Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 89
nichts. Deswegen möchte ich den zweiten Teil meiner Rede dazu verwenden, darauf hinzuweisen, was für die Kinder wichtig ist, was diese Kinder brauchen und was daher zu geschehen hat.
Kinder, die in Wien aufwachsen und irgendwelche
Schwierigkeiten auf Grund ihrer Herkunft haben, sollen bitte gefördert werden.
Es ist vollkommen egal, ob das österreichische Kinder aus sozioökonomisch
schwachen Familien oder Kinder von Migrantinnen und Migranten mit einem
sozioökonomisch sehr schwachen Hintergrund sind. Alle diese Kinder gehören
gefördert, alle diese Kinder müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen. Das
heißt, das Wichtige ist, dass es eine individuelle Förderung gibt. – Das ist
der eine Teil, der so wahnsinnig wichtig ist.
Der andere Teil ist, dass das gemeinsam, in einem gemeinsamen
Verband geschieht und deswegen – ich sage es noch einmal, weil das für die Grünen etwas ist, worauf wir nicht
verzichten können und werden und was uns so besonders wichtig ist –: Eine
gemeinsame Schule mit einem hohen Ausmaß an Individualisierung ist das Beste,
was man den Kindern bieten kann. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Was wir keinesfalls wollen, ist dass die Herkunft der
Kinder entscheidend ist für ihre Bildungschancen. Das ist etwas, was absolut
abzulehnen ist, und daher ist auch diese frühe Trennung der Kinder, worauf die
ÖVP immer weiter besteht, einfach der vollkommen falsche Weg. Diese Trennung
darf nicht erfolgen. Das sind Entscheidungen, die zu früh kommen und die meiner
Meinung nach absolut falsch sind.
Jetzt zu dieser Studie, die wir alle, die wir im
Kollegium des Stadtschulrates sitzen, gut kennen und wahrscheinlich mehrfach
gelesen haben. Diese Studie sagt, Kinder, die in einem Kindergarten waren, sind
besser für die Schule vorbereitet und gerüstet als andere Kinder. Dazu ist es aber
erstens einmal nötig, dass auch die Kindergärten mehrsprachig sind, bilingual
sind, und dazu ist es vor allem erforderlich – und das kommt noch davor –, dass
die Kinder bereits bei ihrer Geburt, also eigentlich die Eltern, eingeladen
werden, in diese Kindergärten zu kommen. Und da fängt es an, da müssen wir
ansetzen: Wie sieht diese Einladung aus? Wie kann man die Kindergärten
attraktivieren?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Kollegin
Claudia Sommer-Smolik, Spezialistin für Kindergärten, die auch bereits einen
erstklassigen Vorschlag unterbreitet hat, wie das gehen kann, wird dazu noch
mehr sagen.
Mein Abschlusssatz noch einmal: Wien ist
mehrsprachig, Wien ist bilingual, und so sollen auch die Förderung und der
Unterricht aussehen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich glaube, dass es sehr gut und sehr wichtig ist, zu
dem Thema “Vorschulische Sprachförderung“ eine Aktuelle Stunde abzuhalten, denn
die Sprache ist das Wichtigste für alle Kinder, und zwar sowohl für die Kinder
ausländischer Herkunft als auch für die Wiener Kinder. Jedoch die
Sprachkenntnisse der Kinder in den Volksschulen sind katastrophal, vor allem in
den unteren Klassen. Es ist das, denke ich, nicht nur für die Kinder eine
Zumutung, sondern auch für die Lehrer und auch für Eltern. Ich bin daher froh,
dass wir heute über das Thema “Sprachförderung“ eine Aktuelle Stunde abhalten.
Ich möchte festhalten, dass es in den vergangenen
Jahrzehnten schwere, wenn nicht schwerste integrationspolitische Versäumnisse
der Sozialdemokratischen Partei in dieser Stadt gegeben hat, Versäumnisse, die
sich besonders negativ vor allem auf unsere Kinder auswirken. Denn die
Unterrichtssprache ist Deutsch, und der Spracherwerb für Kinder mit
nichtdeutscher Muttersprache ist wichtig, ist wichtiger als multikulturelle
Bereicherungen im Kindergarten, beispielsweise dass österreichische Kinder
türkische Lieder lernen und so weiter, also Dinge, wie sie in Wiener
Kindergärten praktiziert werden. (GR
Godwin Schuster, auf die Besuchergalerie deutend, wo viele Schulkinder sitzen:
Das sagen Sie genau den Kindern, die das machen! Die Kinder werden es Ihnen
danken! Das ist so was von instinktlos!)
Wir Freiheitlichen sagen seit Jahren, dass das ein
Problem ist, wir sagen seit Jahren, dass die Deutschkenntnisse und der
Spracherwerb für die Kinder von MigrantInnen und Zuwanderern wichtiger ist als
solche multikulturellen Gesellschaftsexperimente. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie von der Sozialistischen Partei haben die
Diskussion bis jetzt immer abgeblockt, Sie haben immer gesagt, das ist nicht
notwendig. Sehr geehrte Damen und Herren, die Ergebnisse der PISA-Studie geben
uns Recht. Sie haben Handlungsbedarf, und zwar seit langem. Ein Fünftel der
Wiener Pflichtschüler kann auf Grund von Sprachproblemen nicht beurteilt
werden. Der Ausländeranteil in den Wiener Volksschulen ist über
40 Prozent, in manchen Schulen sogar über 90 Prozent. Wie sollen die
Kinder dort dann Deutsch lernen? (GR
Godwin Schuster: Schauen Sie einmal die Kinder dort oben an! Sie verwirren
sie!) Wissen Sie, die Deutschkenntnisse sind gerade für Zuwandererkinder
besonders wichtig, wenn sie im späteren Leben gute Chancen, gleiche Chancen
haben wollen. (GRin Nurten Yilmaz: Die
verstehen Sie alle, aber Sie verstehen die Kinder nicht!) Aber das
verweigern Sie ihnen, das machen Sie ihnen nicht möglich. (Beifall bei der
FPÖ. – GR Godwin Schuster: Die verstehen Sie, aber Sie sollten einmal in die
Augen der Kinder schauen, bevor Sie so reden!)
Wir haben im Interesse aller
Kinder schon beim Volksbegehren “Österreich zuerst“ gefordert, dass höchstens
ein Anteil von 30 Prozent an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in
Wiener Schulen sein soll. Sie haben das ignoriert. Die Probleme sehen wir
jetzt. Festgeschrieben sind sie in der PISA-Studie, und verantwortlich dafür
sind Sie. Überfordert sind die Kinder, überfordert sind die Lehrer, und auch
die Eltern leiden
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