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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 89

 

Sie sehen auch: Meine Emotion bezieht sich auf Hunde – das ist ein anderes Thema – und auf Tauben.

 

Nicht nur der Tauben wegen ist dieser Antrag in Summe ein guter. Aus den Kritikpunkten sollten wir lernen. Da ein nachdrückliches Ersuchen, ich sage es höflich, ein Appell, wie auch immer, an den Stadtrat, nicht immer nur, wenn es brennt, transparentere Verfahren von Wettbewerben zu machen. Den nächsten Scherben habt ihr mit dem Komet-Hochhaus auf. Da soll man sich nicht wundern, wenn man derartig dilettantisch einen Wettbewerb organisiert, was da herauskommt. Da ist gerade noch die Kurve geschrammt worden. Der Antrag verbessert einiges. Ich hoffe, dass das wichtige, spannende, urbane Projekt der Stadt Wien rasch zur Umsetzung kommt. Drum stimmen wir, trotz vieler Mängel, dem Masterplan zu und unterstützen diesen Beschluss- und Resolutionsantrag. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner ist Herr GR Neuhuber gemeldet. Bitte schön.

 

GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Bahnhof Wien – Europa Mitte, Südbahnhof, Zentralbahnhof, wie auch immer wir das Projekt nennen wollen, ist in einer nicht alltäglichen Dimension. Die Zeitachse ist in einer nicht alltäglichen Dimension, und letzten Endes ist auch die Vorgangsweise, die wir heute hier gewählt haben, in einer nicht alltäglichen Dimension.

 

Um ein bisschen auf die Zahlen zu kommen, um Ihnen einmal die Größe überhaupt zu verdeutlichen: Wir reden hier über etwa eineinviertel Millionen Quadratmeter Bruttogeschoßfläche. Ich versuche, das immer in eine Relation zu bringen, weil eine nackte Zahl allein ja nicht viel aussagt. Der gesamte Wiener Büromarkt hat etwa 8,5 bis 9 Millionen Quadratmeter. Das zeigt Ihnen, wie groß das Projekt, über das wir heute reden, in Wirklichkeit ist. Es ist wahrlich eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete, und deshalb wohl auch der Name "eine europäische Dimension". Und es wird uns nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland sehr viel Aufmerksamkeit entgegengebracht werden auch in Zukunft, wie wir mit diesem Projekt und seiner Realisierung umgehen.

 

Noch dazu ist es keine Randlage. Sehr oft sind ja Stadtentwicklungsgebiete – über das Flugfeld Aspern werden wir ja hier auch noch des Öfteren reden – eher peripher. Auch die Donau-City, die Donauplatte, ist nicht mitten im Zentrum, sondern ein wenig außerhalb. Es ist also sehr selten, dass eine Stadt ein derartig großes Entwicklungsgebiet wirklich fast mitten im Zentrum angehen kann. Wir sind nur rund 1 000 Meter vom Zentrum Businessdistrikt, also von der Innenstadt entfernt, und wir sind in unmittelbarer Nachbarschaft – und das macht das Ganze noch wesentlich sensibler – zum Belvedere und zum Weltkulturerbe. Und ein weiterer uniqe selling, selling proposition: Es ist auch noch ein Verkehrsknotenpunkt, an dem also verschiedenste nationale und internationale Verkehrsströme zusammenlaufen.

 

Es werden dort etwa 4 000 Wohnungen – das werden wir ja erst in 20 Jahren letzten Endes, am Ende des Projektes wissen, wie wirklich die Nutzungsverhältnisse 100-prozentig ausschauen, da wird noch viel verändert werden im Laufe der Zeit, nehme ich einmal an – gebaut werden, 20 000 bis 40 000 Menschen werden dort arbeiten jeden Tag, je nachdem, wie viel Büroflächen realisiert werden. Es werden Zehntausende Autos dort eingestellt und vorbeifahren, zigtausende Reisende und Pendler jeden Tag hinkommen. Und es wird auch – siehe den Europapark in der Mitte – ein kleines Naherholungsgebiet für die Menschen, die dort leben und arbeiten, und für die angrenzenden Gebiete geschaffen werden. Also wahrlich ein neuer Stadtteil, über den wir hier reden, meine Damen und Herren.

 

Sie wissen ja, in meinem Hauptberuf habe ich in der Immobilienwirtschaft zu tun, und ich habe, wenn ich Präsentationen über den Immobilienstandort Wien gemacht habe, in den letzten Jahren immer darauf hingewiesen, dass einer der größten Vorteile, die Wien zu bieten hat, seine vielen innerstädtischen Entwicklungsflächen und -potentiale sind, die noch zur Verfügung stehen. Und das, worüber wir heute reden, dieser Zentralbahnhof, ist eines davon.

 

Und diese außergewöhnliche Dimension des Gesamtprojektes hat, wie ich schon eingangs sagte, auch zu einer etwas außergewöhnlichen Vorgangsweise geführt, nämlich zu einem heute vom Kollegen Driemer noch einzubringenden All-Parteien-Antrag, der einige Veränderungen am ursprünglichen Masterplan bringt. Und wenn Sie jetzt die Genese anschauen, so haben wir also noch in der Stadtentwicklungskommission und jetzt im Stadtsenat gegen den Masterplan gestimmt und es ist von unserer Fraktion ein Schwenk in letzter Sekunde, aber ein berechtigter und guter Schwenk vollzogen worden, weil sich alle vier Parteien in diesem Abänderungsantrag wiederfinden. Und ich will jetzt nicht versuchen zu messen, wer ein bissel mehr und ein bissel weniger dort eingebracht hat. Es gibt in diesem Fall keine Sieger und Verlierer. Sieger ist jedenfalls nicht eine der Parteien hier. Sieger ist, glaube ich, wirklich die Stadt Wien. Sieger ist letztendlich das Projekt, und Sieger ist in diesem Fall einmal wirklich die Sache selbst, eben die Umsetzung eines der größten innerstädtischen Potentiale und Areale.

 

Es war ein Anliegen aller Parteien hier, dass das so schnell wie möglich entwickelt werden kann. Und da kann man natürlich den Herrn Stadtrat von der Kritik nicht ganz ausnehmen. Es hätte etwas frühzeitiger die Einbindung aller hier vertretenen Parteien erfolgen können. Ich meine, es ist ja nicht so neu gewesen, dass dieses Areal zur Entwicklung ansteht. Also der Zeitdruck, unter dem wir jetzt letzten Endes gestanden sind, und das betrifft ja nicht nur uns, sondern auch die Bevölkerung, der Zeitdruck, hier noch mitzureden und mit zu beeinflussen war schon groß, und der war wiederum der Dimension des Projektes, so meine ich, nicht angebracht. Also die grundsätzliche Vorgangweise war, glaube ich, wirklich gut und außergewöhnlich. Aber etwas

 

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