Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 123
lediglich eine Gesundheits- und Altenpflegebürokratie ist und nicht mehr, dass die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht jene Motivation erfahren, die dieser schwierige Beruf brauchen würde.
Um noch einmal
zurückzukommen auf ein spezielles Thema des Arbeitsmarktes, kann ich auch den
Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds nicht ganz auslassen. Das ist eine
Einrichtung, die dem Grunde nach sehr richtig und notwendig wäre. Ich sage
deshalb den Konjunktiv, weil man den Eindruck hat, dass dieser
Kontrollamtsbericht alles andere als eine kritische Darstellung des Wiener
ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds war. Man hat sich wirklich bemüht, ja nicht
irgendwie kritisch in einem dieser Reservate vorzugehen, das ja nicht kritisch
zu untersuchen. Und trotzdem ist das Kontrollamt zu Ergebnissen gekommen, die
Ihnen zu denken geben sollten. Etwa wie hier mit Projekten umgegangen wird,
dass Mittel für einzelne Programme einfach nicht ausgeschöpft worden sind. In
einem Fall waren es sogar 142 000 EUR, denn das hat sich als völlig
überflüssig herausgestellt. So wird hier in einer oberflächlichen Art und Weise
mit dem Geld umgegangen. Ganz zu schweigen davon, dass eine Analyse fehlt, wie
viel es tatsächlich kostet, dass ein Arbeitsloser in dieser Stadt vom WAFF
entsprechend untergebracht wird.
Und dann höre
ich, meine sehr geehrten Damen und Herren – ich kann es fast nicht glauben –,
dass der WAFF sein Budget erhöht, aber nicht deshalb, damit hier Arbeitslose
vermittelt werden, sondern um die 10°Jahre seines Bestehens zu feiern, um sich
selbst zu feiern. Offensichtlich sind zwar die 10-Jahres-Feiern beim
Bürgermeister, beim WAFF jetzt in, was wir aber bräuchten, wäre dass die Gelder
tatsächlich für das verwendet werden, wofür sie verwendet werden sollten,
nämlich für die Arbeitslosen dieser Stadt. Und ich kann das nicht erkennen,
wenn wir 10°Jahre WAFF feiern. Meine Damen und Herren, so wird Steuergeld in
dieser Stadt verschwendet. (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir vermissen
auch den Bereich der Dezentralisierung. Auch hier gehören stärkere Schritte
gesetzt. Die Verwaltung in dieser Stadt muss einfach bürgernäher und billiger
erfolgen. Hier kann man sehen, wie das in den Bezirken der Fall ist. Wir
verlangen, dass wieder stärker Gespräche geführt werden hinsichtlich
Dezentralisierung. Mit Arbeitsgruppen müssten hier entsprechende Impulse
gesetzt werden.
Ein Kapitel,
meine sehr geehrten Damen und Herren, das sicherlich zu den traurigsten gehört,
ist die Situation in der Kulturpolitik, wie hier mit dem Steuergeld umgegangen
wird. Etwa die Frage des Umbaus des Ronacher Theaters, für den einfach
46,8 Millionen EUR ausgegeben werden. 46,8 Millionen EUR,
und niemand weiß eigentlich, wofür. Das reiht sich nahtlos etwa an die
Situation beim Rabenhof Theater an. Das ist die Situation, wie hier in dieser
Stadt gerade auch mit denen umgegangen wird, die Kultur schaffen, denn in
anderen Bereichen würden die dort Betroffenen das Geld sehr dringend brauchen.
Aber das ist gerade in dieser Stadt dadurch nicht der Fall, dass man das Geld,
wie etwa beim Ronacher, tatsächlich mit beiden Händen beim Fenster
hinausschmeißt.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Was wir vermissen, sind Ideen und ist vor allem
Transparenz. Dass das nicht immer so war, dass es Ansätze gegeben hat in
Zeiten, in denen wir mitregiert haben, wissen Sie, und das ist für mich auch
ein Anlass, die Gelegenheit wahrzunehmen, mich – und zwar nicht nur für meine
Fraktion, sondern für das ganze Haus – bei jemandem zu bedanken, der heute das
letzte Mal bei einer Budgetdebatte dabei ist, beim ehemaligen VBgm
Dr Bernhard Görg. (Beifall bei der
ÖVP.)
Bernhard, du
hast, gerade was die beiden "I" betrifft, genau das Gegenteil von dem
gelebt, was wir heute erleben. Du bist nicht für Intransparenz gestanden,
sondern für Transparenz. Du hast beispielsweise den Mut gehabt, genau
darzustellen, welche Vereine um Subventionen angesucht haben. Das wäre heute,
dreieinhalb Jahre danach, kaum mehr vorstellbar. Jene Gemeinderäte, die diese
Zeit nicht erlebt haben, können sich dies kaum vorstellen.
Bernhard, du
hast aber auch gezeigt, dass mit Ideen – und wir werden ja am Donnerstag noch
Gelegenheit haben, darauf einzugehen – in dieser Stadt etwas weitergehen kann,
beispielsweise, was den U-Bahn-Ausbau betrifft. Dass die U2 weitergebaut wurde,
und zwar in einer Form, wie sie nicht von den Bürokraten festgelegt wurde,
sondern wie du sie mit der dir eigenen Art durchgesetzt hast, das verdanken wir
dir. Und wir brauchen diese U2 genau in dieser Form, wie sie von dir geplant
worden ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Es war aber
auch die Zeit – und das trägt auch deine Handschrift –, in der es einen
demokratischen Aufbruch in dieser Stadt gegeben hat, was die Geschäftsordnung
betrifft. Du hast gemeinsam mit Hannes Prochaska damals vieles dazu
beigetragen, dass es in dieser Stadt plötzlich Untersuchungskommissionen
gegeben hat, dass es möglich geworden ist, Untersuchungskommissionen auch als
Minderheitsrecht einzusetzen. Manches davon wird nun nachvollzogen.
Beispielsweise hat man das in den letzten Wochen von den rot dominierten
Statutarstädten aus Oberösterreich gehört, dass da etwas nachvollzogen wird.
Nur leider ist vieles von dem jetzt in den letzten Jahren nicht mehr so
weitergegangen.
Aber an dieser
Stelle schon heute ein herzliches Dankeschön! Es ist so erhellend, wenn man
zurückdenkt, was – im Gegensatz zu dem, was wir heute erleben – in diesen
viereinhalb Jahren unter deiner Ägide geschehen ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich muss leider wieder zurückkommen zu diesem
ideenlosen und intransparenten Budget. Dieser Budgetentwurf ist für uns alles
andere als ein Fortschritt für diese Stadt, er ist alles andere als ein
Impulsgeber. Wir werden in diesen zwei Tagen Kapitel für Kapitel darstellen,
wie es anders vor sich gehen könnte.
Diesem Budget,
meine sehr geehrten Damen und Herren, kann die Wiener Volkspartei in keiner
Weise zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
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