Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 105
Maastricht-Überschuss abzuliefern. Er wäre durchaus etwas höher, und wir werden auch - wie in den vergangenen Jahren - selbstverständlich daran arbeiten, diesen auch tatsächlich wieder zu erreichen. Er dürfte auch etwas höher noch liegen, als er derzeit in den Budgetzahlen ausgewiesen ist und wir werden uns selbstverständlich durch einen straffen Budgetvollzug bemühen, das Ziel auch wieder zu erreichen, aber es sind damit - und es sei darauf hingewiesen - die Bundesländer einfach die einzigen Gebietskörperschaften, die tatsächlich hier die entsprechenden Überschüsse erwirtschaften müssen. Die Gemeinden dürfen ausgeglichen haushalten, einzig der Bund und der Finanzminister dürfen letztendlich erhebliche Defizite machen.
Wien hat diese Verpflichtungen - es ist ja vom
Finanzstadtrat schon darauf hingewiesen worden - in den vergangenen Jahren
erfüllt. Vereinbarungen sind für uns einzuhalten, das sind ja keine Spielwiesen
und Spielfelder, wo man einmal sagt, das passt mir und dann, das passt mir
nicht, wir arbeiten selbstverständlich daran. Genauso erwarten wir uns, dass
diese Spielregeln auch auf der anderen Seite tatsächlich eingehalten werden.
Und es belastet vor allem aber natürlich auch das schlaffe Wirtschaftswachstum
der vergangenen Jahre ganz besonders die öffentlichen Haushalte nicht nur in
Wien, sondern Sie können sich ja auch durchaus einmal Budgetdebatten in anderen
Bundesländern anhören und da bitte ich vielleicht auch die Kollegen von der
ÖVP, einmal hinzuhören, wie hier die Einschätzung von Bundesländern ist, die
unter schwarzen Landeshauptleuten regiert werden, wo es ÖVP-Mehrheiten gibt,
dass auch hier letztendlich die notwendigen, fehlenden Impulse von der
Bundesebene durchaus immer wieder ein Kritikpunkt auch Ihrer Kollegen sind.
Es ist interessant, dass gerade in Wien hier dieser
Punkt immer ausgespart werden soll. Es belastet einfach dieses hohe
Wirtschaftswachstum die öffentlichen Haushalte durch mehr Aufwendungen im
Bereich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und es gibt dadurch mehr Ausgaben
und weniger Einnahmen. Und es war daher keine Frage, und schwierig ist es schon
lange nicht, dieses Budget 2006 tatsächlich auch so zu erstellen, dass sowohl
auf der einen Seite die fiskalischen Voraussetzungen und auf der anderen Seite aber
auch die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen erfüllt werden, und da
liegt selbstverständlich eine Vielzahl vor uns.
Das Wiener Budget erfüllt, noch einmal wiederholt,
erfüllt, wie ich meine, diese Aufgaben, und für diese Leistung möchte ich mich
auch bei allen Beteiligten sehr herzlich bedanken, dass wir tatsächlich ein
Budget vorlegen können, welches uns die notwendigen Impulse für die Zukunft
sicherstellt. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es ist auch eine Tatsache - und da rede ich jetzt
nicht über böser Bund und gutes Wien herum, sondern einfach über die Tatsache,
dass Wien und die Bundesländer tatsächlich seit Jahren einfach Überschüsse
erzielen müssen, während es einfach Finanzminister Grasser ist, der der Einzige
ist, der mit dem Bundesbudget permanent einfach Defizite macht und das nicht
mit notwendigen Investitionen in die Zukunft. Ich glaube, das sind durchaus
wesentliche Maßnahmen, aber wenn ich mir anschaue, was die große Investition
für die Zukunft dieser Bundesregierung ist, dann ist es die Anschaffung von
Abfangjägern. Dazu sagen wir Nein, es werden einfach die falschen Prioritäten
gesetzt, meine Damen und Herren. Wir in Wien setzen in diesem Zusammenhang die
richtigen Prioritäten. (Beifall bei der SPÖ.)
Und man muss schon daran erinnern, dass es eben diese
Bundesregierung war, die angetreten ist, keine neuen Schulden zu machen. Das
war das erklärte Ziel. Tatsache ist, der Schuldenstand auf Bundesebene ist um
23 Milliarden EUR angewachsen, es gibt den höchsten Schuldenstand der
zweiten Republik und es hat, einmal mehr muss daran erinnert werden, diese
Bundesregierung tatsächlich in den 5 Jahren ihrer Tätigkeit wesentlich
mehr Schulden gemacht als die Regierung Kreisky in den 13 Jahren, und das
mit Verscherbeln des Familiensilbers, mit massivem Sozialabbau und letztendlich
mit massiven Personaleinsparungen im Bundesdienst, die zu Lasten der Qualität
in dieser Republik gegangen sind, meine Damen und Herren.
Ich sage, jawohl, Schulden machen ist sinnvoll,
nämlich dann, wenn es um Investitionen für die Zukunft geht. Diese
Bundesregierung hat, wie bereits gesagt, einfach hier nichts gemacht. Sie hat
nicht in das Gesundheitssystem investiert, nicht in das österreichische
Bildungswesen, ganz im Gegenteil. Hier wurden massive Einsparungen vorgenommen,
die natürlich auch zu Lasten Wiens gehen. Es gibt keine notwendigen Impulse im
Bereich der Verkehrsinfrastruktur, hier hat Wien tatsächlich viele neue
Aufgaben vor sich, und sie kann sie mit diesen Voraussetzungen, diesen
budgetären Voraussetzungen so schlecht und recht auch erfüllen, aber wir
brauchen das Zusammenwirken, keine Frage. Und da geht es nicht - und wenn Sie
zugehört hätten, Kollege Tschirf - immer um die Schuldzuweisungen, sondern es
gab hier durchaus gerade auch in den Ausführungen des Finanzstadtrates ja
einige Beispiele, wo es Kooperationen gibt.
Gerade im Bereich der Arbeitsmarktpolitik in
punktuellen Maßnahmen funktioniert das ja. Nur, wenn man sich das große Ganze
ansieht, so kann man hier feststellen, es gibt hier tatsächlich eine Politik in
den letzten Jahren, die zu Lasten der Gemeinden und der Bundesländer gegangen
ist, wo immer mehr Aufgaben an die Bundesländer und an die Gemeinden überwälzt
wurden. Und das ist nicht gut, sondern das ist falsch, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es ist einfach Tatsache, dass
Österreich mittlerweile in der Europäischen Union im Bereich der öffentlichen
Investitionen tatsächlich das Schlusslicht geworden ist. Nirgends in der
Europäischen Union wird weniger investiert als in Österreich und das zeigt
einfach tatsächlich, dass wir auf der Wiener Ebene mit Auswirkungen einer
verfehlten Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik konfrontiert sind. Da
können wir uns natürlich nicht entkoppeln, da können wir nur versuchen, mit
unseren Budgetmitteln gegenzusteuern. Und ich glaube, die Viel
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