Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 123
Vorsitzende
GRin Renate Winklbauer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kabas. – Bitte schön.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Wenn man heute
die Budgetrede des Herrn Vizebürgermeisters gehört hat, dann glaube ich, dass
das in Wirklichkeit eine gefährliche Drohung war. Wenn ich davon ausgehe, dass
der Herr Vizebürgermeister das alles glaubt, was er sagt, wie wunderbar alles
in Wien geschieht, wie positiv alles geschieht, und wenn etwas negativ ist,
dann sind immer andere schuld – die Bundesregierung ist schuld, und er selber
ist makellos, die alleinregierenden Sozialisten sind makellos –, wenn ich mir
das vor Augen halte, dann kann ich nur sagen, das ist für die Zukunft Wiens
eine ganz, ganz gefährliche Drohung, weil hier überhaupt keine Selbstkritik
vorhanden ist und auch nicht die Einsicht, wie schlecht in Wirklichkeit die
Sozialdemokraten in Wien regieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich werde das
anhand einiger Beispiele auch nachweisen, etwa wenn der Herr Vizebürgermeister
behauptet, es gibt überhaupt keine Leistungsreduktion in Wien. – Dabei gibt es
überhaupt nur Leistungsreduktionen.
Das ganze Budget besteht daraus.
Etwa im
Gesundheitsbereich, etwa bei den Pflegeheimen. Da muss man ja wirklich einen
Aufschrei machen. Ich warte auch auf den Aufschrei in den Medien, dass man nach
dem Pflegeskandal einfach zur Tagesordnung übergeht, obwohl auch hier eine
Leistungsreduktion – ich komme dann noch im Detail dazu – stattfindet.
Oder: Es gibt
keine neuen Schulden. Auch das ist falsch, Herr Vizebürgermeister. Ich weiß
schon, Sie werden nachher wieder kommen und nur mehr ad personam polemisieren
und nicht in der Sache selbst. Ich halte es Ihnen trotzdem vor. Etwa dass heuer
der Schuldenstand der Gemeinde Wien um 52 Millionen EUR anwächst und
nächstes Jahr auch keine Tilgungen vorgesehen sind.
Oder dass die
Arbeitsmarkt- und die Wirtschaftspolitik in Wien so hervorragend läuft. Na,
genau das Gegenteil ist der Fall. In Österreich läuft es trotz Wien so gut, wie Sie den Finanzminister zitiert haben, aber
Sie gehen einfach darüber hinweg, dass bereits zwei von drei neuen Arbeitslosen
in Österreich aus Wien kommen. Das können Sie doch nicht mit einer Handbewegung
wegwischen oder die Augen zumachen und sagen, daran ist der Bund schuld. In
8°Bundesländern läuft es anders, nur in Wien läuft es so negativ. Da ist der
Bund schuld, und die Wiener Stadtregierung ist die beste der Welt und makellos.
Na, so wird es
nicht gehen. Ich darf an Sie appellieren, doch ein bisschen mehr Selbstkritik
zu üben, denn ohne das wird es nicht gehen und ohne das werden auch keine
Verbesserungen stattfinden können.
Es wird etwa
in unverantwortlicher Weise im Gesundheitsbereich gespart. Das ist mein erstes
Beispiel. Nach dem Pflegeskandal, nach der Untersuchungskommission, aus der
klar herausgekommen ist, dass hier wahnsinnig viel im Argen liegt, dass hier
schreckliche Zustände vorhanden sind, sollte man annehmen, dass hier im Budget
endlich vorgesorgt wird. (GR Dr Wilfried
Serles: Der Herr Vizebürgermeister ist gar nicht eingegangen auf Lainz!) Er
ist ein Fortsetzungstäter, das ist richtig. Obwohl so ein einschneidender
Skandal wie der Pflegeskandal stattgefunden hat, geht er in seinem Budget
einfach zur Tagesordnung über.
Da wird vom
Bürgermeister vollmundig eine Pflegemilliarde angekündigt. Da müsste man doch
glauben, dass im Budget 2005 irgendwo etwas Derartiges enthalten ist.
Mitnichten! Die findet nicht statt. Aber nicht nur die gesamte Milliarde – das
haben wir eh nicht angenommen –, aber nicht einmal irgendwo ein Ansatz. Es ist
keine Spur vorhanden. Ganz im Gegenteil! Das Investitionsvolumen des
Krankenanstaltenverbundes, mit dem aber auch die Wiener Pflegeheime saniert
werden müssen, wird um ein Drittel gekürzt. Da gibt es also nicht einmal einen
Ansatz in Richtung Pflegemilliarde, sondern es erfolgt eine dramatische
Investitionskürzung auch bei den Wiener Pflegeheimen.
Und das ist
die Konsequenz des Bürgermeisters und des Finanzstadtrates aus dem
Pflegeskandal: Da lässt man eine Stadträtin, die noch am wenigsten dafür kann,
weil sie ja erst relativ kurz im Amt war, über die Klinge springen und sagt
dann, jetzt habe ich eh alles getan, obwohl man genau weiß, wo hier die
Schwachstellen sind. Man weiß genau, dass man hier auch Renovierungen,
Veränderungen, Verbesserungen machen muss. Und was macht man? Es wird insgesamt
das Investitionsvolumen um ein Drittel gekürzt.
Da muss doch
wirklich ein Aufschrei erfolgen, da muss doch wirklich dieses Faktum erwähnt
und gesagt werden: So darf es doch nicht weitergehen! Das laufende Defizit beim
KAV, beim Krankenanstaltenverbund, steigt 2005 weiter. Einerseits steigt der
Betriebskostenzuschuss um 61 Millionen EUR, und diese Explosion muss
eben leider zu einer Kürzung der Investitionen führen. Daher wird im
Wirtschaftsplan 2005 des Wiener Krankenanstaltenverbundes diese
Investitionskürzung von 37 Millionen EUR ausgewiesen. Damit sinkt
aber das Volumen 2005 um ein Drittel von 125,5 auf nur mehr
88,5 Millionen EUR. Das trifft natürlich die Wiener Pflegeheime, aber
natürlich auch unsere Spitäler, weil im nächsten Jahr nur mehr 40 Prozent
der notwenigen Ersatzinvestitionen in den Spitälern auch tatsächlich
durchgeführt werden können. Das heißt nichts anderes, als dass der Austausch
von veralteten oder kaputten medizinischen Einrichtungen 2005 nicht einmal mehr
im halben erforderlichen Ausmaß möglich sein wird.
Und
da sagt der Herr Vizebürgermeister, es kommt zu keinen
Leistungseinschränkungen. Wortwörtlich hat er gesagt, zu keinen
Leistungsreduktionen. In welcher Budgetwelt lebt der Herr Vizebürgermeister?
Ich kenne den Herrn Vizebürgermeister schon seit Jahrzehnten. Er war an sich
immer ein seriöser Mensch, ein seriöser Politiker, ein seriöser Arbeiter. Aber
wenn ich mir das
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