Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 82
sind vermutlich auch noch schlechte Kaufleute, dann
bleibt euch alleine vom Gas so viel mehr übrig, dass die
6,2 Millionen EUR, die Sie jetzt mehr ausgeben wollen, einschließlich
dessen, was Sie vom Grasser an Mineralölsteuer, an Energieabgabeanteilen und so
weiter mehr bekommen, so locker bedeckt sind, dass ich nicht einmal eine
Sekunde darüber nachdenken würde, das zu diskutieren oder mich in der
Öffentlichkeit überhaupt trauen würde zu sagen, dass ich da eine positive
Maßnahme gesetzt habe! Das habt ihr durch die geschilderten Maßnahmen doppelt
und vermutlich dreifach eingenommen! (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt zu Ihrem Antrag. Die Kollegin Jerusalem hat auf
die Undifferenzierung zwischen den bereits Alleinunterstützten, wo der
Heizkostenzuschuss dazu gerechnet wird, und den anderen hingewiesen. Ich freue
mich, wenn Sie das wirklich aufklären. Mir wäre das auch ein Anliegen. (GR
Christian Oxonitsch: Dann stimmen Sie zu?) Sie werden es gar nicht glauben:
Wir stimmen zu. Das ist das richtige Stichwort.
Kollege Oxonitsch, wir stimmen zu, obwohl bei allen
drei Anträgen der anderen Fraktionen irgendetwas ist, wo ich mir denke: Ist es
wirklich schlau oder ist es nicht so schlau? Vermutlich wird es Ihnen mit
unserem Antrag genauso gehen. Daher wäre es mir persönlich sogar lieber
gewesen, wir oder die anderen drei Fraktionen - wir machen es eh nicht, wir
weisen es dem Ausschuss zu, weil wir sagen, lasst uns über eine sachliche
Lösung diskutieren, das kann auch relativ schnell gehen und wenn die Leute im
Nachhinein das Geld kriegen, dann haben sie es wenigstens für die Heizkosten
verwendet und nicht für etwas anderes - würden heute nicht auf die sofortige
Abstimmung bestehen. Aber diskutieren wir jetzt einmal darüber, denn es geht
nicht nur um die Frage der Höhe des Heizkostenzuschusses, sondern es geht auch
um die Frage Nummer zwei - ich habe sie angesprochen -, den Rechtsanspruch für
diejenigen, die heute unter die Kann-Bestimmung fallen und es geht um die
Differenzierung zwischen denen, bei denen es in die Sozialhilfe eingerechnet
wird und bei denen, die es als zusätzliche Leistung bekommen, weil sie sonst
kein Einkommen haben.
Ich sage, Kollege Oxonitsch - und da unterscheide ich
mich vielleicht von Ihnen -, ich bin gar nicht sicher, dass wir da mit unserem
Antrag die Wahrheit und Weisheit bis zum letzten Schluss erfasst haben. Es geht
allen vier um dieselbe Sache: Erhöhen, weil es notwendig ist. Mir wäre es
lieber, und ich habe das gesagt, dass alle ihre Anträge auf sofortige
Abstimmung zurückziehen und sagen: Weisen wir es dem Ausschuss zu und
diskutieren wir über die Frage sachlich, nämlich hinsichtlich dieser genannten
Differenzierungen einschließlich der Frage des Rechtsanspruchs. (Beifall bei
der FPÖ.)
Daher werden wir allen Anträgen von allen drei
Fraktionen zustimmen, selbst wenn sie unterschiedliche Regelungen vorschlagen,
selbst wenn in dem einen oder anderen Fall Schuldzuweisungen an die
Bundesregierung oder sonst jemanden drinnen sind. Das ist mir, das ist uns
egal. Uns geht es nämlich darum, dass die bedürftigen Leute mehr Geld bekommen.
Wie auch immer sie es bekommen, es soll uns recht sein. Mehr soll es sein. Was
nicht stattfinden soll, ist dass Sie so tun, als wären Sie die einzigen, die in
dieser Stadt oder auch in diesem Land ein soziales Gewissen gepachtet hätten,
weder als Sozialdemokratie noch als SPÖ-Wien, beides stimmt nicht. Und wer die
nächste Gasrechnung nach Hause zugestellt bekommt, der weiß es genau. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Klubobmann Oxonitsch gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Wir hatten in der letzten Zeit ja einige Male die
Gelegenheit, den Sozialbereich hier im Wiener Gemeinderat zu diskutieren und
wir hatten einige Prognosen, die hier in erster Linie von ÖVP und FPÖ zum
Besten gegeben wurden. Wenn man nachliest, so war vom Sozialcrash die Rede. Es
war vom sozialen Kahlschlag in Wien die Rede. Es war von den Mitteln die Rede,
die in der Sozialhilfe gekürzt werden. All diese Prognosen haben sich ja schon
in der Vergangenheit als unrichtig herausgestellt. Wien hat in den letzten
11 Monaten allein für den Sozialbereich zusätzliche 110 Millionen EUR
zur Verfügung gestellt und wir werden heute für die Gewährung des
Heizkostenzuschusses die Weichen stellen, sodass für diesen Bereich weitere
rund 6,5 Millionen EUR den Wienerinnen und Wienern zugute kommen.
Wir tun dies, weil wir es tun müssen. Wir tun dies,
weil wir auf die Schwächsten in unserer Gesellschaft einfach Rücksicht nehmen
wollen und wir müssen es tun, weil - und das belegen ja alle Zahlen, nicht
zuletzt auch der Sozialbericht dieser Bundesregierung - die Zahl der
SozialhilfeempfängerInnen österreichweit stark im Ansteigen ist und die Zahl
jener Personen, die armutsgefährdet sind, in Österreich im Steigen begriffen
ist. Es zeigt sich allein an dieser Zahl, meine Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ: Sie haben versagt in dieser Bundesregierung! (Beifall bei der SPÖ.)
Alleine in Wien, und wir haben das schon mehrmals
erörtert, ist die Zahl der SozialhilfeempfängerInnen seit dem Amtsantritt
dieser blau-schwarzen Bundesregierung um rund 76 Prozent gestiegen. Immer
mehr Menschen werden aus den diversesten Versicherungsleistungen
hinausgedrängt, immer mehr Menschen rutschen unter die Armutsgrenze, immer mehr
Menschen müssen von den Ländern - und da ist Wien gar nicht alleine - in ihrem
Lebensunterhalt unterstützt werden. Wir in Wien tun das, meine Damen und Herren,
und wir sind stolz darauf!
Angesichts dieser steigenden Zahlen ist doch wohl
trotzdem einmal mehr die Frage legitim: Was hat eigentlich zu dieser
dramatischen Verschlechterung der Lebenssituation der Menschen in Österreich geführt?
Und noch einmal: Wien ist hier stark betroffen, Wien ist hier durchaus stärker
betroffen.
In diesem Kreis hier haben wir die
Ursachen auch
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