Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 82
dank eines gut ausgebauten Kinderbetreuungsangebots.
Zweitens: Er weist es mit der Begründung aus, dass in
Wien die Wohnungskosten deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt liegen
und dank der Gemeindewohnungen die Menschen in Wien bessere Möglichkeiten als
in anderen Bundesländern vorfinden, eine günstige Wohnung zu finden.
Und drittens: Der Sozialbericht der Bundesregierung
führt als wesentlichen Grund an, dass wir ein flexibleres Sozialhilfesystem als
andere Bundesländer haben, das in Notsituationen einfach gezielter als andere
Systeme hilft.
All das sind Worte des Sozialberichts der
Bundesregierung.
Ich ersuche die Kolleginnen und Kollegen von FPÖ und
ÖVP, das nachzulesen, bevor sie sich wieder aufs politische Glatteis begeben
und Wien soziale Kälte vorwerfen! - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Gerstl
gemeldet.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vor einem Monat war in der SPÖ noch alles in Ordnung.
(Heiterkeit bei GR Günther Barnet: Das
glaube ich auch!) Die Feiern haben begonnen: Geburtstagsfeier des Herrn
Bürgermeisters, 10-Jahres-Feiern für den Herrn Bürgermeister, wie es so schön
im “Kurier“ heißt: „In Wirklichkeit ziehen sich die Feierlichkeiten über zwei
Monate“. Tausende Gäste aus der sozialdemokratischen Hierarchie waren
eingeladen. (GR Christian Oxonitsch: Genau, Walter Nettig zum Beispiel!) Die
Feiern wurden genossen. Am Landesparteitag der SPÖ war es vielen noch nicht
möglich, das Wort zu ergreifen, weil die Feiern des Vortags noch so intensiv in
den Knochen der einzelnen waren. (GR
Christian Oxonitsch: Ja ja, Walter Nettig!)
In zwei Tagen wird im Rathaus wieder gefeiert,
während es für die Ärmsten der Armen in dieser Stadt kalt wird, immer kälter
und immer kälter (Heiterkeit bei der SPÖ.), denn die Ärmsten der Armen
werden weiterhin mit Handschuhen in ihren Wohnungen sitzen und Hauben auf haben
müssen, während der Bürgermeister feiert! Das ist das, was die Sozialdemokratie
in dieser Stadt den Bürgerinnen und Bürgern an Wärme geben wird! Wenn Sie den
Heizkostenzuschuss für (Beifall bei der
ÖVP.) einmalig belassen, Herr Kollege Schuster, dann werden Sie noch den
Schal um den Hals legen müssen (GR
Christian Oxonitsch: Ein Schal ist da!), weil sie es sonst nicht mehr
schaffen. Sie werden die Jacken von oben bis unten zumachen müssen. (GR Mag
Hilmar Kabas: Das geht nicht mit den Fäustlingen!) Sie werden mit
verschränkten Armen sitzen müssen. Es wird unmöglich sein, in dieser Stadt noch
Wärme zu genießen, denn sie findet nur mehr bei den Feierlichkeiten der SPÖ
rund um Bgm Häupl statt und nicht in den armen Stuben und in den armen
Wohnungen dieser Stadt! (Beifall bei der
ÖVP.)
Der Kollege Oxonitsch hat hier über die Zeit der
österreichischen Bundesregierung gesprochen. Da glaube ich, ist es wirklich an
der Zeit, dass man einmal darüber spricht, wie die österreichische
Bundesregierung, nämlich die von der ÖVP geführte, im Jahr 2000 diese
Bundesregierung übernommen hat, denn im Jahr 2000 unmittelbar nach dem
Ende der Amtszeit der SPÖ in der Bundesregierung fand die österreichische
Bundesregierung unter Bundeskanzler Schüssel große Probleme im Sozialsystem wie
keine Mindestsicherungselemente, Armut trotz Arbeit, mangelhafte
Integrationspolitik auf dem Arbeitsmarkt und junge, teilweise alleinerziehende
Frauen ohne Existenzsicherung für sich und ihre Kinder vor. (GR Harry
Kopietz: Weil sie in der Zwischenzeit von dieser Regierung so wenig kriegen!)
Ein Pensionssystem fand man vor, das den Herausforderungen der Zukunft nicht
gewachsen war. Aber das Problem wurde erkannt im Unterschied zu dem, wie wir es
in Wien haben. Es wurde ein neues Pensionssystem geschaffen. Es wurde eine
Steuerreform für kleine und mittlere Einkommen durchgeführt (GR Harry
Kopietz: Seit der ÖVP-geführten Regierung gibt es doppelt so viele
Sozialhilfeempfänger!), es fand eine aktive Arbeitsmarktpolitik statt, eine
Absicherung der Pensionssysteme durch Reform und Verbreiterung der zweiten und
dritten Säulen, die Einführung einer Hospizkarenz - was Sie jahrzehntelang
nicht zusammengebracht haben – zur Absicherung pflegender Angehöriger,
Kinderbetreuungsgeld auch für nicht berufstätige Mütter, Erhöhung und
Ausdehnung der Familienbeihilfe und eine außerordentliche Erhöhung der
Ausgleichszulagenrichtsätze. (GR Harry Kopietz: Ja, und seit Amtsantritt
dieser Bundesregierung hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger verdoppelt!) All
das sind Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt.
Nun konkret zur Steuerreform. Die
in zwei Etappen angelegte große Tarifreform garantiert, dass alle
Steuerpflichtigen im Verhältnis 2003 zu 2005 zwischen 679 EUR und
144 EUR pro Jahr entlastet werden. Der Schwerpunkt der Entlastung wurde
bei kleineren und mittleren Einkommen angesetzt. Mit der Erhöhung der
Steuerfreigrenze für Jahresbruttoeinkommen bis 14 500 EUR bereits ab
1.1.2004 zahlen rund 2,4 Millionen Steuerpflichtige keine Einkommenssteuer
mehr. Insgesamt profitieren davon 1,65 Millionen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, 730 000 Pensionisten und 60 000 Selbstständige.
Das ist ein Ausmaß, wie es das in dieser Republik vorher noch nie gegeben hat.
Rund 200 000 Steuerpflichtige werden durch diese Maßnahmen bereits
heuer zusätzlich von der Steuer freigestellt. Das sind mehr als 40 Prozent
der unselbstständig Erwerbstätigen inklusive Pensionisten, die nun nicht mehr
steuerpflichtig sind. (GR Harry Kopietz: Weil sie so wenig verdienen! Das
ist doch klar!) Im kommenden Jahr werden noch einmal zusätzlich
150 000 Personen von der Steuer freigestellt. Alle Einkommen bis
10 000 EUR sind steuerfrei! (Aufregung bei GR Harry Kopietz!) Das
ist der Punkt, Herr Kollege Kopietz, wo Sie wahrscheinlich nicht mitreden
können, weil Ihr Einkommen und auch meines ein Vielfaches von dem ist, was hier
arme Personen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular