Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 123
ist meiner Ansicht nach in Wirklichkeit ein Skandal der sozialen Kälte der SPÖ Wien. Warum sage ich das? - Die Strukturmängel im Krankenanstaltenverbund sind seit Jahren bekannt. Der Personalmangel ist seit Jahren bekannt.
Frau StRin
Pittermann, die auf all diese Mängel aufmerksam gemacht hat, musste gehen.
Diejenige, die im Krankenanstaltenverbund für das Personal zuständig ist, die
verantwortliche Generaloberin Charlotte Staudinger, ist erstaunlicherweise nach
wie vor im Krankenanstaltenverbund tätig. Frau GRin Pilz hat bereits gesagt,
dass auf der Gerüchtebörse Herr Dr Marhold als neuer Generaldirektor im
Gespräch ist. Ich bin gespannt, was er auf diesem Sektor, der sicher der
Schlüsselsektor ist, verändern wird.
Frau StRin
Renate Brauner hat darauf hingewiesen, dass es nach wie vor zu wenig Personal
gibt und dass es vor allem viel zu wenige Menschen gibt, die sich für diesen
schweren Beruf erwärmen können und die diesen Weg beschreiten wollen. Ich frage
mich zum Beispiel: Welche Maßnahmen sind von der Generaloberin Staudinger
diesbezüglich gesetzt worden, damit es endlich zu einer spürbaren Entlastung
für das sicherlich teilweise sehr belastete Pflegepersonal kommt?
StR Rieder hat in seiner Budgetrede darauf hingewiesen, dass es
100 zusätzliche Ausbildungsplätze geben wird; ich komme später noch darauf
zu sprechen. Ich glaube, egal, von wem die Idee kommt, ob Grün, Schwarz, Rot
oder Blau, dass wir alle hier in diesem Haus den Stellenwert des Pflegeberufs
hervorheben müssen, dass wir mit verschiedenen Ausbildungsmodellen, mit
familienfreundlichen Arbeitszeiten und mit leistungsgerechter Bezahlung hier
möglicherweise motivierend eingreifen können.
Frau StRin
Brauner nennt als Ziel 1, dass die Menschen möglichst lange zu Hause
bleiben können. Dies bedeutet: Ausbau der ambulanten Dienste, Tageszentren,
Betreuung zu Hause. Aber auch hier fehlt das notwendige Personal. Es gibt viel
zu wenige PflegehelferInnen und viel zu wenig diplomiertes Gesundheits- und
Krankenpflegepersonal, die im extramuralen Bereich tätig sind.
Das Ziel 2,
sagte die Frau Stadträtin, ist dass Menschen, wenn sie in stationäre Behandlung
kommen, möglichst nahe ihrem Wohnort zentral in kleinen Einheiten betreut
werden sollen. Hier gibt es zum Beispiel ein ganz tolles Modell,
welches 2005 fertig sein wird: Alt und Jung unter einem Dach. Das wird in
Kagran derzeit gebaut, es sind 60 Familienwohnungen und
Seniorenapartments. Es wird gebaut von der Firma ARWAG, und es werden hier
junge Familien und betagte Menschen gemeinsam in diesem Grätzel wohnen. Betreut
wird dieses Modell wahrscheinlich von Fortuna oder vom Roten Kreuz. Ich denke
mir, dieses Modell, das als Beispiel gilt, sollte viel stärker ausgebaut
werden. Hier sollte vor allem der soziale Wohnbau der Stadt Wien auch massivst
mitarbeiten und mit tätig sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe
meine Zweifel an der Finanzierung des Wiener Gesundheitssystems.
VBgm Dr Sepp Rieder hat in seiner Budgetrede gemeint: „Die
Pflegemilliarde steckt eben nicht nur im Bereich der Investitionsquote des
Budgets und des Wirtschaftsplanes des Krankenanstaltenverbundes, sondern
verteilt sich auf eine Reihe von Maßnahmen außerhalb des
Gesundheitsbudgets." - Und Herr StR DDr Schock hat herausgearbeitet,
dass im Jahre 2005 auf Kosten der Gesundheit gespart wird.
Ich
erspare Ihnen die Nennung aller Daten, aber zwei möchte ich hervorheben: Es
gibt einen Gesamtzuschuss für den Krankenanstaltenverbund gemäß
Finanzierungsübereinkommen, wo es zu einem Plus von 24,2 Millionen EUR
kommt. Und dann kommt es aber zu einem Betriebskostenzuschuss und einer
Defizitabdeckung mit einem Plus von 61,2 Millionen. Das ergibt ein
Investitionskostenzuschuss-Minus von 37 Millionen. Und da frage ich mich:
Wo ist die Pflegemilliarde? Wo ist sie? - Unsere Forderung war eine
Pflegemilliarde für das Jahr 2005, 2006, 2007 - bis eben alle
Pflegeeinrichtungen auf dem modernsten Standard, auf Qualität ausgerichtet
sind, solange muss es die Pflegemilliarde geben.
Der Herr
Bürgermeister hat am 16.10.2003 eine Pflegemilliarde angekündigt.
Ich muss gestehen, ich habe ihm geglaubt; die Wiener Bevölkerung wahrscheinlich
auch. Und das ist eigentlich das, was mich sehr betroffen macht: Dass wir jetzt
das Budget haben und Herr VBgm Rieder heute auch in seiner Budgetrede
gesagt hat - ich zitiere aus dem unkorrigierten Exemplar seiner Rede:
„Dazu, zu
diesen Mitteln, die wir jetzt bereits im Budget vorgesehen haben, kommen noch
jene Mittel, die auf Grund des Finanzausgleichsergebnisses dazukommen. Es
kommen beispielsweise noch Leistungen wie Darlehensgewährungen an das Haus der
Barmherzigkeit dazu, für die Errichtung von Einrichtungen etwa in der
Seeböckgasse oder in der Tokiostraße. Die Pflegemilliarde steckt eben nicht nur
im Bereich der Investitionsquote des Budgets und des Wirtschaftsplanes des
Krankenanstaltenverbundes, sondern verteilt sich auf eine Reihe von Maßnahmen
außerhalb des Gesundheitsbudgets."
Er hätte,
wenn es die Pflegemilliarde ehrlich gegeben hätte, genau anführen müssen, wo
sich jetzt diese Pflegemilliarde versteckt.
Was zu
begrüßen ist, ist dass er weiter ausführt, dass HeimhelferInnen als
PflegehelferInnen ausgebildet werden, weil sich das die privaten
Sozialeinrichtungen sicher nicht leisten können. Das ist sicher sehr zu
begrüßen, dass hier 100 zusätzliche, weitere Plätze geschaffen werden. Nur,
wie gesagt: Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein - und die Pflegemilliarde
findet sich meiner Ansicht nach leider nirgends.
Nicht nur bei den
Behandlungskosten liegen Wiens Gemeindespitäler bundesweit einsam an der
Spitze, auch die nichtmedizinischen Mehrkosten sind in den Wiener
Krankenanstalten weitaus höher als in anderen Spitälern. Nichtmedizinische
Leistungen - das wurde schon gesagt - sind Verwaltungs-, Betriebs- und
sonstiges Personal, nichtmedizinische Geräte und Verbrauchsgüter und
Fremdleistungen. Herr
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