Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 87
keinem
einzigen Akt im Kulturausschuss beigelegt!) Jedes kleine Theater in
Wien muss das tun. Ihr tut das bei den Vereinigten Bühnen nicht. Das Wenige,
was bei den Vereinigten Bühnen an die Öffentlichkeit dringt, gibt zu großer
Sorge Anlass!
Die Vereinigten Bühnen simulieren den Markt. Deswegen
ist es ein Kolchosenunternehmen und dort muss endlich einmal die grundlegende
Entscheidung getroffen werden. Ist das ein Unternehmen, das nach
privatwirtschaftlichen Gründen und Kriterien geführt wird, dann muss es
Bilanzen veröffentlichen, zumindest wie börsennotierte Unternehmen, weil es ist
ein Unternehmen, wo es massiven Einfluss der Öffentlichkeit gibt. Oder führt
man das als Magistratsabteilung, dann ist es auch kein Problem, aber dann
erwarten wir die politische Kontrolle, dann wollen wir auch in den
Aufsichtsräten sitzen und die Fragen, die dort notwendig sind, stellen können.
So geht es nicht weiter, das wisst ihr selber und das
weiß auch der Wiener Steuerzahler! Das ist heute ein weiterer Schritt zu mehr
Transparenz und einer Veränderung der politischen Linie der Vereinigten Bühnen,
die einfach ein Paradeunternehmen dessen sind, wie die Sozialdemokratie im
letzten Jahrhundert gewirtschaftet hat. Zukunft hat das keine, da stimme ich
mit den GRÜNEN überein! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächste Rednerin ist Frau GRin Unterreiner gemeldet. – Bitte schön.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Er sitzt rückwärts. (GRin Marianne Klicka: Hinten!) Ich habe
mich davon überzeugt.
Ich freue mich, dass die beiden anderen
Oppositionspartein aufgewacht sind und die Linie, die wir Freiheitlichen schon
seit Jahrzehnten vorgeben, aufgreifen. Schon mein Kollege StR Gintersdorfer,
das ist jetzt 15 Jahre her, hat auf diese kulturpolitische
Ungeheuerlichkeit hingewiesen, dass ein Viertel des Kulturbudgets in einen
Unterhaltungsbereich fließt und hat das angeprangert. Schon zur Zeit von
Pasterk, in der so genannten Weck-Ära – das ist interessant, darüber kann man
noch diskutieren, wer mehr Schulden gemacht hat, Weck oder Klausnitzer – hat er
diese Geldvernichtungsmaschinerie kritisiert. Damals hat es noch das Ritual der
Abgangsdeckung geben. Das wissen vielleicht die jungen Herrschaften hier gar
nicht. Das war ganz ungeheuerlich! Jahr für Jahr, das war damals ganz
selbstverständlich, wurden ganz einfach nachträglich zusätzlich die Schulden
ohne viel Federlesen bezahlt, obwohl man genug Geld bekommen hat. Erst
Klausnitzer gelang es dann, von dieser Abgangsdeckung wegzukommen. Aber es ist
höchst interessant, wieso das so gekommen ist.
Eben ist es nämlich
gelungen, in einem Vertrag herauszuverhandeln, dass er fürstliche Prämien
bekommt, wenn er nicht noch nachträglich Gelder bekommt. Natürlich ist ihm das
geglückt, es war in seinem eigenen Interesse. Sie können sich alle erinnern,
das war damals, als der Rechnungshof Gagen aufzeigte, die er bekam, - so
zwischen 7 und 8 Millionen ATS im Jahr.
Also, das ist einmal
sozusagen die Vorgeschichte und das war für uns immer ein Grund, auf diese
Fehler hinzuweisen. Wir haben immer eine Fülle von Anträgen gestellt und haben
immer eingefordert, dass man endlich einmal marktwirtschaftliche Kriterien
einführt.
Und, Herr StR Mailath-Pokorny, ich glaube Sie sitzen
rückwärts, (Einige SP-Gemeinderäte
schmunzeln.) auch in Ihrer Ära haben wir immer wieder darauf hingewiesen,
dass man die Reform der Vereinigten Bühnen Wiens nicht in der Mitte stecken
lassen kann und dass man nicht nur, was die Nutzung des Theaters an der Wien
angeht, eine neue Nutzung anstrebt - wir unterstützten das, das war auch unsere
Idee -, sondern dass man auch darüber nachdenkt, was man mit den verbleibenden
beiden Häusern, mit dem Ronacher und mit dem Raimund Theater in Zukunft machen
will, weil diese sind jetzt Unterhaltungstheater. Dass man natürlich für das
Theater an der Wien Gelder braucht, das ist selbstverständlich, aber in den
Unterhaltungssektor Steuermillionen hineinzustopfen, ist unverantwortlich.
Und auch Sie, Herr StR Mailath-Pokorny, haben unsere
Anträge, dass man privatwirtschaftliche Überlegungen zumindest einmal anstellt,
immer wieder abgeschmettert. Wir sind der Meinung, die Zeiten sind vorbei, dass
eine Stadt so einen Riesenbetrieb ganz einfach ohne Transparenz und ohne
Kontrolle weiterführt.
Und wir haben immer Anträge eingebracht, dass man
vierteljährlich einen Kontrollmechanismus einführt und dass man
Quartalsberichte einbringt. Auch das wurde ganz einfach abgelehnt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, jetzt ergeht mein
Appell, vor allem an den Kulturstadtrat: Sie können nicht umhin, Sie müssen
jetzt, denn jetzt ist der Zeitpunkt, für die Zeit nach dem Mozartjahr
kulturpolitische Entscheidungen treffen. Sie müssen jetzt darüber nachdenken,
was man mit der so genannten Musicalbranche macht, und ich habe noch nicht
bemerkt, dass Sie da wirklich Ideen einbringen.
Auf der einen Seite sagt man, man brauche eine zweite
Musicalbühne, Sie widersprechen sich immer wieder, Sie sagen, nun ja, im
Ronacher könnte man auch Experimentiertheater machen. Wozu man aber dann soviel
Geld hineinstecken will, wozu sich dann die Stadt Wien mit
47 Millionen EUR verschulden soll, wozu man dann das Ronacher umbauen
will, das ist völlig offen.
Es ist noch immer nicht entschieden, was Sie in der
Hinsicht machen wollen. Also, soll jetzt ein zweites Musicalhaus entstehen,
soll jetzt ein Unterhaltungstheater entstehen? Das ist offen. Und in einer
Zeit, Herr StR Mailath-Pokorny, wo vielleicht die große Ära der Musicals vorbei
ist! Wir wissen es ja nicht, es gibt keine Bedarfserhebung. In einer Zeit, wo
wieder die Operette vom Publikum dankbar aufgenommen wird, wo Harald Serafin,
wo Berger, große Erfolge feiern, ist vielleicht wirklich die Ära der Musicals
vorbei.
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