, von der Kunsthalle zum Tanzquartier,
vom Kindertheater zum Rabenhof, den Ihre Fraktion so erbittert bekämpft hat (GRin Mag Marie Ringler: Und zu Recht!)
- dass der mittlerweile Nestroypreisträger ist, sei nur nebenbei erwähnt -, vom
Theater an der Wien, etwas, was gerade auch unter Ihrer Verantwortung wie eine
heiße Kartoffel hin und her geschupft wurde, bis zum Fonds "Kunst im
öffentlichen Raum", ebenso ein Thema, das hin und her geschupft wurde, vom
Mozartjahr bis zu den neuen Medien, von den Innenstadtkinos bis zum
Wien-Museum, und die Liste ließe sich lange fortsetzen. So viel Aufbruch, so
viel Innovation, so viel Investition war noch nie im Kulturbereich in Wien und
diesen Weg wollen wir selbstverständlich weitergehen!
Wenn Sie sagen, das vorgelegte Budget ist sozusagen
eine Fortsetzung des bisherigen Wegs, sage ich Ihnen, selbstverständlich ist es
eine Fortsetzung des bisherigen Wegs, weil er ein hervorragender Weg ist, weil er
ein Weg ist, der nicht nur von den Wählerinnen und Wählern akzeptiert und
unterstützt wurde, sondern jeder, der sich ein bisschen in der Kulturszene in
dieser Stadt bewegt, wird merken, dass die Menschen, gerade die, die in der
Kulturszene tätig sind, das auch unterstützen.
Zum Mozartjahr, weil das eines unserer großen
Projekte im kommenden Jahr ist und weil da immer wieder behauptet wird, hier
würde Geld weggenommen werden: Frau Kollegin Ringler, ich hoffe, Sie wissen
doch und nehmen das einmal zur Kenntnis, das ist zusätzliches Geld. Es wird
niemandem Geld weggenommen, so wie wir alle Projekte, die vorkommen und die wir
unternehmen, zusätzlich finanziert werden und niemandem das Geld weggenommen
wird. Es ist daher eine Irreführung zu versuchen, jemandem weiszumachen, dass
Geld weggenommen wird. Das, was wir zusätzlich vorhaben, finanzieren wir
zusätzlich.
Ich meine, ich verstehe schon, dass das Mozartjahr
nicht etwas ist, was sozusagen irgendwie in die grüne Geisteskultur
hineinpasst. Man muss schon sehen, dass mit dem Mozartjahr ungeheuer viel Neues
und Innovatives finanziert wird, dass allein die freien Gruppen aus dem
Mozartjahr zusätzlich eine halbe Million Euro über einen Wettbewerb bekommen
und vieles an neuer zeitgenössischer Kunst, das nachhaltig in Wien bleiben
wird, finanziert werden wird. Natürlich freue ich mich, dass sich in der
Zwischenzeit auch kritische Kommentatoren hauptsächlich mit diesem Programm
beschäftigen und anerkennend vermerken, dass für die Stadt etwas geschieht, was
eben auch zusätzlich finanziert wird. Meine Damen und Herren, dieses Mozartjahr
wird also bedeutende Impulse für die Kultur, für die Kunst in dieser Stadt
bewirken und wird auch nachhaltig etwas hinterlassen, was jedenfalls noch lange
Jahre wirken wird.
Dasselbe gilt für das Theater an der Wien. Hier wird
so oft abfällig gesagt: „Wozu braucht Wien ein drittes Opernhaus?" Meine
Damen und Herren, hier geht es auch darum, dass man einmal mehr demjenigen, was
in Wien eine besondere Stärke ist, nämlich der Musik und der Kunst, auch
durchaus der zeitgenössischen Musik, einen Platz einräumt. Sie werden sehen,
dass das Theater an der Wien eine ähnliche Stelle wie so manche andere
mittlerweile erfolgreichen Häuser einnehmen wird.
Ich verstehe schon, dass Sie immer gegen etwas sind,
was neu ist, ich verstehe auch, dass Sie dagegen sind, dass man zusätzlich
Gelder aufbringt, halte das aber im Übrigen für einen entsetzlich konservativen
und rückschrittlichen Ansatz. Man sollte durchaus einmal auch den Mut haben,
sich zu neuen Dingen zu bekennen. Wir werden die Initiativen, die wir begonnen
haben, die Kunst im öffentlichen Raum, wie neue Medien- und Netzkultur, wie die
Theaterreform und vieles andere, fortsetzen. All das ist in diesem Budget
natürlich budgetiert. Wir werden aber auch die Dinge fortsetzen, die bislang
sehr gut gelaufen sind.
Manches geht auch unter. Ich hatte
gestern Gelegenheit, in diesem Hause mit den Wiener Symphonikern eine
Weihnachtsfeier abzuhalten. Wir haben in den letzten Jahren die Wiener
Symphoniker, das Wiener Orchester, neu organisiert, auf neue Beine gestellt,
und es zeigt auch schon einige Wirkung. Die Symphoniker sind sehr erfolgreich
unterwegs. Wenn wir lesen können, dass sie mittlerweile für zwei Grammys
nominiert wurden, dann ist das auch eine sehr große und hohe Auszeichnung. Das
sind alles Strukturmaßnahmen, die irgendwann einmal angedacht waren, wo es aber
unendlich lange gedauert hat, bis man die auch tatsächlich verwirklichen
konnte. Allein die Vorstellung, dass mit den Symphonikern nun auch ein
Orchester im Theater an der Wien zur Verfügung steht, dort als Hausorchester
agiert und in einer neuen Produktionsform Musik spielt, ist etwas, was lange
Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, angedacht wurde. Wir
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