Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 82
schon mehrmals erörtert, aber es sind auch viele,
viele Bundesländer davon betroffen. Die Ursachen liegen einfach in einer
verfehlten Wirtschaftspolitik, einmal mehr in einer verfehlten
Wirtschaftspolitik, wo die Investitionen auf einem Tiefstpunkt angelangt sind
und wo letztendlich Österreich beim Wirtschaftswachstum unter den europäischen
Durchschnitt gefallen ist. Die Ursachen liegen einfach in einer verfehlten
Arbeitsmarktpolitik, wo in den letzten Jahren die Arbeitslosenzahlen über den
europäischen Durchschnitt und schneller als im europäischen Durchschnitt
gestiegen sind. Die Ursachen dafür liegen einmal mehr in einer verfehlten
Finanz-, in einer verfehlten Sozial- und in einer verfehlten Bildungs- und
Forschungspolitik in Österreich! Einmal mehr erleben wir... (Beifall bei der
SPÖ. – Aufregung bei GR Kurth-Bodo Blind.)
In all diesen Politikfeldern, wie bei der verfehlten
Finanzpolitik, haben wir erleben können: Die Menschen haben mit zusätzlichen
Belastungen zu leben gelernt und nur einige wenige Großunternehmen haben
profitiert!
Die Frau Korosec hat heute schon die größte
Steuerreform aller Zeiten angesprochen. Ich werde darauf noch zurückkommen. Die
nackten Zahlen sehen anders aus: Noch nie waren die Steuereinnahmen des Bundes
so hoch. Zusätzliche rund hundert Milliarden werden hier im Budget, das der
Herr Finanzminister vorgelegt hat, ausgewiesen. Ob da jetzt noch die eine
Milliarde dabei ist, die er derzeit gerade sucht, weiß ich nicht ganz genau. Da
dann fünf Milliarden den Österreicherinnen und Österreichern zurückzugeben, ist
ja wirklich lächerlich und eigentlich nicht würdig, hier auch erwähnt zu
werden! (Beifall bei der SPÖ.)
Tatsache ist, dass diese falsche Politik dieser
Bundesregierung einfach die Situation der Menschen in Österreich verschlechtert
und die Sozialausgaben der Länder und Gemeinden in die Höhe schnellen lässt.
Wien hat daher seine Sozialausgaben in den letzten Jahren um 50 Prozent
erhöht, während die Quote der Sozialausgaben – auch in den offiziellen Zahlen
des Finanzministeriums nachzulesen und in diversesten Berichten gerade der
Bundesregierung selbst - gemessen am Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahren
kontinuierlich gesunken ist. Die Opfer der Politik dieser Bundesregierung
werden den Ländern überantwortet und die Täter lehnen sich zurück, schweigen
oder sagen: „Das geht uns nichts an.“ Das ist die Politik dieser
Bundesregierung, meine Damen und Herren!
Die heutige Diskussion um den Heizkostenzuschuss hier
ist ja durchaus bezeichnend. Jetzt will ich wirklich nicht noch einmal auf jede
falsche Zahl eingehen, die der Herr Barnet da genannt hat, wenn er zum Beispiel
erwähnt, dass von den Mehreinnahmen der Mineralölsteuer die Länder
15 Prozent kriegen. Das ist bestenfalls ein kleiner Teil, der Wien da
zugute kommt, denn weit über 90 Prozent dieser Steuererhöhung kommt dem
Bund alleine zugute! Die überwiegende Zahl der Mehreinnahmen in diesem Bereich
bekommt der Herr Finanzminister und nicht alleine er, da gebe ich Ihnen schon
Recht. Der Herr Finz schneidet da auch noch ganz schön mit und auch alle
anderen Kollegen von ÖVP und FPÖ in dieser Bundesregierung schneiden an diesen
Mehreinnahmen da noch mit. Das hat er nicht alleine! Aber die überwiegende
Mehrzahl der Einnahmen in diesem Bereich kommt selbstverständlich dem Bund
zugute.
Es geht einfach darum, dass in den letzten Jahren
diese Bundesregierung tatsächlich alles, womit die Österreicherinnen und
Österreicher ihre vier Wände wärmen können, verteuert hat: Die Mineralölsteuer
ist erhöht worden, das ist unbestritten, sie ist einfach erhöht worden. Der
überwiegende Teil bleibt in der Bundeskassa. Die Energieabgabe ist verdoppelt
worden. Ja, auch sogar bei den Kohlen hat man darüber nachgedacht, was man
machen könnte, denn die dürfen nicht ungeschoren davonkommen und da hat man
dann auch noch eine Kohlenabgabe erfunden. Und es ist dann nebensächlich, ob
250 oder 270, und es gibt sogar einige, die sagen, im Rechnungsabschluss des heurigen
Jahres wird der Bund über 450 Millionen in dem ausweisen. Wir werden es
uns einfach anschauen. Da können wir ja locker bei den Zahlen nachschauen.
Das hilft dem Herrn Finanzminister aber auch nichts:
Er haut einmal mehr bei seinen Budgetschätzungen völlig daneben. Das sind wir
ja auch schon gewöhnt. Es hat in dieser Zweiten Republik noch keinen
Finanzminister gegeben, der mit seinem Budget jedes Mal so weit wie der Herr
Finanzminister Grasser abgewichen ist. Wir werden sehen, wie es stimmt. Wir werden
sehen, welche Zahl es ist.
Nur jede Zahl, egal ob 250, 270 oder
450 Millionen, ist hoch genug, um daraus auch den Anspruch abzuleiten:
Geben Sie einen Teil dieses Betrags den Schwächsten der Gesellschaft in Form
eines Heizkostenzuschusses zurück, Herr Finanzminister, liebe schwarz-blaue
Bundesregierung! Das wäre soziale Verantwortung, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der SPÖ.)
Sie hatten
die Chance. Es gab Anträge im österreichischen Parlament. Tatsache ist, dass
man diese kalt abgelehnt hat! Und da stellen sich dann Vertreterinnen und
Vertreter her und reden in diversen Presseaussendungen oder versuchen hier
scheinbar - ich weiß es ja nicht genau - irgendwie etwas von sozialer Kälte zu
symbolisieren. Es ist ganz deutlich geworden, wo die soziale Kälte liegt! In
den letzten Jahren ist es immer deutlicher geworden, dass für viele Menschen
das tägliche Leben tatsächlich tagtäglich schwerer geworden ist und nicht
zuletzt auf Grund unzähliger Belastungen, die diese Bundesregierung über die
Menschen hereinbrechen hat lassen.
Für jene Menschen aber, die Mittel
aus der Arbeitslosenversicherung oder auch der Pensionsversicherung erhalten,
zumindest für jene fordern wir in unserem Antrag, dass diese Bundesregierung
jetzt doch ihre Verantwortung wahrnehmen soll. Wir erklären uns bereit, wir
übernehmen sie für den Bereich der Sozialhilfeempfänger. Insofern kann ich der
FPÖ die Zustimmung leicht machen und die GRÜNEN auch noch einmal explizit
darauf hinweisen: Es werden in Wien alle Sozialhilfeempfänger, auch in den
geringen Fällen, die einen vollen
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