Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 82
zwei Jahre außer Betrieb genommen werden musste.
Im Jahr 1976 war ein weiterer Schritt in Richtung
eines modernen Bewusstseins beim Umgang mit Abfällen die erstmalige getrennte
Altpapier- und Altglassammlung in Wien. Diese hat 1990 ihre Vervollkommnung
gefunden, indem flächendeckend in Wien für 6°Abfallfrak-tionen - nämlich
Altpapier, zwei Glasfraktionen, des Weiteren Kunststoffe, Metalle und die
Biotonne - auf dem gesamten Wiener Stadtgebiet die Vollversorgung eingerichtet
wurde. Das Kompostwerk Lobau erblickte 1990 das Licht der Welt. 1998 startete
der Ökobusinessplan, wobei bis heute immerhin 423 Betriebe unter anderem
im Abfallmanagement beraten werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird bei diesem
Ökobusinessplan auf die Reduktion des Gewerbe- und Industriemülls gelegt.
Schlussendlich gibt es seit 2001 den auch in den
Reden der Oppositionsparteien von sehr problem- und sachorientiert bis hin zu
"Können wir überhaupt nicht brauchen, weil es ein Märchenbuch ist!"
beschriebenen strategischen Abfallwirtschaftsplan, die Strategische
Umweltprüfung Wiener Abfallwirtschaft, die eigentlich, nachdem sie von einer
großen Anzahl von internen und externen Experten - auch unter bewusster
Einbeziehung der NGOs - vorgenommen wurde, ein Leitfaden, ein Leitpapier ist,
an dem sich seitdem jede moderne Abfallwirtschaftspolitik der Bundeshauptstadt
konsequent orientiert. Ich möchte betonen, diese Strategische Umweltprüfung
Wiener Abfallwirtschaft als breiter demokratischer Prozess hat in einem
einzigen Punkt die Einhelligkeit nicht erreicht, und das war die
Stimmenthaltung des Ökobüros in der Frage der thermischen Restmüllverwertung.
Im Übrigen wurden sämtliche Kapitel einvernehmlich in Schlussfolgerungen und in
klaren Forderungen zu Ende gebracht.
Was waren nun diese einhelligen Ergebnisse bei der SUP?
- Erstens steht es, glaube ich, über alle Fraktionen hinweg außer Streit, dass
die Vermeidung nach wie vor die Causa prima ist und höchste Priorität hat. Es
ist dies ein permanenter Prozess, der sowohl von kritischen und mündigen
Konsumenten als auch in erster Linie immer wieder von der herstellenden und
vertreibenden Wirtschaft wahrzunehmen ist. Dass die Stadt Wien neben dem schon
erwähnten Ökobusinessplan seit damals, also seit 2001, in alten
Schillingbeträgen 70 Millionen und seitdem 5 Millionen jährlich für
Vermeidungsprojekte, in fairen Wettbewerben ausgelobt, ausgibt, dass die Stadt
Wien das Reparaturnetzwerk Wien für Kleingeräte unterstützt, dass das
Reparatur- und Servicecenter als nachhaltige Nutzung für Großgeräte und deren
Verlängerung der Lebenserwartung dient - übrigens ein ökosoziales Projekt,
wodurch Langzeitarbeitslose wieder erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert
werden können -, dass die jüngsten Bürger unserer Stadt von der Stadt Wien mit
Mehrwegwindeln versorgt werden, dass Geschirrmobile verborgt werden, dass
abfallarme Veranstaltungen sowohl von der Stadt Wien und ihren Betrieben selbst
organisiert als auch private Bürger in dem Zusammenhang beraten werden, dass
zahlreiche Internet-Projekte wie die Altwarenbörse, der Wiener Reparatur-,
Verleih- und Gebrauchtwarenführer sowie eine Recyclingbörse für Altbaustoffe
offeriert werden, dass das Umweltmanagement für sämtliche Amtshäuser der Stadt
Wien, sprich Projekt PUMA, installiert wurde und dass schlussendlich der
Ökokauf als vorbildliche Abfallvermeidung im eigenen Haus, im Magistrat und
allen stadtnahen Betrieben umgesetzt wird, soll hier nicht verschwiegen und
unerwähnt sein.
Meine Damen und Herren! Sie sehen also, diese
stereotypen, stegreif-rhetorischen Haltungen der GRÜNEN und der Blauen -
Vermeidung, Vermeidung, Vermeidung! - werden in Wahrheit von den in der Stadt
gelebten Fakten widerlegt. So einfach, meine Damen und Herren von Blau und
Grün, lässt sich Abfallproblematik in einer wachsenden Millionenstadt allein
sicher nicht lösen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Der zweiten SUP-Forderung, nämlich der
Wiederverwertung vulgo neudeutsch Recycling, wird durch eine Reihe von
Maßnahmen, die ich soeben beispielhaft erwähnen durfte, aber vor allem durch
die wirklich engagierte Form der Müllvermeidung und des Mülltrennens der Wiener
Bevölkerung in bestmöglicher Form entsprochen. Eine der ersten lobenswerten
Initiativen unserer neuen Umweltstadträtin war, dass sie drei dieser
Entsorgungsschienen verbessert hat. Beim Plastik gibt es eine Verbesserung in
der Form, dass Hohlkörper aller Art künftig zentriert gesammelt werden sollen
statt undifferenziert Plastikstoffe aller Art, das Altglas wird in lärmarmen
Containern gesammelt, und schlussendlich bekommt jeder Kleingärtner und jede
Gartenanlage künftighin auf ihrer Parzelle eine eigene Biotonne. Hier sind also
wirklich neue Akzente der Verbesserung und der Qualitätssteigerung in kürzester
Zeit implementiert worden.
Zwei weitere SUP-Fixpunkte, nämlich das
Biomassekraftwerk zur Verwertung von Abfällen aus der Holzindustrie und der
Forstwirtschaft sowie eine Vergärungsanlage für feucht-biogene Abfälle, decken
sich mit wesentlichen Forderungen aus dem Klimaschutzprogramm und haben nunmehr
konkreten Projektcharakter bekommen. Die Verwirklichung des Biomassekraftwerks
entspringt einer symbiotischen Zusammenarbeit zwischen WIEN ENERGIE und
WIENSTROM im Besonderen, aber auch einem Goodwill der Österreichischen
Bundesforste, die hier bereit waren, eine vernünftige Partnerschaft zum
beiderseitigen Vorteil zu gründen - in Zeiten von zahlreichen vom Bund gegen
Wien gerichteten Maßnahmen beileibe kein selbstverständliches Unterfangen! Auch
aus ökologischer Sicht stehe ich hier nicht an zu sagen, dass die Verhandler
der Stadt Wien, die das zu einem erfolgreichen Ende gebracht haben, nämlich
VBgm Dr Sepp Rieder und die Manager von WIEN ENERGIE, tatsächlich, wie ich doch
hoffe, den fraktionsübergreifenden Dank des Wiener Gemeinderates für dieses
sensationelle, herzeigbare Biomassekraftwerk verdienen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Biogasanlage wiederum, eines
der durchaus vernünftigen rot-grünen Projekte, steht hier und heute mit dem zur
Abstimmung anstehenden Vertrag auf der
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