Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 123
Betriebe werden zusätzlich
belastet.
Der Herr Kollege
Serles hat ja das 40°Punkte-Pro-gramm der SPÖ für Wien schon aufgezählt. All
diese Maßnahmen, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, sind schädlich für die
Wiener Wirtschaft und die Klein- und Mittelbetriebe Wiens. Bitte verabsäumen
Sie nicht, dem größten Arbeitgeber Wiens, den Klein- und Mittelbetrieben, die
überlebensnotwendigen Unterstützungen im Interesse aller Wiener zu geben. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR
Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zu
Wort gemeldet: Der Herr GR Juznic.
GR Peter Juznic (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Gestatten Sie mir
vorerst einige Worte zu meinen Vorrednern.
Zum Kollegen Stark
und zur Arbeitslosigkeit in Wien. Da ist schon anzumerken, dass Wien besonders
leidet an der verfehlten Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung, durch massiven
Personalabbau im Beamtenbereich, im Dienstleistungsbereich. Über 16 000 –
und dessen rühmt sich noch die Regierung – haben wir verabschiedet, haben wir
in die Pension geschickt oder bei natürlichem Abgang nicht mehr nachbesetzt.
Hier ist Wien am meisten betroffen, weil hier in Wien sind die meisten
Institutionen der Dienstleistungsbereiche und auch der Beamten. Und geschweige
denn, was jetzt die Bundesregierung oder die ÖBB angedacht hat, weitere
Tausende Bedienstete der Österreichischen Bundesbahn in die Frühpension zu
schicken. All jene Maßnahmen belasten am meisten die Stadt Wien.
Weiters möchte ich
noch anmerken dazu, dass Wien 220 000 Arbeitsplätze jungen Arbeitnehmern
aus den Bundesländern zur Verfügung stellt. 220 000! Ich glaube, ungefähr 25 Prozent
der Niederösterreicher arbeiten in Wien. Also wenn man die Statistik von
Niederösterreich genau führen würde, würde dort die Arbeitslosigkeit viel, viel
schlimmer ausschauen. Also hier vermischt man einiges.
Wien hat aber sehr
viel getan und hat viel Gegenarbeit geleistet. Wien investiert mehr in die
Wirtschaft und in die Arbeitsplätze als der Bund.
Zu den Klein- und
Mittelbetrieben, Kollege Stark, und der Herr GR Strobl hat es ja schon
ausgeführt. Die Großbetriebe profitieren von den Maßnahmen der Bundesregierung
durch Steuergeschenke. 330 000 Klein- und Mittelunternehmen sichern
2,45 Millionen Arbeitsplätze, und diesen muss geholfen werden.
Die Stadt Wien hat
über den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds seine Förderungen seit 1995 um
250 Prozent gesteigert. Also das sind Maßnahmen!
Sehr geehrte Damen
und Herren! Ich möchte kurz eingehen auf die Ausführungen vom GR Serles. Er ist
leider nicht anwesend, aber sein geistiger Vater, der Herr StR Schock, ist hier
anwesend. Ich möchte eine Bemerkung zu Ihnen machen, und zwar mit dem Datum
1.11.2001, Stromsteuer. Aber ich glaube, Herr StR Schock, Sie haben ja schon
des Öfteren gehört, dass das nicht stimmt, dass dies keine Stromsteuer ist,
sondern dieser Tag, der 1.11.2001, war jener Tag, an dem die Liberalisierung
des Strommarktes begonnen hat. Mit diesem Tag wurde auch der KWK-Zuschlag neu
festgelegt und zwar noch über die Verordnung des Landeshauptmanns. Es war eine
österreichweite Regelung. Und dieser KWK-Zuschlag ist nicht aus Jux und
Tollerei oder zur Gewinnmaximierung des Unternehmens gedacht gewesen, sondern
im freien, liberalisierten Markt die Chancengleichheit der energieerzeugenden
Betriebe, der Kraftwerke zu gewährleisten. Und Wien hat die Aufgabe, über die
Kraftwerke die Fernwärme auszukoppeln, Wien zu 80 Prozent mit
umweltfreundlicher Fernwärme zu versorgen. Aber das kostet Geld, und es ist
teurer als in normalen Kraftwerken. Wien ist vorangegangen, und es ist auch
österreichweit anerkannt worden, dass man hier den Ausgleich schafft zwischen
teurer Erzeugung, weil WIENSTROM hat gesagt: Gut, dann stehen meine Kraftwerke
still. Der freie Markt gestattet mir, dass ich den Strom am billigeren
Strommarkt einkaufe, also dann in Deutschland. Das kann man nicht tun, im Zuge
auch der verantwortungsvollen Betreuung der Kunden punkto Fernwärme. Und dieser
Differenzbetrag ist der KWK-Zuschlag, jetzt ein bisschen zur Erläuterung. Und
dieser KWK-Zuschlag wurde dann mit Jahreswechsel auf 2002 durch die
Novellierung des ElWOG österreichweit festgeschrieben.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Ich werde jetzt auch zu den Wortmeldungen zur Gas- und
Strompreiserhöhung Stellung nehmen, zu den notwendigen Preisanpassungen bei
Strom und Gas, ich glaube, das ist das richtige Wort dazu, mit 1.11.04. Sie
dienen nicht der Gewinnmaximierung, sondern sind notwendig, um die Unternehmen
nicht wirtschaftlich in Schwierigkeiten zu bringen, die Konkurrenzfähigkeit zu
erhalten und die Versorgungssicherheit zu bewahren. Die Strompreisanpassung hatte
ihre Ursache in den hohen Einkaufspreisen an der Strombörse. Von 2001 bis 2004
hat sich der Preis um rund 77 Prozent erhöht. Für Wien ist der
durchschnittliche Preis der Energiebeschaffung um 63 Prozent gestiegen.
Diese Entwicklung ist durch kostensenkende Maßnahmen allein nicht mehr zu
bewältigen gewesen. Rationalisierungsmaßnahmen wurden schon im Vorfeld der
Liberalisierung durchgeführt. Nach der Strompreisanpassung mit 1.11. von
7,8 Prozent ist Wien°Energie noch immer der billigste Energieanbieter von Österreich
und Europa.
Das
trifft aber auch für den Netzpreis zu. Wir zählen zu den Billigsten, entgegen
den Behauptungen des Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl. In einer
Medienkampagne hat er im Vorfeld der Wirtschaftskammerwahlen gesagt, viel zu
hohe Strompreise, viel zu hohe Netzgebühren. Das ist unrichtig. Er beauftragte
die Firma Contrast, das ist eine Consultingfirma, mit einem Gutachten, und die
stellte fest, Österreich hat die höchsten Strompreise und auch die höchsten
Netztarife. Das ist grundsätzlich falsch und beweist auch damit eine Studie
derselben Beratungsfirma, die attestiert, dass wir bei den Netztarifen im
Mittelfeld liegen. Also das ist
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular