Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 88
der breiten Masse ist, darüber haben wir ja nie
gestritten. Aber es geht darum, was kann man daraus machen, wie viel Geld muss
man hinein stecken, muss man subventionieren und wie viele Zuschauer könnten
kommen. Und da stellen wir fest, dass bei einer Auslastung von 42 Prozent
keineswegs von Erfolg zu sprechen ist und darum geht es in der Kulturpolitik,
und nicht um das Scheinargument der Massenzahlen. (Beifall bei der FPÖ.)
Oder die Theaterreform, die angeblich von allen nur
positiv gesehen wird. Ich habe den Eindruck, die ist ins Stocken geraten und
die neuesten Meldungen, dass all jene, die nicht so glücklich sind und die
nicht mitmachen wollen an der Theaterreform, vielleicht auch weil sie Angst
haben vor einer neuen Fremdbestimmung, dass diese nun ausgehungert werden
sollen und zwar nach dem Motto, wir zahlen einfach so lange keine Subvention
bis sie die Miete nicht mehr bezahlen können. Das ist auch nicht die feine Art
und da habe ich nicht den Eindruck, als wäre das ein großer Erfolg der Wiener
Kulturpolitik. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Wiener Festwochen - auch ein alter Schlager
bereits seit einigen Jahren -, die zu einem Jahrmarkt teurer Gastspiele und
Koproduktionen verkommen sind, und bei welchen von den Sprechtheatern zwei
Drittel der Produktionen nicht in deutscher Sprache abgehalten werden. Das ist
sicherlich nicht das Aushängeschild, das man sich von Wiener Festwochen
erwartet. Vielleicht wird als Kompensation deshalb das Musical gebracht, wo
deutschsprachige Aufführungen stattfinden, um die Wiener Festwochen zu
konterkarieren. Aber das ist jedenfalls nicht das, wofür wir auch hier wiederum
doch 10 Millionen EUR und mehr zur Verfügung stellen.
Die leicht zu erfüllenden Wünsche der Opposition
werden ignoriert. Wir haben immer wieder gefordert, gebeten, ersucht, dass man
uns doch über die abgelehnten Kultursubventionsansuchen regelmäßig berichtet.
Nein, das geht nicht, das darf nicht sein, das wollen Sie nicht.
Oder, die regelmäßige Veröffentlichung über die
wirtschaftliche Situation der Vereinigten Bühnen Wien, einer der größten
Budgetposten im Kulturbereich. Nein, das darf nicht sein, das wollen wir nicht.
Kleine Freuden gibt es auch zu berichten - es wurde
auch schon angesprochen -, die alte Forderung der FPÖ, dass das Theater an der
Wien für die Oper geöffnet wird, ist durchgesetzt worden. Diese Forderung geht
schon 15 Jahre zurück. Wenn man sich jetzt hier hinstellt und sagt, es ist
egal, wer das gefordert hat, es kommt nur auf die Umsetzung an, so ist zu
sagen, umsetzen kann man immer nur Ideen. Und zuerst einmal muss jemand die
Idee haben, dann kann man etwas umsetzen. Es wäre schön, wenn dann jemand der
Idee folgt, das spricht dann für denjenigen, das ist keine Frage, aber zuerst
war immer noch die Idee und dann die Umsetzung. (Beifall bei der FPÖ.)
Eine kleine Freude ist auch, dass die Organisatoren
der längst eingeschlafenen Donnerstags-Demonstrationen, nämlich “Public
Netbase“, nicht mehr subventioniert werden und damit auch ihre Tätigkeit
einstellen mussten. Der Wiener Steuerzahler wird jetzt - zumindest hier - nicht
mehr zur Kassa gebeten. Vielleicht ist das auch schon eine kleine Vorleistung
der SPÖ zur Rückholaktion der zu den GRÜNEN abgedrifteten Wähler, wo man sagt,
ja, diese Gruppierung will ich jetzt doch nicht mehr so unterstützen. Den
Eindruck macht es, aber wir haben jedenfalls auch Freude damit.
Zu den kleinen Freuden gehört auch die stets sehr
gute Zusammenarbeit mit den Beamten der Stadt Wien und da dürfen wir uns als
Oppositionspartei sehr bedanken. Wir werden regelmäßig und immer zuvorkommend
behandelt und wir bekommen die Auskünfte, die wir wollen. Auch an dieser Stelle
ein Dank an die Beamten der MA 7. (Beifall bei der FPÖ, von Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny und GR Godwin Schuster.) Das steht sicher im
Protokoll, wer aller applaudiert hat. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ja, ich!) Ja, ich weiß, der Herr Stadtrat hat auch applaudiert, das kann er
aber nicht sehen.
Was bleibt für uns Freiheitliche, die immer noch die
Vision einer freien Kulturstadt Wien haben, wo die öffentliche Hand lediglich
die Rahmenbedingungen schafft, sich aber von der direkten Einflussnahme durch
Subventionsvergabe zurück hält, einer Kulturpolitik, bei der parteipolitische
Gefälligkeiten nicht der Garant für Subventionen sind - siehe Rabenhof Theater,
Adi Hirschal; - einer Kulturpolitik, die ihr Geld nicht für sozialutopische
oder sozialpolitische Utopien ausgibt - Beispiel Margulies-Ausstellung oder WUK
und so weiter; - einer Kulturpolitik, die nicht Institutionen fördert, die als
Privatstasi die Einschränkung der Meinungsfreiheit zum Ziel haben - Stichwort
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes; - einer Kulturpolitik,
bei der Fragen der Ästhetik unter Berücksichtigung des Publikums im Vordergrund
stehen; - einer Kulturpolitik, die nicht längst überholte Multikulti-Utopien
fördert. Wir brauchen nur nach Holland schauen, um zu merken, dass hier eine
Seifenblase geplatzt ist, und wir leider mit unseren Vorschlägen und mit
unseren Warnungen nicht durchgedrungen sind.
Uns bleibt auch noch die Vision einer Kulturpolitik,
die die Kreativität der Kunstschaffenden in Wien so anspornt, dass Besucher aus
dem In- und Ausland nach Wien kommen, weil sie die aktuellen künstlerischen
Leistungen und das aktuelle künstlerische Schaffen anschauen wollen und nicht
nur deshalb kommen, weil das, was vor Hunderten von Jahren produziert wurde gezeigt
wird, noch sichtbar ist und dargestellt wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Ja, schön wäre es, zumindest eine ansatzweise
Verwirklichung unserer Visionen festzustellen. Da das aber nicht der Fall ist,
ist es kein Wunder, dass wir den Budgetvoranschlag ablehnen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Straubinger.
GRin Mag Sybille Straubinger
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
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