Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 123
Generaldirektor-Stellvertreter
Ludwig Kaspar weist in diesem Zusammenhang auf die Schulen und
Betriebskindergärten hin. Wien hat Akademien, die es in den meisten anderen
Bundesländern nicht gibt. Gott sei Dank haben wir diese Akademien, ich denke
nur, dass man hier überlegen sollte: Wir bilden ja sehr, sehr viel diplomiertes
Pflegepersonal aus den Bundesländern aus. Das finde ich gut. Das hat sich
mittlerweile verändert: Sie müssen sich verpflichten, hier in Wien zu bleiben
oder die Ausbildungskosten zurückzubezahlen. Ich denke mir, man sollte auch in
Verhandlungen treten, dass die Bundesländer für unsere Akademien Zuschüsse
leisten. Dadurch würden sich die nichtmedizinischen Leistungen vermindern.
Dankenswerterweise
gibt es die Betriebskindergärten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an
den Wiener Spitälern. Nur: Da, denke ich mir, müsste es ebenfalls zu einer
Umschichtung kommen, und zwar aus der Haushaltsstelle 2400 oder 2001 - das sind
die Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Wien. Diese Mittel müssten dem
Krankenanstaltenverbund zur Verfügung gestellt werden, nämlich von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Zuschüsse erhalten. Das würde auch eine
Verminderung der nichtmedizinischen Leistungen mit sich bringen.
Ich
glaube, meine Damen und Herren, wir sollten uns nicht der Illusion hingeben,
dass der steigende Finanzbedarf des Gesundheitssystems nur durch
Rationalisierung gesichert werden kann, obwohl es viele Möglichkeiten der
Einsparung geben wird und geben muss. Der Frage, woher langfristig die Mittel
für die Finanzierung der Gesundheit kommen sollen, können wir - alle hier im
Haus vertretenen Parteien - uns nicht ersparen.
Es gibt
internationale Studien, nach denen angeblich 30 Prozent der gesamten
Gesundheitsausgaben auf Doppelbefundungen und deren Folgekosten entfallen. Wir
haben einen besonders großen Spitalsbereich. Da gibt es das
leistungsorientierte Finanzierungssystem, das sicher international vorbildlich
ist, aber es gibt keine Evaluierung, es gibt kein Benchmarking, es gibt kein Monitoring,
weil sämtliche Daten strengst geheim gehalten werden. Die Versicherten
erhielten im vergangenen Sommer erstmalig eine Kostenaufstellung von ihren
Krankenkassen - leider ohne die Kosten eines Spitalsaufenthalts, weil es diese
Daten nur in Oberösterreich und im Burgenland gibt. In diesen beiden Ländern
hat man eine so genannte Folgekosten-Datenbank, woraus man die
Patientenaufenthalte ersehen kann. Die Wiener Krankenkasse zum Beispiel weiß
gar nicht, wie viel ein einzelner Patient, ein einzelner Fall kostet.
Die
Veränderung der Altersstruktur, der medizinische Fortschritt, der immer neue
Möglichkeiten schafft, das sind nicht Probleme, die man einmal löst, und dann
sind sie erledigt, sondern diese Herausforderungen bleiben uns für die nächsten
Jahrzehnte erhalten. Langfristig brauchen wir eine breitere Finanzierungsbasis,
es muss mehr Geld geben, und dieses Geld darf nicht allein aus lohnabhängigen
Abgaben stammen. Es muss für alle Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt
medizinische Hochleistung geben. Es muss möglich sein, dass die Personen, die
die Pflege benötigen, diese auch qualitativ hochwertig erhalten.
Dazu
wollen wir Freiheitlichen im Gesundheits- und Sozialbereich mitgestalten und
unsere Vorschläge einbringen, und wir hoffen, dass Sie, meine Damen und Herren
von der Sozialdemokratie, den einen oder anderen Vorschlag annehmen und
umsetzen - im Sinne der Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächster ist Herr GR Wagner
zum Wort gemeldet. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Kurt Wagner
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Hoher Gemeinderat! Meine Damen und Herren! Bevor
ich mit den Ausführungen zum Budget 2005 beginne, wird sicher erwartet, auch
von den Oppositionsrednern, dass ich vielleicht auf die eine oder andere Frage
eine Antwort gebe oder zu geben versuche. Daher werde ich auch in diesem Sinne
verfahren.
Meine Damen
und Herren von der Opposition bei den GRÜNEN! Sie waren im Prinzip ja bei der
Beiratssitzung des Fonds Soziales Wien dabei - die anderen Herrschaften der
Oppositionsparteien natürlich auch (GR Günther Barnet: Was heißt "im
Prinzip"?) -, und Sie haben dort sehr interessiert den Ausführungen
des Kollegen Peter Hacker zugehört - aber anscheinend haben Sie sich dann
wieder verabschiedet -, wie er Ihnen erklärt hat, wie schwierig ein Vergleich
der alten kameralistischen Buchhaltung mit der Doppik ist und wie schwierig es
ist, jetzt, wo neu auf Doppik umgestellt worden ist, wieder in Kameralistik
zurückzurechnen. Es ist aber trotzdem gelungen, Ihnen die wirklich
wesentlichen, entscheidenden Budgetschwerpunkte noch zeitgerecht zu
übermitteln. Dass es natürlich auch Opposition bedeuten kann, dass man damit
nicht zufrieden ist, das verstehe ich. Aber nehmen Sie zur Kenntnis: Die
Unterlagen haben Sie bekommen.
Liebe Frau
Kollegin Ingrid Lakatha! Dass du jetzt auch Feuerwehrfrau werden möchtest, das
verstehe ich, noch dazu, wenn man die Veröffentlichung einer Statistik
hernimmt, aus der man genau ersehen kann, dass auch unsere Wiener Feuerwehr -
aber auch alle Feuerwehren in ganz Österreich - zur vertrauenswürdigsten
Berufsgruppe Österreichs gewählt wurde. Und das bestärkt mich eigentlich in der
Ansicht, dass wir das Geld im Bereich der Wiener Feuerwehr gut angelegt haben,
und das werden wir auch künftig, und auch mit diesem Budget 2005, weiter tun.
Meine
Damen und Herren! Wenn hier von einigen Rednerinnen und Rednern der
Oppositionsparteien bemängelt wurde, dass der Krankenpflegeberuf unattraktiv
ist, dann pflichte ich dem bei. Aber dann müssen wir uns selbst - auch Sie
persönlich, meine Damen und Herren - an der Nase nehmen. Es wurde in den
letzten Wochen und Monaten sehr schwierig gemacht, einem jungen Menschen in
Österreich zu erklären, dass er nicht Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau werden
soll, sondern lieber Krankenpfleger oder Krankenpflegerin. Wenn Sie sich die
Berichterstattung in den Medien anschauen,
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