Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 123
nicht
versteht, dann brauchen wir es auch nicht zu verstehen. (Heiterkeit der GRin
Dr Sigrid Pilz.) - Also das ist eine sehr, sehr unklare Aussage.
Das Zweite,
das uns aufgefallen ist, ist die große Anzahl der Pflegepatienten im
Akutkrankenhaus. Stellen Sie sich nur vor: Im Jahre 2002 waren
193 Pflegefälle mit einer Verweildauer von insgesamt
11 160 Tagen im SMZ-Ost in den beiden internen Abteilungen
untergebracht, und zwar in einem Akutspital. Da dort in der eigenen Abteilung
ein großer Bedarf an Akutbetten besteht, mussten die Patienten, die sonst
Akutbetten bekommen, die aber falsch belegt waren, ihren Aufenthalt im SMZ-Ost
im Spital am Gang verbringen, in einem Spitalsbett. Und das, bitte, soll einer
Weltstadt Wien würdig sein? - Das kann es doch wirklich nicht sein! (Beifall
bei der ÖVP.)
Außerdem ist
bekannt, dass die Kosten für Akutbetten, die für Pflegefälle verwendet werden,
wesentlich höher sind. Der Rechnungshof - und, bitte, nicht die ÖVP - hat
ausgerechnet, dass der Gemeinde Wien oder der Stadt Wien im Jahre 2002
insgesamt 3 400 Millionen EUR an Kosten erwachsen sind. Wenn man
jetzt davon ausgeht, dass es 2003 und 2004 nicht anders ist, so kann man nur sagen:
In diesen drei Jahren wurden insgesamt 10 200 Millionen EUR
widmungsgemäß verwendet, in die Luft gepufft - und weg ist das Geld! Um diese
10 200 EUR könnte man 157 Pflegebetten auf den neuesten Stand
bringen, das heißt Ein- und Zwei-Bett-Zimmer schaffen, oder eine große Menge
von betreuten Wohngemeinschaften einrichten.
Ich frage mich
daher: Ist das gedankenlose Politik, die die SPÖ betreibt, oder ist es
verantwortungslose Politik? Ich tippe daher (GR Kurth-Bodo Blind: Das
Zweite!): Ja, es ist beides, aber der zweite Teil wiegt wesentlich mehr. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Kurth-Bodo Blind: Ganz sicher!)
Jetzt möchte
ich nur noch ganz kurz auf die persönliche Assistenz für behinderte Menschen
eingehen. Wir fordern sie immer und wir wollen sie. Mit der persönlichen
Assistenz bekommen behinderte Menschen ihr Leben faktisch wieder zurück, sie
können täglich selbst bestimmen, was sie machen können, und sind nicht nur
abhängig; es ist ihre eigene Entscheidung.
Arbeitsassistenz
gibt es bereits, das Sozialministerium finanziert das. Und in Wien muss ich
Ihnen sagen: Wir reden nur. - Wir haben verschiedene Anträge gestellt, meine
Kollegin Korosec bereits im Juni 2003, die Opposition im Juni 2004.
Aber was wird gemacht? - Es wird nichts anderes getan als gesprochen.
Wir haben
erreicht - und "erreicht" ist wirklich unter Anführungszeichen zu
setzen -, dass angeblich der Fonds Soziales Wien Ende Dezember ein Pilotprojekt
startet, das feststellt, was persönliche Assistenz kostet, wer sie in Anspruch
nehmen kann und wie viele Personen das betrifft.
Und ich stelle
diese Forderung noch einmal: Es muss diese persönliche Assistenz als
Pilotprojekt laufen, und zwar spätestens ab Jänner 2005! Das, was wir
bisher vom Fonds Soziales Wien an Versprechungen erhalten haben, ist ja nie
erfüllt worden, daher glauben wir auch das nicht. Wir werden aber darauf
bestehen, dass dieses Pilotprojekt durchgeführt wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Frau
Stadträtin, ich mache es ganz kurz: Herr Hacker ist nicht hier, aber ich
beziehe mich auf die letzte Beiratssitzung und ich muss Ihnen ehrlich sagen,
ich war eigentlich entsetzt! Es konnten weder Herr Hacker und dadurch natürlich
auch nicht Sie sagen, wie der Budgetvoranschlag auf die einzelnen Abteilungen
im Fonds Soziales Wien aufgeteilt wird, noch konnte er Vergleichszahlen für das
Jahr 2004 liefern.
Frau
Stadträtin, und da sollen wir einem Budgetvoranschlag 2005 zustimmen? –
Nein, das können wir nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist
Frau StRin Landauer zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
StRin Karin Landauer:
Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau GRin
Jerusalem! Cannabis als Medizin ist, glaube ich, für niemanden eine Frage;
Cannabis auf Krankenschein gibt es. Aber Ihre Aussage war ja, Sie wollen
Cannabis auf Krankenschein, um es zu Hause in Plantagen anbauen zu können! (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.) - Das war erstens einmal für mich nicht nachvollziehbar, und
für uns Freiheitliche ist es so und so nicht denkbar. (Beifall bei der FPÖ.)
Möglichst
wenig Versorgung im stationären und möglichst viel im niedergelassenen Bereich –
diese Forderung zieht sich angesichts der steigenden Gesundheitsausgaben wie
ein roter Faden durch die gesundheitspolitische Diskussion. Es gibt ein
Pilotprojekt, das nennt sich "Praxisnetzwerk Mödling". In diesem
Modell fungiert der Hausarzt als Lotse durch das Gesundheitssystem: Alle
Befunde laufen bei ihm zusammen, er weiß auch, welche Medikamente, und so
weiter. Ich denke mir, dieses Modell sollte sich der Ärztekammerpräsident
Dorner vielleicht als Vorbild nehmen. Wien hat um 47 Prozent mehr Kassenärzte
pro Kopf als andere Bundesländer; dies ergab eine Studie, die die Ärztekammer
Wien in Auftrag gegeben hat. Der Ärztekammerpräsident hat anlässlich der
Veröffentlichung dieser Studie gesagt - ich zitiere wörtlich: „Statt ständig
auf die gute medizinische Versorgung der Wiener hinzuhauen, wären die in den
Ländern politisch Verantwortlichen gut beraten, die jeweiligen medizinischen
Infrastrukturen im Sinne einer optimalen Patientenbetreuung zu
verbessern." – Zitatende.
Ich denke mir,
Herr Ärztekammerpräsident Dorner könnte sich
selbst an der Nase nehmen und die Modelle, die es in den Bundesländern gibt,
als Vorbild nehmen, wo es Öffnungszeiten der Praxen gibt, die der Arbeitswelt
angepasst sind, wo es Wochenenddienst gibt, wo es, so wie in Wien, einen Wochenenddienst
für die Zahnärzte gibt. Das wäre meiner Ansicht nach ein ganz wesentlicher
Bestandteil der Aufgaben eines Ärztekammerpräsidenten und wäre auch wichtig, um
das Gesundheitssystem in Wien weiter aufrechtzuerhalten.
Der
so genannte Pflegeskandal oder Lainz-Skandal
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