Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 105
werden es umsetzen.
Meine Damen und Herren, noch einmal ein kurzer Blick
auf das Umfeld, weil auch das sollten wir nicht vergessen: Weil sie da als ein
Ceterum censeo, meine Damen und Herren von der ÖVP, irgendwie so einen Satz
gebrauchen: „Wien hungert den Bund aus!" Das ist nun wirklich geradezu
absurd. Auch da würde ich Ihnen noch einmal wünschen, schauen Sie sich doch
einmal die nackten Zahlen an! Wir haben nach wie vor allein im Kulturbereich
5 Millionen EUR minus, die nach wie vor Jahr für Jahr an
Bundesförderung fehlen. Ich würde mir vorstellen, was denn die Medien sagen
würden, wenn das in Wien passieren würde, was sich derzeit im Bund abspielt.
Stellen Sie sich das schlicht und einfach einmal vor!
Rufen Sie sich in Erinnerung, im Bund sind derzeit
zwei Bundestheater führungslos. Zwei Leiter von Bundestheatern verlassen diese
Bundestheater schlicht und einfach deshalb, weil sie mit der Kulturpolitik
nicht mehr agieren können, weil sie die Kulturpolitik für unerträglich halten.
Das sagt der eine öffentlich, der andere nicht so öffentlich, aber im Grunde
ist es das. Zwei Häuser der wichtigsten Einrichtungen des Kulturlandes
Österreich, die Bundestheater, sind führungslos, der Bundeskanzler tut nichts,
der Staatssekretär tut nichts, alle schauen zu und sagen lediglich, es gibt
kein Geld. Das ist die Kulturpolitik des Bundes.
Anderes Beispiel: Zwei Bundesmuseen sind führungslos.
Die Leute dort beschweren sich und sagen öffentlich, es gibt zuwenig Geld. Was
passiert? Schlicht und einfach gar nichts.
Das ist die Kulturpolitik, die Ihre Partei zu
vertreten hat, dort, wo sie an der Macht ist, dort, wo sie das Sagen hat! Das
ist letztendlich auch für den Kulturstandort Wien im Grunde eine Katastrophe!
Meine Damen und Herren, zur Wissenschaft und
Forschung: Wenn Sie keine anderen Sorgen haben, Frau Kollegin Smolik, als wer sozusagen
gerade Ihr Ansprechpartner ist oder wer zur Wissenschaft und Forschung in
dieser Stadt was sagt, ob das der Bürgermeister, der Vizebürgermeister,
Finanzstadtrat ist oder ich bin, dann muss ich sagen, haben wir tatsächlich
keine besonders großen Sorgen. Die Daten und die Zahlen sprechen für sich. Was
die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im öffentlichen Bereich anbelangt,
ist Wien gerade auch innerhalb Österreichs, aber auch innerhalb der anderen
Kommunen weit über Österreich hinaus top. Was die Steigerungsraten bei den Jobs
im Forschungs- und Entwicklungsbereich anbelangt, ist Wien top. Wien kann sich,
was andere Kommunen und Städte vergleichbarer Größenordnung in Europa
anbelangt, was Forschung und Entwicklung anbelangt, und zwar nur die Ausgaben
der Stadt, noch nicht einmal die Ausgaben, die vom Bund da sind, absolut messen
und ist jeweils innerhalb der ersten vier, was die Grunddaten anbelangt. Wir
versuchen und haben versucht, in den letzten Jahren mit der Entwicklung neuer
Fonds, neuer Instrumente, zusätzlicher Gelder, mittlerweile über
1,5 Milliarden EUR, die von Wiener Seite in Forschung und Entwicklung
fließen, in den Wissenschaftsbereich fließen, jedenfalls etwas zu bewirken und
gerade dort etwas zu bewirken, wo eigentlich der Bund zuständig wäre. Und wir
alle wissen, wie die Wissenschafts- und Forschungspolitik des Bundes ausschaut.
Wir brauchen ja nur mit den zuständigen Rektoren der neuen Universitäten in
Wien sprechen. Insoweit hat Wien tatsächlich ungeheuer viel weitergebracht und
ist auch da sehr gut unterwegs.
Ich kann daher insgesamt sagen, dass dieses Budget,
das wir Ihnen heute vorlegen und wo ich mir wünschen würde, dass möglichst
viele zustimmen, ein Budget der Vielfalt, ein Budget der Innovation ist, ein
Budget, das aber auch den traditionellen Kulturbereich dieser Stadt ausreichend
unterstützt, ein Budget, das vor allem ermöglicht und nicht verhindert, ein
Budget, das Kulturpolitik ermöglicht, das auch verstärkt Frauen im
Kulturbereich unterstützt und ihnen Möglichkeiten anbietet, verstärkt
Interkulturelles in den Mittelpunkt stellt, verstärkt auch Basiskultur in den
Mittelpunkt stellt, alles Bereiche, die bedauerlicherweise in der heutigen
Diskussion noch von niemandem angesprochen worden sind, und etwas, was mir auch
ganz wichtig für die Zukunft ist, das verstärkt den Zugang zur Kultur
ermöglicht und fördert, also die Möglichkeit für Menschen, die letztendlich
diese Kultur und Kunst auch bezahlen, dass sich diese auch verstärkt damit
auseinander setzen können. Meine Damen und Herren, es ist einmal mehr ein sehr
gutes Kulturbudget, das den Ruf der Kulturstadt Wien in Zukunft nähren wird.
Ich bin sicher, dass Sie gar nicht anders können, als diesem Kulturbudget Ihre
Zustimmung zu geben! - Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Wir
kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und
Sport.
Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Gudenus. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Liebe Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es
wurde heute schon sehr viel geredet. Das haben Budgetdebatten so an sich. Es
wurde aber auch sehr viel zerredet und sehr viel schön geredet. Auch das haben
Budgetdebatten anscheinend so an sich. Wenn der Herr VBgm Rieder heute von
3,1 Prozent Arbeitslosen in Wien gesprochen hat, dann mutet mir das etwas
seltsam an. Wenn er davon gesprochen hat, dass der WAFF eine innovative,
kreative Beschäftigungspolitik betreibt, dann kann ich entgegenhalten und
möchte hier ein für alle Mal festhalten: Betrachtet man die
Arbeitslosenstatistik, so ist Wien absolutes Schlusslicht in Österreich! Das
sollte man hier und heute noch einmal festhalten, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir haben allein im ersten
Halbjahr 2005 eine Zunahme von 2 367 Arbeitslosen. Die
Arbeitslosigkeit in Wien hat einen Rekordwert von 10 Prozent erreicht. Und
wenn der Herr Klubobmann Oxonitsch heute in der Budgetdebatte von einem
"Buffet" statt einem "Budget" spricht, so lässt das tief
blicken. Es war vielleicht ein
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