Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 89
Diskussion gestellt, die ich kurz wiederholen möchte:
Das eine wäre eine Tieferlegung der überregionalen
Gürtelverkehrssituation. Das ist natürlich, gar keine Frage, auf der einen Seite
im Zusammenwirken mit dem Bund zu gestalten und auf der anderen Seite ist es
ein so gewaltiges Projekt, dass wir schon wissen, dass sich die Verwirklichung
über Jahrzehnte ziehen würde, zeitlich und finanziell eine gewaltige Belastung
darstellte, keine Frage, und eines langen Zeithorizonts bedarf. Aber die
Möglichkeit, Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer oben und den Verkehr unten
zu haben, gehörte zumindest diskutiert. Andere Städte machen es auch. In
Hamburg gibt es eine zweite Endquerung, die in der Zwischenzeit von höchster
Bedeutung für die Stadt geworden ist. Ich glaube, etwas Ähnliches hier zu
überlegen, wäre von großer Wichtigkeit und Bedeutung.
Weiters ist das Gebiet des Matzleinsdorfer Platzes
ein Brennpunkt des Verkehrs. Hier gehört sicherlich eine Entschärfung angedacht
und diskutiert, also zum Beispiel mit einer U-Bahn-Regelung, hilfreich wäre
natürlich hinein ins Gebiet des Wienerbergs. Wir glauben aber, dass zusätzlich
eine Untertunnelung und Verschwenkung der Triester Straße hin zur Eichenstraße
angedacht werden sollte. Wir haben das schon vor Jahren vorgestellt, wie
gesagt, und würden gern eine Diskussion da-rüber haben, beginnend vom Golfplatz
der Triester Straße bis zur Einmündung Eichenstraße. Auch das sind natürlich
Großprojekte, die von der Verwirklichungstendenz her Jahrzehnte brauchen
werden, aber angedacht und diskutiert werden sollen.
Und letztlich das alte Projekt, das bisher immer
gedreht, gewendet und nie verwirklicht wurde und nicht einmal in die
Projektierungsphase gekommen ist, nämlich die Tieferlegung des Südgürtels bis
zur Wientallinie, wobei hier die Möglichkeit bestünde, diese Tieferlegung zum
Beispiel gürtelmittig vorzunehmen. Das ist schon oft diskutiert worden. Wir
haben es damals auch im Rahmen der Neugestaltung dieses Teils des
Margaretengürtels diskutiert, sind aber dann letzten Endes auch angestanden und
nicht durchgekommen. Ich glaube, dass ein solches, wie wir es gesagt haben,
Gesamtprojekt "Gürtel Süd und Südgürtel neu" ein Meilenstein in der
Stadtentwicklung wäre, sowohl was diese städtischen Neubaugebiete beträfe, die
zum Teil nun im Bereich des Südbahnhofs und des Bahnhofs Wien verwirklicht
werden, als auch was die Verkehrslösungen betrifft, die in irgendeiner Form
angegangen werden müssen. Wir werden vielleicht auch mit Verbreiterungen im
Gürtelbereich eine Mittellösung über den Wiedner Gürtel hinaus herbeiführen
müssen, damit in Verbindung weite Bezirksteile, die hier eine Aufwertung
erfahren, in Wieden, in Margareten, in Favoriten, genauso aber auch in Meidling,
die in Teilen sicher schon zur Firmierung anstehen. Ein Jahrhundertprojekt,
sowohl von der Verwirklichungsdauer als auch vom finanziellen Aufwand her, aber
eines, das angedacht werden sollte, meine Damen und Herren, das in den STEP und
in den Strategieplan Wien einfließen sollte.
Ich glaube auch, dass, wie gesagt, StR Schicker schon
seine Vorstellungen dazu hat. Ich hoffe, in der Realisierung des Bahnhofs Wien
und des städtebaulichen Neubauprojekts, das hier gestaltet wird, einen ersten
Schritt in diese Richtung zu sehen und finde es daher schön, dass der
Gemeinderat hier zu einer einstimmigen Beschlussfassung über dieses Projekt
kommen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Schieder. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Bahnhof Wien – Europa Mitte, der Zentralbahnhof,
wird endlich jenes gewährleisten, was nicht nur geographisch schon der Fall
ist, sondern vor allem auch in der Bewegung der Menschen notwendig ist, nämlich
dass Wien in der Mitte Europas liegt und auch bestens angebunden ist. Da muss
man sagen, ist dieser Schritt dringend notwendig, dass hier endlich eine gute
Anbindung ist.
Ich möchte allerdings, ohne die historische Dimension
der Debatte über den Zentralbahnhof zu schmälern, noch auf ein zweites Thema
eingehen, nämlich die vorgesehene EU-Richtlinie über die Dienstleistungen, die
so genannte Dienstleistungsrichtlinie, die ein Entwurf des Kommissars
Bolkestein ist, der inzwischen nicht einmal mehr der Kommission angehört. Die
Maxime dieser Richtlinie ist, nach Meinung der Kommission alle so genannten
Hindernisse in Bezug auf grenzüberschreitende Leistungserbringung und
Niederlassung im Dienstleistungsbereich zu beseitigen. Bis jetzt wurden
Liberalisierungsschritte in der Europäischen Union meist sektoral umgesetzt.
Wir erinnern uns an Strom, an den Energiesektor, an den Gassektor, an den
Postsektor. Nun soll versucht werden, mit dieser Dienstleistungsrichtlinie horizontal
alle Dienstleistungen über einen Kamm zu liberalisieren.
Ich bin der Meinung, dass dieser
Vorschlag der Kommission stark überschießend und ein Vorstoß zur radikalen
Liberalisierung ist und möchte noch kurz begründen, warum. In dieser Richtlinie
ist nämlich das Herkunftslandprinzip verankert. Das Herkunftsprinzip heißt,
dass sich ein Dienstleistungserbringer, eine Dienstleistungserbringerin an die
Rechtsvorschriften des Landes halten muss, wo er seinen Sitz hat und nicht an
die Rechtsvorschriften jenes Landes, wo er die Dienstleistung erbringt. Das
führt dazu, dass sich vor allem größere Dienstleistungserbringer jene Sitze
aussuchen, wo geringe Standards in allen möglichen Rechtsbereichen sind und
dann Dienstleistungen in jenen Ländern erbringen, wo höhere Standards sind,
aber an den niedrigeren Standards gemessen werden. Dadurch entsteht eine
Umgehung von KonsumentInnenschutzbestimmungen, im Arbeitsrecht, im Sozialrecht,
im unlauteren Wettbewerb und all jenen Schutzmaßnahmen. Das führt dazu, dass
letztendlich eine Downsize-Strategie gefahren wird, dass alle Standards am
Schluss natürlich den
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