Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 87
selbst eine Begriffspaarung
erfunden, die von keiner Oppositionspartei gebraucht wurde, und zwar sprach er
von sozialistischem konfusen Betrieb.
Nun, das ist so
unwahrscheinlich nicht und ich rechne ihm auch das als Freud’sche Fehlleistung
an, meine Damen und Herren, denn konfus ist bei den Vereinigten Bühnen Wien so
manches.
Aber mit der Methode der
Kollegin Polkorab: „Viel Wissen macht Kopfweh und wer viel fragt, geht weit
irr“, werden wir uns nicht abfinden, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. (Beifall
bei der ÖVP.) Überhaupt
angesichts der Tatsache, dass die Kontrollamtsberichte über die Vereinigten
Bühnen und den ihr gehörenden oder zugehörenden Firmen von 1992, 1993, 1997,
2001 und 2004 gehörige Kritik erkennen lassen. Die Zeit ist zu kurz, um
sie Ihnen vorzulesen, aber es wird drinnen vorgehalten, dass die tatsächlichen
Gegebenheiten der Planung nicht entsprechen und dass bei der Gestaltung von
Verträgen die wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht durchschlagen. Weniger
konfus, sondern bedenklich ist es allerdings, meine Damen und Herren, wenn man
uns das Zahlenwerk verweigert. Denn uns mit lapidaren Globalziffern vom
Kulturausschuss in den Finanzausschuss zu schicken, um dort auch nicht mehr
herauszubekommen, und uns zum Kulturausschuss zurückschicken zu lassen, ist
vielleicht ein hübscher alpenländischer Watschentanz, aber bringen tut es
nichts, und wir werden uns das auch nicht gefallen lassen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Und angesichts der
Weigerung, den Eigentümervertretern - und das sind wir gewählten Mandatare noch
einmal - auch die wichtigen Entscheidungsgrundlagen vorzulegen, meine Damen und
Herren, also wer so etwas macht und wer sich so benimmt, wie der Kollege
Salcher jetzt von den Holdingleuten gesprochen hat, da hat der Herr Stadtrat
wirklich nicht das Recht, dieses bis zum Überdruss praktizierte Bundpassing
hier vorzutragen und von hemdsärmeligem Stil im Bund im Umgang mit der Kritik
zu reden. So bruchsicher sind die Scheiben in Ihrem Glashaus, meine Damen und
Herren, wirklich nicht. (Beifall des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien.)
Konfus wird es dort, wo die
beiden Herrn Kulturgranden mit Ziffern zu jonglieren beginnen, um zu prüfen, ob
ein Musical ein Erfolg oder ein Flop ist. Beim Herrn Stadtrat gelten
durchschnittlich 650 000 als Erfolgsrate, 800 000 für einen
durchschlagenden Erfolg, 200 000 für einen Flop. Beim lieben Herrn
Woller gelten 300 000 als Erfolg, wenn ihm auch
400 000 lieber wären. Bei der Diskussion darüber, wie viele Zuschauer
notwendig sind, um eine weitere Musicalbühne in Wien einzurichten, spricht am
selben Tag der eine von 500 000, der andere von 700 000. Also, so
eine läppische Kleinigkeit von 40 Prozent, da braucht man sich nicht darum
kümmern. Jetzt kann ich mir Ihren Umgang mit den Zahlenwerten der Vereinigten
Bühnen Wiens ohne weiteres vorstellen, meine Damen und Herren.
Auch wenn es lustig klingt,
lassen wir sie nicht so daran herumdoktern. Hier ist mehr Seriosität
angebracht. Unter einer vorausschauenden Musiktheaterpolitik stelle ich mir
etwas anderes vor. Und zwar eine internationale Trendberechnung dieses Genres
überhaupt, wie läuft es mit Musicals, wie sieht denn das aus; es ist eine
Rentabilitätsuntersuchung zu machen, wobei auch endlich Aufklärung darüber
gegeben werden muss, warum bei uns etwas exorbitant bezuschusst werden muss,
was sich woanders zum Teil oder ganz selber trägt, meine Damen und Herren.
Und ich sage Ihnen auch, Sie
werden die Äußerung des Stadtrates, dass nicht mehr Gelder in die Vereinigten
Bühnen Wiens fließen und dass auch nichts aufgenommen werden musste, nicht
aufrechterhalten können, wenn man sich das Finanzierungsmodell anschaut, das
die Kosten des Umbaus von 34,1 Millionen auf satte 47 Millionen
erhöht, meine Damen und Herren, das ist umgerechnet fast eine
halbe Milliarde Schilling.
Ich kann Ihnen das Weitere leider
nicht mehr sagen, wann Rieder im Februar noch gesagt hat, es gehe darum, dass
die Kultur 2007 mehr Geld brauche, es wird aber nicht mehr da sein und den
Stadtrat aufgefordert hat, Rücklagen anzulegen und Einsparungen zu treffen,
wovon natürlich keine Rede ist. Und ich möchte mit einem alten Lied schließen,
das an sich Ihrer Bewegung entstammt und den Lehrlingen mitgegeben wurde, aber
die Frau Kollegin Polkorab ermuntert mich dazu, es umzudichten: „Lirum, larum,
Löffelstiel, ein guter Gemeinderat fragt nicht viel, die SPÖ weiß schon, was
ihm nützt und wie sie ihn vor Bildung schützt " (Heiterkeit und Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner
ist Herr Gemeinderat Stefan gemeldet.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist ja sehr schön, wenn es aufgelockert wird, weil
die Fakten sind ja nicht so lustig, und an den Fakten sollte man natürlich
diese Diskussion ja letztlich aufhängen.
Die Fakten liegen auf der Hand, wir haben in den
letzten 10 Jahren 2 Milliarden ATS, 140 Millionen EUR,
ins Musical hineingesteckt. 2 Milliarden ATS zumindest, wenn nicht
mehr. Das ist ein recht einträglicher, oder sagen wir einmal, ein ziemlich
ordentlicher Betrag für eine Kunstgattung die populär ist, die Besucher
anzieht, die einem breiten Publikumsgeschmack entspricht.
2 Milliarden ATS zumindest in den letzten 10 Jahren, das ist
ganz interessant.
Und auf der anderen Seite
haben wir heute gehört, für mich neu, aber das ist ja doch gut, wenn man einmal
so eine Behauptung aufstellt, dass es ein Potential von etwa
700°000 Besuchern in Wien für diese Kunstgattung gibt. Mit diesen zwei
Fakten müsste man jetzt einmal zu rechnen beginnen und Studien erstellen, und
zwar jetzt einmal konkret etwas angehen, um hier Geld sinnvoll einzusetzen.
Und
genau davon ist nie die Rede, es wurde uns noch nie hier dargestellt, es gäbe
eine Studie darüber, wie sich das Musical an sich entwickelt, wie entwickelt es
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