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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 89

 

Christian Oxonitsch: Was hat die Frau Gehrer gestern gesagt?) Sie ist nicht gefragt. Es geht ausschließlich um den vorschulischen Bereich. (GR Christian Oxonitsch: Das österreichische Schulsystem soll sich nicht ändern! Gehrer gestern!) Der vorschulische Bereich, das Kindergartenwesen, Kollege Oxonitsch, ist Aufgabe der Gemeinde, ist Aufgabe des Landes Wien. Sie müssen es nur beschließen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Aber Sie haben ja sogar auch den Antrag – ich meine, das ist ja mehr als entlarvend – auf vorzeitige Schuleinschreibung, nämlich ein Jahr vorher, zuerst hier im Haus und zuletzt im Kollegium des Wiener Stadtschulrates abgelehnt, und zwar mit der Begründung – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen –, man könne bei einem Kind mit 5°Jahren nicht feststellen, ob es schulreif ist oder nicht. Ich kann nur sagen, ich weiß nicht, wo Sie Wissenschaft, Entwicklungswissenschaften studieren. (GR Christian Oxonitsch: In einem Jahr entwickelt sich doch ein Kind noch!) Entwicklungspsychologie beginnt nicht erst mit dem 6.°Lebensjahr. Schauen Sie sich alle internationalen Vergleiche an von Holland bis Frankreich, von Belgien über Dänemark bis Neuseeland. Alle machen bereits im dritten Lebensjahr eine vorschulische Erziehung, damit die Kinder bis zum Schuleintritt alle entsprechenden Defizite abbauen können. (GR Christian Oxonitsch: Wollen Sie sagen, in einem Jahr entwickelt sich ein Kind nicht?) Und darum geht es. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Ist das eure Denkweise?)

 

Aber Sie sind, wie Sie hier wieder zeigen – und an den Zwischenrufen merkt man es –, unfähig, mit Ihrer Politik, die Sie hier in Wien gestalten sollten, auf Probleme der Bürger wirklich einzugehen. (GR Christian Oxonitsch: Interessant, dass sich bei der ÖVP Kinder in einem Jahr nicht verändern! Wirklich interessant!)

 

Wir lieben diese Stadt, wir lieben diese Kinder und werden uns daher auch weiter dafür einsetzen, dass das umgesetzt wird, was Sie bis jetzt ablehnen. (GR Christian Oxonitsch: Nur eine kurze Frage: Entwickeln sich Kinder in einem Jahr – ja oder nein?) Sie können es ja heute wieder beweisen, ob Sie bei den Anträgen, die meine Kollegin Barbara Feldmann heute einbringen wird, vielleicht doch draufgekommen sind, dass das der richtige Weg ist, und dann stimmen Sie bitte zu. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Entwickeln sich Kinder in einem Jahr? Ja oder nein?)

 

Meine Damen und Herren! Mich freut es, dass Elternverbände, türkische Elternverbände, polnische Elternverbände, kroatische, indische, ägyptische Elternverbände uns in zahlreichen Unterschriften – wir haben mittlerweile über 6 000 Unterschriften von diesen Verbänden – diese Forderung voll unterschreiben: Letztes Kindergartenjahr mit dem Schwerpunkt Sprachschulung gratis für alle Kinder und eine vorzeitige Schuleinschreibung, um entsprechende Defizite rechtzeitig erkennen zu können. Wir bedanken uns dafür.

 

Wir freuen uns, dass unser StR Dr Hahn diese Initiative aufgegriffen hat, voll betreibt und in Wien auch sehr aktiv und sehr erfolgreich damit unterwegs ist. Sie können ja dann im vorgestrigen pädagogischen Feld zu Hause bleiben und können da wieder etwas verschlafen. (GR Christian Oxonitsch: Aber Gehrer sagte gestern, es darf sich an dem Schulsystem nichts ändern!) Wir werden das der Öffentlichkeit weiterhin zeigen, und Sie können sich dann an diesen Anträgen anschauen, wie erfolgreich Ihre Integrationspolitik ist. Wir sehen das ja an den Ergebnissen von 20 Prozent außerordentlichen Schülern pro Jahr von Kindern, die neu eingeschrieben werden. (GR Christian Oxonitsch: Die Frage, ob sich Kinder in einem Jahr weiterentwickeln, kann er nicht beantworten!)

 

Hier haben Sie versagt. Das wird Ihnen niemand abnehmen, aber Sie haben in wenigen Minuten die Chance, alles wiedergutzumachen, indem Sie unseren Anträgen zustimmen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Mit keinem Wort sind Sie auf meine Frage eingegangen!)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Jerusalem gemeldet. Die Redezeiten sind jetzt 5 Minuten.

 

GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Ich möchte meine Rede mit einem klaren Bekenntnis der Grünen zur Mehrsprachigkeit von Wien und zur Mehrsprachigkeit der Kindergärten und der Schulen beginnen. Wir fordern bilinguale Einrichtungen auf allen Ebenen, weil wir es für unwahrscheinlich wichtig halten und für eine Bedingung für die Bildungschancen aller Kinder, dass die Muttersprache gefördert wird und dass eine Alphabetisierung in der Muttersprache stattfindet. – So viel einmal zum Prinzipiellen.

 

Jetzt ein paar Worte zu meinem Vorredner, die mir auch sehr wichtig sind. Meiner Meinung nach hat sich in diesem Land in den letzten 50 Jahren überhaupt noch nie irgendeine Partei so weitreichend und umfassend lächerlich gemacht mit ihrer Bildungspolitik wie die ÖVP. (Beifall bei den GRÜNEN. – GR Walter Strobl: Wo denn? Nur keine Eifersuchtsszenen!)

 

Und jetzt, wo man mit allem gescheitert ist, mit allem gescheitert ist am laufenden Band, darauf zu beharren und zu sagen, wir machen mit allem weiter, das ist Steinzeitpolitik, das ist vorgestrig und das ist letztklassig. Das wollte ich Ihnen schon gesagt haben.

 

Wenn im Mittagsjournal die Frau Ministerin Gehrer daran erinnert wird, sie habe einst von Weltklassebildung geredet, die Pisa-Studie zeige nun höchstens Mittelmaß, und die Frau Gehrer hebt an und sagt, dass wir die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit der Welt hätten, und fortfährt, dass das auch auf die gute Ausbildung an unseren Schulen zurückzuführen sei, dann dreht es einem den Magen um, und ganz Österreich lacht über sie und weiß mittlerweile, dass diese Bildungsministerin eindeutig abgelöst werden soll und muss. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Meine Damen und Herren! Es macht auch wenig Sinn, die Verantwortlichkeit und die Schuld unentwegt zwischen dem Bund und Wien hin- und herzuschieben. Das macht keinen Sinn und nutzt bitte den Kindern

 

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