Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 82
Matznetter einmal ins Stammbuch schreiben. Er hat
eine Erhöhung der Grundsteuer gefordert, er hat eine Erhöhung der
Krankenkassenbeiträge gefordert, er ist derjenige, der den Leuten monatlich
mehr Geld wegnehmen möchte. Aber das ist der Punkt, wo wir sagen, wo wir die
Änderungen durchführen, nicht im SPÖ-Parteiprogramm. (Beifall bei der ÖVP.)
Um Ihre 50 EUR auch noch einmal in Vergleich zu
stellen, was Sie, seit Sie hier in der Alleinregierung sind, mit Ihrer
absoluten Mehrheit in Wien gemacht haben, was im Winter erforderlich ist: Sie
haben mit 1. November 2001 die Strompreise in Wien um durchschnittlich
31 EUR erhöht. Sie haben im Frühjahr 2003 den Grundpreis für Gas noch
einmal um 95 Prozent erhöht. In wenigen Tagen, heute ist der
22. Oktober, in 9 Tagen am 1. November dieses Jahres werden die
Kunden in Wien wieder mehr zahlen müssen, weil Sie mit Ihrer alleinigen
Mehrheit durchgesetzt haben, dass in Wien mit 1. November 2004 die nächste
Erhöhung in Kraft treten wird.
Das ist der Punkt: Sie stellen sich hin und sagen,
Sie werden den anderen etwas zurückgeben und erhöhen für Privatkunden nun um
30 Prozent von 7,76 EUR auf 10,16 EUR im Jahr. Das ist ein
Drittel. Das heißt, für Kleinverbraucher wird es dann notwendig sein,
122 EUR im Jahr mehr auszugeben, für einen durchschnittlichen Haushalt
sogar 550 EUR, zehnmal so viel als Sie Heizkostenzuschuss geben. Sie geben
mit Ihren 50 EUR nur ein Zehntel von dem zurück, was Ihre Gas- und
Strompreiserhöhung in diesem Jahr ausmacht! Ein Zehntel! (GR Dr Matthias Tschirf: Ein Skandal! Das ist ein Skandal! – Beifall
bei der ÖVP.) Und immerhin haben Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ,
WIENGAS, WIENSTROM und Fernwärme alleine in Ihrer Hand. Es wäre sozusagen ein
Zeichen der Zeit, wenn Sie dort einmal wirklich Preise durchsetzen würden, die
für die Kundinnen und Kunden in Wien auch leistbar wären. (GR Harry Kopietz:
Wer hat denn diese Rede geschrieben, Herr Kollege Gerstl?)
So ein Schweinsbratl mit Kren, Herr Kollege Kopietz (Aufregung bei der SPÖ.) - das ist die
Aussage des Herrn Bürgermeisters -, das wird es sozusagen auch weiterhin noch
geben, während es alle anderen weiter kalt haben werden, weil Sie ihnen 9°Zehntel
wegnehmen und ein Zehntel zurückgeben! Das ist die Politik wie wir sie
ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Klicka gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Berichterstatter!
Ja, Herr Kollege Gerstl, man kann Ihre Wortmeldung ja
von zwei Seiten betrachten: Einerseits eine Beurteilung nach der
schauspielerischen Leistung, andererseits nach dem Wahrheitsgehalt. Aber da
muss ich sagen, da hat die schauspielerische Leistung (GR Johannes
Prochaska: Beides optimal!) den Wahrheitsgehalt bei weitem übertroffen! (GR Johannes Prochaska: Beides optimal! – Heiterkeit bei der ÖVP.) Wenn
Sie ... (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn Sie aber hier mit Ihrer Verkleidung die
klimatischen Verhältnisse in Österreich darstellen wollten, dann ist Ihnen das
bei weitem nicht gelungen, denn so viel wie jetzt die Menschen in Österreich
brauchen, um in dieser klimatischen Eiszeit, die die Bundesregierung geschaffen
hat, zu leben, hätten Sie sich gar nicht anziehen können! (Beifall bei der SPÖ.)
7,6 Milliarden Mehreinnahmen an Gebühren und
Steuern in zwei Jahren, ja wo sind sie denn hergekommen? Doch nicht von den
Großbetrieben, von den Industriellen? Nein, die haben Sie sich sehr wohl bei
den kleinen Leuten geholt! Und das ist diese Kälte, die Sie in unserem Land und
in unserer Stadt erzeugen!
Ich möchte aber zum Heizkostenzuschuss zurückkommen.
Da fällt es mir auch ganz besonders auf, dass gerade die Sozialsprecherin der
Wiener Volkspartei sich hier herstellt und vom Land einen Heizkostenzuschuss für die sozial
Schwächsten fordert (GR Dr
Matthias Tschirf: Weil das Ihre Zuständigkeit ist!), obwohl sie auch ganz genau weiß, dass der
Bund mit den Belastungsmaßnahmen der Verursacher dafür ist, dass die Menschen
armutsgefährdet sind und das sind in Österreich jetzt mindestens schon 300 000 Menschen!
253 000 Menschen sind bereits arbeitslos. Auch das sind
35,8 Prozent. (GR Dr Matthias
Tschirf. Ja in Wien! Das ist die Verantwortung der Wiener SPÖ!) Das sind
nicht nur die Wiener Arbeitsplätze (GR Dr
Matthias Tschirf: Na klar! – GR Harrys Kopietz: Das kann nicht einmal der
Kollege Tschirf glauben!), sondern das ist die verfehlte
Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung! (GR Dr Matthias
Tschirf: Über 90 000 Arbeitslose in Wien!) Aber Herr Kollege,
immerhin hat der Bund 18 000 Bundesarbeitsplätze abgebaut und nicht
wieder ersetzt! Also können Sie uns doch nicht vorwerfen, dass allein die
Wiener schuld an der Arbeitslosigkeit sind! (GR
Dr Matthias Tschirf: Und warum gibt es so wenige Arbeitsplätze in Wien?)
Unter dieser schwarz-blauen Belastungspolitik sind
die realen Nettoeinkommen auf den Stand von 1996 zurückgefallen und das ist nur
auf die hartherzige Bundesregierung zurückzuführen! (GR Dr Matthias Tschirf: Da hat es sogar in Wien mehr Arbeitsplätze
gegeben als heute! Warum gibt es jetzt so wenige Arbeitsplätze in Wien?)
Die Energieabgaben sind auf Grund der Beschlüsse der
Bundesregierung gestiegen und dort werden die Erlöse erzielt. Eine Kohlenabgabe
wurde geschaffen und eingeführt und auch die gestiegenen Erdöl- und
Benzinpreise dienen nur dazu, dem Finanzminister ohne sein Zutun
270 Millionen EUR zusätzlich zu verschaffen. (GR Dr Matthias
Tschirf. Und wem gehört das Gaswerk?)
Ich fordere daher den Herrn Finanzminister auf, dass
er genauso wie die Stadt Wien sein Scherflein dazu beiträgt und aus diesen
Mehreinnahmen einen Teil für einen Heizkostenzuschuss
an alle Österreicherinnen und Österreicher, die es dringend notwendig haben,
übermittelt.
Trotz
all dieses Wissens hat die Regierung im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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