Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 105
wichtig waren, die ganz zentral sind, immer noch nicht eingehalten sind und ich, ehrlich gesagt, nicht einmal Licht am Ende des Tunnels erkennen kann. Ich kann nirgendwo ein fertiges Konzept sehen. Man sagt mir, es gibt es nicht. Man hört, der eine oder andere denkt darüber nach. Aber in Wahrheit wissen wir, es gibt es nicht.
Ich kann Ihnen nur sagen, wir werden das sicher nicht
auf sich beruhen lassen und werden sicherlich in den nächsten Monaten darauf
drängen, dass diese Versprechungen auch eingehalten werden. Denn wenn von uns
erwartet wird, dass wir an der Theaterreform teilnehmen, dann nur unter der
Bedingung, dass die Versprechungen und das, was wir gemeinsam besprochen haben,
auch eingehalten werden!
Ich möchte noch einmal ganz kurz etwas über eine
Sache sagen, wo ich glaube, das sie in den nächsten fünf Jahren doch sehr
wichtig werden wird. Wir haben im Rahmen der rot-grünen Gespräche über einige
Projekte nachgedacht, von denen ich sehr hoffe, dass sie notwendige Impulse
setzen können. Das eine ist im Bereich der Begünstigungen für
Kultureinrichtungen für Menschen, die sozial und finanziell benachteiligt sind.
Wir haben uns sehr intensiv darüber unterhalten, auch im Bereich der
Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft, jenes Projekt, das wir schon in der
letzten Legislaturperiode diskutiert und knapp vor der Umsetzung sozusagen als
Konzeptpapier abgegeben haben, umzusetzen, nämlich einen Fonds, der die
Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft zusammenbringen wird.
Also ich glaube, dass es sich gerade hier zeigt, dass
es innovative Impulse gibt. Da stellt sich immer wieder aufs Neue heraus, dass
man dazu die GRÜNEN braucht. Aber da helfen wir gerne mit Ideen und Anregungen
und freuen uns, wenn die dann auch aufgegriffen und eingearbeitet werden.
Alles in allem, wie gesagt, ein Kulturbudget fürs
nächste Jahr, das mich nicht freudig stimmt und das ich bedauerlich finde, weil
ich glaube, dass es in die falsche Richtung investiert, hoffe aber doch sehr,
dass sich auch in den nächsten Jahren ein bisschen etwas bewegen wird und wir
nicht völlig dem Stillstand anheim fallen werden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand
Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr
Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
„Wir müssen nämlich
aufhören, Gefäße zu bauen, die nicht mehr passen. Wir müssen Gefäße bauen und
Kommunikationskanäle öffnen, einen Streaming-Prozess in Gang setzen, der dazu
beiträgt, Wien als junge, als dynamische Kulturmetropole endgültig auf die
Landkarte zu setzen.“ Das haben Sie, Herr Stadtrat, damals im Juni 2001
bei Ihrer ersten größeren Rede im Gemeinderat schön gesagt. Sie haben sich
damals auch in viereinhalb oder fünf Jahren eine rote Nelke als Geschenk für
das, was Sie für die Wiener Kulturpolitik gemacht haben, gewünscht. Die Jahre
sind vergangen und was ist aus Ihren Plänen geworden? Blumen haben Sie sich
keine verdient und folglich auch keine bekommen, nicht einmal von Ihrer
Fraktion und Sie werden auch keine Blumen bekommen, schon gar nicht für dieses
Kulturbudget!
In einer Presseaussendung
haben Sie sich heute gefreut, dass das Kulturbudget um 0,44 Prozent
gestiegen sei. Wenn man mit zwei Dezimalstellen dividiert und das Ergebnis
ausweist, ist schon Vorsicht angebracht. 0,44 Prozent mehr trotz
Mozartjahr und einer Inflation, die im kommenden Jahr von den
Wirtschaftsforschern mit 1,7 Prozent angesetzt wird. Weniger Geld für
Wiens Kulturschaffende ist also das Ergebnis Ihres Kulturbudgets.
Sie legen, Herr Stadtrat,
dem Hohen Gemeinderat einen Voranschlag vor, der - und ich sage es noch einmal
mit Ihren Worten - genau jenen Muff der amtlichen Kulturbegegnungsinitiativen
verbreitet, den abzuschaffen Sie einst versprochen haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es wird fortgewurschtelt wie
bisher: Ein bisschen kürzen, ein bisschen umschichten und fertig ist das
Kulturbudget. Wo bleiben die kulturpolitischen Konzepte, wo die Initiativen, wo
der Umbau der Gefäße, den Sie gefordert haben? Nichts von alledem. Das Budget
wird ideenlos weitergeschrieben, von Budgetansatz zu Budgetansatz alles wie
gehabt. Ich frage, ob Sie sich beim Finanzstadtrat mit Ihren Forderungen nach
Streaming-Prozessen nicht durchsetzen konnten oder ist Streaming inzwischen für
Sie, dass die Fördergelder halt irgendwie fließen?
Wo bleibt in Ihrem
Kulturbudget die Budgetwahrheit? Ich nenne nur ein Beispiel, obwohl es deren
viele gäbe: Die Wiener Festwochen. Sie setzen auf den Cent genau die gleiche
Summe in den Voranschlag wie beim Budget 2005. Sie wissen aber genau, dass
die Wiener Festwochen schon jetzt für kommendes Jahr einen Mehrbedarf von
einer Million Euro angemeldet haben und diese Million werden die
Wiener Festwochen doch wohl auch bekommen, oder nicht? Sie werden doch die
Wiener Festwochen nicht kaputt sparen? Warum budgetieren Sie dann nicht den
tatsächlichen Subventionsbedarf des Festivals?
Sie, Herr Stadtrat, legen
dem Gemeinderat ein Hausnummernbudget vor, schön durchnummeriert, aber das ist
es auch schon. Sie waren doch schon heuer gezwungen, wie in den vergangenen
Jahren übrigens auch, die Wiener Festwochen nachträglich und zusätzlich zu
subventionieren. Mietnachzahlungen für das Theater an der Wien waren es, die
erst vor wenigen Tagen vom Gemeinderat beschlossen werden mussten:
200 000 EUR als erste Tranche für Mietnachzahlungen. Und welche
Schlüsse haben Sie daraus gezogen? Keine. Das Budget bleibt unverändert und
dann wird es überzogen. Beim Rechnungsabschluss werden wir wieder auf Euro und
Cent sehen, was von Ihren Budgetentwürfen zu halten ist.
Diese
mangelnde Budgetwahrheit zieht sich durch alle Ansätze. Vorsorglich frage ich
Sie schon jetzt: Wird es wegen der Personalkosten zu Überschreitungen des
Budgetansatzes für Museen kommen? Wie wollen Sie mit dem vorgesehenen Geld bei
der Denkmalpflege, der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular