Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 123
jetzt anschaue, dann glaube ich ihm nicht mehr, dass er nicht weiß, was sich in seinem Budget wirklich abspielt. Er weiß es, stellt sich aber hier her und sagt, es gibt keine Leistungsreduktionen. Der Herr Vizebürgermeister schmettert uns an oder versucht, uns anzuschmettern. Anders kann ich das nicht erklären. Ich komme zu noch weiteren Einschränkungen.
Und daher,
Herr Vizebürgermeister, wenn Sie dann Ihre Replik machen, ziehen Sie das
ausnahmsweise einmal nicht polemisch auf, sondern versuchen Sie, in der Sache
selbst zu antworten und zu sagen, dass wir Unrecht haben. Sie werden es nicht
nachweisen können, dass wir Unrecht haben. Dann geben Sie es zu, dann sagen
Sie, dass es aus den verschiedensten Gründen natürlich zu
Leistungseinschränkungen kommt, aber bitte schmettern Sie uns nicht an. Das ist
Ihrer nicht würdig, und das ist auch der Budgetwahrheit diametral
entgegengesetzt. Das müssen auch wir als Gemeinderäte, als Opposition wirklich
ablehnen, dass Sie uns in der Budgetrede so behandeln. (Beifall bei der
FPÖ.)
Oder im
Sozialbereich. Auch da wird massiv gekürzt. Und durch die Ausgliederung des
Fonds Soziales Wien soll das dann auch alles verschleiert werden. Da wird
genauso wie bisher unterbudgetiert.
Da werden vom
Finanzstadtrat Äpfel mit nicht vorhandenen Birnen verglichen. Da wird mit
Taschenspielertricks gearbeitet. Die Intransparenz, die schon angeschnitten
wurde, feiert gerade hier fröhliche Urstände. Der Gemeinderat wird in seiner
Budgethoheit beschnitten, er wird seiner Budgethoheit beraubt und es werden
letztlich nur Globalsummen vorgelegt.
Aber das alles
wird der SPÖ auch nicht helfen und es wird vor allem auch den sozial Schwachen
in unserer Stadt nicht helfen. Wenn man alleine davon ausgeht - und das ist
etwas, was im Budget steht und nicht beim Fonds Soziales Wien -, dass die
familienfördernden Maßnahmen nächstes Jahr um 343 000 EUR gekürzt
werden, dann kann man nicht sagen, es finden keine Leistungskürzungen statt!
Das ist traurig, weil gerade die Familien es sich verdient hätten, auch vom
Land, von der Stadt Wien mehr gefördert zu werden und nicht dass man jetzt hier
Kürzungen vornimmt. Und das geht auf Ihr Konto, Herr Vizebürgermeister! (Beifall
bei der FPÖ.)
Oder: Wien ist
Schlusslicht bei den Sozialhilfeleistungen. Nach 10°Jahren Häupl heißt es nicht
nur Kürzungen und Belastungen, die ich noch kurz beleuchten werde, sondern auch
Schlusslicht bei den Sozialhilfeleistungen. Und eine aktuelle Studie°... (GRin
Erika Stubenvoll: Und was haben Sie in der Bundesregierung gemacht?) Ich
gebe sie Ihnen, ich werde sie Ihnen gerne zur Verfügung stellen, wenn Sie sie
nicht haben. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts hat neben
den Sozialhilferichtsätzen auch die Gesamtsumme der ausbezahlten Sozialhilfe
inklusive etwa der Zuschüsse für die Beheizung und die Bekleidung analysiert.
Diese WIFO-Studie kommt zum Ergebnis, dass in Oberösterreich die höchsten und
in Wien die niedrigsten Sozialhilfeleistungen gewährt werden. Das sind
objektive Zahlen, die hier vorliegen. Da muss man aber noch einbeziehen, dass
in Wien die niedrigsten Sozialhilfezahlungen mit den gleichzeitig höchsten
Lebenshaltungskosten Österreichs zusammentreffen. Eigentlich sollte ein Wiener
Sozialhilfeempfänger auf Grund dieser hohen Kosten in der Bundeshauptstadt auch
die höchste Sozialhilfe bekommen und er würde sie auch benötigen, aber er
erhält die niedrigste von ganz Österreich.
Das ist jetzt
eine der Konsequenzen, weil gerade ab 1994 insgesamt die Leistungskurve, die
Wirtschaftskurve und die Arbeitsmarktkurve in Wien bergab gegangen sind. Die Bilanz
der Wirtschaftspolitik ist in Wien leider auch negativ. Wien konnte etwa die
wirtschaftliche Stagnation nicht überwinden und es hat nur ein Plus von
0,3 Prozent gegeben. Auch das ist hier der letzte Platz in Österreich
zusammen mit der Steiermark. Andere Bundesländer haben ein Plus von
2,2 Prozent und 2 Prozent. Ja, sogar das Burgenland, das ja
bekanntlich sogar Ziel-1-Gebiet ist und war, hat ein Plus von 1,4 Prozent.
Kärnten hat ein Plus von 1,5 Prozent. Wien hat lediglich ein Plus von
0,3 Prozent, das heißt, es konnte die Stagnation nicht wirklich überwunden
werden.
Damit ist
genau das nicht richtig, was der Herr Vizebürgermeister gesagt hat. Er hat
nämlich behauptet, das Wiener Budget wäre ein Konjunkturmotor für Österreich,
aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es sind eben die Wiener Wirtschaft und
das Wiener Budget nicht mehr Konjunkturmotor für Österreich, vor allem auch
deshalb, weil sich die Budgetstruktur in den letzten Jahren dramatisch
verschlechtert hat. Unter anderem wird auch die Wirtschaftsförderung, die
hauptsächlich den klein- und mittelständischen Unternehmen zu Gute kommen
sollte, vor allem seit dem Beschluss der Wiener Landesregierung mit 1.1.2002
ebenfalls laufend gekürzt und dadurch°... (GR Friedrich Strobl: Das stimmt
aber nicht!) Soll ich es Ihnen im Einzelnen vortragen, Herr Kollege Strobl?
(GR Friedrich Strobl: Das stimmt nicht!) Soll ich Ihnen das vortragen? (GR
Friedrich Strobl: Das ist falsch!) Gut, dann sage ich es Ihnen, auch wenn
es jetzt auf meine Zeit geht:
Kürzung der
Nahversorgungszuschüsse von 50 000 EUR auf nur mehr
10 000 EUR pro Betrieb. Kürzung der Wiener Innovationsförderung um
zwei Drittel. Abschaffung der Wiener Telematik-Förderung. Kürzung der Wiener
Strukturverbesserungsaktion um ein Drittel. Einstellen – und das ist ganz
besonders gravierend, weil das auch voll auf den Arbeitsmarkt durchschlägt –
der eigenständigen Wiener Unternehmensgründungsförderung und Abschieben der
Verantwortung auf den Bund.
Das sind die
Punkte der Kürzung und da stellt sich der Herr Strobl, der Herr Vizepräsident
der Handelskammer, her und sagt: Das stimmt nicht, das sind keine Kürzungen.
Ja, was ist denn das? Was ist das, was ich Ihnen da so vorhalte, denn? (GR
Friedrich Strobl: Ich werde Ihnen das erklären!) Natürlich sind das
Kürzungen und natürlich geht das zu Lasten der Wirtschaft, vor allem der klein-
und mittelständischen Wirtschaft und schlägt voll auf den Arbeitsmarkt durch
und dementsprechend sehen auch die Zahlen des Arbeitsmarktes aus! (Beifall
bei der FPÖ.)
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