Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 123
werden. Das ist erstens die
Körperschaftssteuersenkung, das ist zweitens die Einführung der
Gruppenbesteuerung und das ist drittens die Maßnahme der nicht entnommenen
Gewinne.
Und wenn Sie sich jetzt all
diese drei Maßnahmen im Detail ansehen, dann werden Sie feststellen, ja, es
gibt eine Unterstützung für die Wirtschaft. Nur, die Wirtschaft ist nicht so zu
verallgemeinern, wie Sie das immer tun, sondern die Wirtschaft, die die
Bundesregierung offensichtlich meint und die Sie offensichtlich ansprechen und
unterstützen wollen, besteht aus einigen wenigen Konzernen in Österreich. Und
das sind weniger als 1 000 Betriebe, die sich den Löwenanteil dieser
Steuerreform sichern und die unterstützt werden. (GR Dr Wilfried Serles:
Aber was denn!)
Schauen Sie,
dass das nicht angenehm ist für Sie zu hören, das kann ich verstehen, das kann
ich verstehen. Gerade in der letzten Reihe der Kollege Aichinger hat damit
natürlich ein Problem, weil wir wissen alle, dass der Motor der Wirtschaft
nicht diese einigen, wenigen Großkonzerne sind, sondern dass es die Klein- und
Mittelbetriebe sind. Die Klein- und Mittelbetriebe stellen die meisten
Arbeitsplätze zur Verfügung und die Klein- und Mittelbetriebe bilden zum
Beispiel auch die meisten Lehrlinge aus, nämlich 85 Prozent. Und auf diese
Klein- und Mittelbetriebe vergessen Sie in der Wirtschaftspolitik (GR Dr Matthias Tschirf: Nein, wir nicht!)
und für diese Klein- und Mittelbetriebe schaffen Sie auf Bundesebene keine
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, mit denen sie unterstützt werden. (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren, Sie haben sicher auch schon davon gehört und Sie
wissen es, hinter der Wirtschaftspolitik von Schwarz-Blau auf Bundesebene ist
nichts anderes als heiße Luft, die da heraus kommt, und eine Unterstützung von
großen Konzernen. Aber wenn Sie die Klein- und Mittelbetriebe unterstützen
wollten, warum haben Sie zum Beispiel bei der KöSt, bei der
Körperschaftssteuer, die Mindest-KöSt nicht gesenkt, warum ist das nicht
gekommen. Sie haben die Körperschaftssteuer von 34 auf 25 Prozent gesenkt
und Sie haben auf zwei Drittel aller Betroffenen vergessen, nämlich die
Mindest-KöStler. Da hat sich nichts verändert.
Was machen Sie
jetzt, kurz vor der Wirtschaftskammerwahl. Ist ganz klar, all diese Maßnahmen
und Vorschläge, die von uns seit Jahren gebracht werden, stellen Sie jetzt ins
Forderungsprogramm, aber anhand der Aussagen, die ich heute schon zitiert habe,
wissen auch die Wirtschaftstreibenden, wie diesen Aussagen und diesen
Versprechungen auch zu trauen ist, nämlich überhaupt nicht.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren, Herr Kollege Tschirf hat auch das Bau- und
Baunebengewerbe hier zitiert und hat davon gesprochen, wie wichtig das für den
Wirtschaftsstandort ist. Jawohl, das unterstreiche ich, das ist wichtig für den
Wirtschaftsstandort Wien und im Budgetvoranschlag können Sie auch diese
Wichtigkeit dementsprechend sehen. Wien investiert und Wien wird auch weiter
investieren und nimmt natürlich Rücksicht auch in diesem Bereich.
Aber, auch
hier wieder der Vergleich auf Bundesebene, und da könnte ich Sie einladen, sich
einmal die Protokolle der Wirtschaftskammer Österreichs anzuschauen, was dort
im Wirtschaftsparlament besprochen wurde. Da haben sich nämlich auch Vertreter
der ÖVP dazu geäußert, dass es für die Gemeinden, und zwar für die kleinen
Gemeinden, nicht nur für die Stadt Wien, ein Problem ist, dass die
Investitionen auf Bundesebene über den Finanzausgleich ausbleiben, weil immer
weniger Geld hereinkommt. Die wissen das und das ist eben die Tatsache. Wenn
zum Beispiel eine Schule früher öfter ausgemalt wurde, nämlich jedes Jahr, dann
passiert das jetzt nur mehr alle 5°Jahre. Das ist eine Verantwortung, die Sie
auf Ihrer Seite zu suchen haben und die Sie auch wahrnehmen sollten.
Und jetzt zum
letzten Punkt, den ich ansprechen möchte, Kollege Kabas. Herr Kollege Kabas hat
über die Wirtschaftsförderung gesprochen, er hat über Belastungen gesprochen,
von 40 Belastungen hat er gesprochen in den letzten 10°Jahren.
Ich gehe jetzt
im Detail nicht darauf ein, aber Sie haben auch die Ambulanzgebühr genannt.
Also, das ist schon ein starkes Stück, dass Sie sich herausstellen und uns vorwerfen,
dass wir die Ambulanzgebühr erhöht haben. Das könnten Sie sich bitte in Zukunft
ersparen. Sie haben offensichtlich irgendwelche Aussendungen verwechselt.
Aber die
Wirtschaftsförderung. Sie haben von der Kürzung der Wirtschaftsförderung
gesprochen und Sie haben hier im Besonderen die Nahversorgungsförderung
erwähnt, und es ist mir schon ein Anliegen, dass ich dazu etwas sage.
Wir
haben in Wien ca 71 500 aktive Betriebe, wir haben in Wien von diesen
71 500 aktiven Betrieben ca 31 000 Betriebe, die keine
MitarbeiterInnen beschäftigen und die aber trotzdem in der Zukunft ein sehr
hohes Potential haben, für Beschäftigung zu sorgen. Und wir haben in dieser
Wirtschaftsförderung, in dieser Nahversorgungsförderungsaktion jetzt neue
Rahmenbedingungen, neue Richtlinien geschaffen, und wir haben genau auf diesen
Aspekt ein besonderes Augenmerk gelegt, dass eben diese Betriebe, die bisher
nicht in den Genuss dieser Förderung gekommen sind, weil die
Bemessungsgrundlage für sie zu hoch war, weil es einen Einstieg gegeben hat in
der Größenordnung von 7 500 EUR, was für diese Kleinstbetriebe eine
zu hohe Investitionssumme war, da haben wir reagiert und haben diese
Bemessungsgrundlage jetzt auf 4 000 EUR gesenkt. Und ich darf nur
nebenbei bemerken, so einfach war das gar nicht, wie sich das jetzt anhört,
denn da hat es auch Vertreter der Wirtschaft gegeben - und da habe ich mich
schon zum Teil sehr gewundert -, die gemeint hätten, wir sollten die
Bemessungsgrundlage nicht senken, sondern wir sollten sie vielleicht erhöhen
und die Umsatzgrenzen auch dementsprechend anheben, weil dann könnten mehr
Betriebe die Förderung in Anspruch nehmen. Mehr stimmt, aber mehr größere, mehr
mittlere Betriebe und weniger Klein- und Kleinstbetriebe. Gott sei Dank - und
da bin ich auch der Frau StRin Rothauer sehr
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