Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 89
weniger Druck wäre durchaus nötig gewesen. Und was wirklich versäumt wurde, war die Einbindung aller Bezirke und der Bevölkerung, die es betrifft, aber das wird hoffentlich im Zuge des Flächenwidmungsverfahrens und der verschiedenen Gutachterverfahren, die ja dort noch zum Tragen kommen, dann erfolgen.
Ein weiterer Kritikpunkt, mit dem ich nicht hinter
dem Berg halten will, meine Damen und Herren, ist diese generelle Tendenz, die
wir auch hier wieder sehen, dass der Entwickler, in diesem Fall die ÖBB, der
Gemeinde Wien mehr oder weniger vorschreibt, was sie dort bauen wollen, und
dementsprechend dann auch die Widmungen, bei denen wir zwar noch nicht sind,
aber zumindest einmal der Masterplan designed wird. Und genau diese Tendenz und
Vorgangsweise haben wir jetzt schon bei den verschiedensten Projekten. Ein
weiteres Wien-Mitte, wo es ja ähnlich ist, wird heute hier herinnen auch
beschlossen.
Und ich habe schon bei früheren Gelegenheiten gesagt:
Wir müssen uns einmal rein philosophisch auch den Kopf darüber zerbrechen,
gemeinsam hier herinnen, was eigentlich Stadtplanung wirklich an
Rahmenbedingungen vorgeben kann und vorgeben soll und wieweit man sich von
außen letztendlich diktieren lässt, was irgendwo gebaut wird.
Sie verstehen, dass ich hier vielleicht gewissermaßen
eine gespaltene Persönlichkeit bin. Als Unternehmer in der Immobilienwirtschaft
kann ich mich über so eine Vorgangsweise nur freuen, dass es also dieses
"Sie wünschen, wir spielen" im Reiche Schicker gibt. Auf der anderen
Seite als Wiener Gemeinderat würde ich mir hier etwas mehr Regelungsbedarf
schon wünschen, meine Damen und Herren.
Nun, was war uns besonders wichtig? Lassen Sie mich
ohne Wertung, wer was jetzt eingebracht hat, ein paar Dinge herausgreifen, die
meiner Fraktion in diesem Beschlussantrag besonders wichtig sind.
Das ist zum einen natürlich die Frage der
Einkaufsflächen gewesen, und es kommt mir langsam so vor bei Wien-Mitte und bei
anderen Projekten, dass hier wirklich ein Kuhhandel betrieben wird. Der
Projektbetreiber kommt mit einer Flächenzahl daher, in diesem Fall waren es
50 000 Quadratmeter, und dann wird gefeilscht, und letzten Endes kann man
sich dann auf irgendetwas einigen.
Ich denke, Herr Stadtrat, es wäre wirklich an der
Zeit angesichts der vielen Einkaufszentrumsprojekte, die es gibt, dass man sich
seitens der Stadtplanung einmal überlegt: Wo will die Stadt noch
Einkaufszentren und in welchem Ausmaß zulassen? Nicht immer projektbezogen wie
bei diesem Anlassfall, diesem Kuhhandelprozess, der ja jetzt noch relativ
glimpflich ausgegangen ist. Wir hätten uns auch noch vorstellen können und
gewunschen, dass wir unter diese 20 000 Quadratmeter kommen. Aber es ist
wie eben vieles in diesem Prozess ein tragbarer Kompromiss. Vor allem auch
deshalb, weil ja hier drinnen steht, dass auf die Nahversorgung letztendlich
bei der Raumverträglichkeitsstudie ohnehin auch noch Bedacht zu nehmen ist und
weil die Hoffnung besteht, dass die Favoritenstraße und deren Kaufleute auch in
die gesamten Marketingaktivitäten eingebunden werden. Das ist ja auch eine
Tendenz der letzten Wochen und Monate auf Grund der Diskussionen, die wir hier
herinnen geführt haben, dass Projektbetreiber für Einkaufszentren in
zunehmendem Maße dazu übergehen, auch Kaufleute aus den Einkaufsstraßen
rundherum einzubinden. Diese Tendenz ist, glaube ich, äußerst positiv, und ich
hoffe, dass sie auch weiter ihren Niederschlag in den Projekten finden wird.
Den § 69 der Bauordnung hat Chorherr schon
erwähnt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir den wirklich nur als
architektonisches Steuerungsinstrument sehen und nicht als Möglichkeit oder
Ventil, um Flächen an der Flächenwidmung vorbei aufzublasen. Ich glaube, das
ist hier eindeutig geregelt. Auf keinen Fall soll auch passieren, dass über den
69er hier zusätzliche Hochhäuser entstehen können.
Apropos Hochhäuser: Natürlich, es wird dort welche
geben, keine Frage. Es wird jeweils dann im Anlassfall entsprechend laut
Hochhauskonzept vorzugehen sein. Aber – und das war uns auch wichtig – es muss
ganz besonders natürlich auf das Belvedere, auf das Weltkulturerbe bei all
diesen Planungen Bedacht genommen werden, siehe Komet-Gründe. Mitunter können
Visualisierungen schon aufwecken und aufrütteln, meine Damen und Herren, ob sie
jetzt richtig sind oder nicht. Aber sie sind ein sehr gutes und sehr probates,
taugliches Mittel dafür, um der Bevölkerung und letzten Endes auch uns hier
herinnen zu zeigen, wie ein Projekt realisiert einmal tatsächlich ausschauen
soll. Also das ist ganz, ganz wichtig, dass das dort auch in entsprechendem
Maße realisiert wird, meine Damen und Herren.
Zum Verkehrskonzept wird dann Kollege Gerstl noch
einiges sagen.
Ich möchte jetzt auch nicht auf die U-Bahn-Thematik
eingehen. Nur eines, Christoph Chorherr: PISA und Gerstl, das du angesprochen
hast. Da muss ich jetzt auch sagen. PISA und Chorherr. Selbst das beste
finnische Schulsystem würde versagen, wenn man etwas falsch verstehen will. Und
ich habe das Gefühl, dass du in zunehmendem Maße darauf aus bist, Dinge falsch
zu verstehen. So wie du jetzt grad wieder diesen Satz vorhin aus dem Konzept
herausgegriffen hast. Der ist, glaube ich, sehr wohl interpretierbar. Aber wenn
man eben nicht will und wenn man immer geringschätzig über Menschen urteilen
will, dann kann man das auch tun. Du machst uns dann immer fraktionelle
Druckstellen oder was immer. Ich stelle nur fest in der letzten Zeit, dass das
immer wieder so unterschwellig kommt: Chorherr geringschätzig über einzelne
Mitglieder dieses Hauses, so wie vorhin über PISA und Gerstl. Ob das der neue
Stil ist, der den Verbleib hier herinnen sichern wird, das mag dahingestellt
bleiben. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir werden mit diesem Thema
Zentralbahnhof hier herinnen noch des Öfteren im Zuge der verschiedenen
Bauträgerverfahren zu tun haben. Ja, mehr Transparenz, dazu rufe auch ich auf.
Ja, mehr Vorausplanung, gar keine Frage. Wir werden da noch öfter damit zu tun
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