Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 82
mindestens" – bitte, wir haben es nieder
angesetzt – „70 EUR für sozial bedürftige und einkommensschwache
Wienerinnen und Wiener bereitzustellen. (GR
Christian Oxonitsch: Dann stimmen Sie unserem Antrag zu! Dann ist das
gewährleistet! Stimmen Sie heute unserem Antrag zu!)
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass wir die
Heizkosten so konsequent in der Kompetenz der Länder lassen wollen, hängt mit
dem Subsidiaritätsprinzip zusammen. Ich wiederhole das noch einmal. (GR
Christian Oxonitsch: Wieso war das im Jahr 2000 anders?) Wenn Sie das jetzt
anführen, das war ja eine Pleite, bitte. In Wien haben nur 50 Prozent
jener, die es brauchen, überhaupt den Heizkostenzuschuss erhalten. Also ein
sehr schlechtes Beispiel. (GR Christian Oxonitsch: Die Konsequenz ist: Darum
machen wir es gar nicht!) Die Konsequenz ist – Herr Oxonitsch, vielleicht
müssen wir einmal ein Privatissimum machen, oder Sie haben nicht zugehört –,
die Konsequenz ist, dass die Bundesregierung die Mittel zur Verfügung stellt in
Form von Steuerentlastungen (GR Heinz
Hufnagl: Wie kommen Sie auf diese Idee?) und auf der anderen Seite die
kleine Einheit sich darum kümmert, wer Mittel braucht. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich sage noch einmal: Das hängt mit dem
Subsidiaritätsprinzip zusammen, und das ist ein gutes Prinzip. Diesem Prinzip
folgend ist es völlig richtig, die Kompetenz bei den Ländern zu lassen und hier
zu guten, aber auch zu individuellen Regelungen zu kommen.
Meine Damen und Herren! Wien ist gefordert. Handeln
Sie im Interesse der sozial Schwachen in dieser Stadt! Handeln Sie, denn Sie
haben die Mehrheit in dieser Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GRin Renate Winklbauer:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Barnet. Ich erteile es ihm.
GR Günther Barnet (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Der heutige
Tagesordnungspunkt über die Anhebung der Kostenersätze, die der Bund an Wien
abzuführen hat im Bereich der Untersuchungsleistungen für die
Tuberkulosebekämpfung, ist so wichtig, dass er uns offensichtlich – das
Einverständnis der Frau Vorsitzenden und des Herrn Berichterstatters annehmend
– die Möglichkeit gibt, über eine andere Aufgabe zu sprechen, die sich Bund und
Länder teilen, nämlich über den Heizkostenzuschuss. Meine Vorrednerinnen haben
das getan, und ich erlaube mir daher, dieses Recht auch für mich in Anspruch zu
nehmen.
Der Herr Bürgermeister hat
heute zu Beginn in der Fragestunde gesagt, dass man das Thema in Ruhe und
Sachlichkeit unter den Fraktionen diskutieren sollte, weil das Anliegen ja
offensichtlich – und das erkennt man auch aus der Debatte – für alle gleich
ist. Es geht darum, bedürftigen, armen Menschen in dieser Stadt vor dem
kommenden Winter, der offensichtlich besonders kalt werden wird – das wissen
wir ja schon –, einen höheren Heizkostenzuschuss zukommen zu lassen, oder
denen, die noch gar keinen haben, einen zu gewähren.
Wenn wir versuchen, diese
Debatte in Ruhe und Sachlichkeit zu führen, dann müssen wir das aber auch tun,
und zwar die ganze Zeit, nicht nur hier, sondern auch sonst. Und dann geht es
nicht an, uns gegenseitig vorzuwerfen, wessen Kompetenz es denn sei und warum
denn der eine nichts tue oder der andere noch mehr tun solle.
Damit bin ich bei meinem
Nachredner, dem Kollegen Oxonitsch, der sich da hinten so köstlich unterhält.
Ich glaube, es ist mit der Frau StRin Brauner, die ich leider nicht sehe, aber
ich gehe davon aus, dass Sie sich beide wie immer über den Heizkostenzuschuss
unterhalten. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner stellt sich hinter die letzte
Bankreihe, GR Christian Oxonitsch kehrt auf seinen Platz zurück.) Frau
Stadträtin, das ist jetzt wieder eine besondere Freude, und auch der Herr
Klubobmann Oxonitsch. Ich werde auch sagen, warum: weil Sie im Ausschuss versucht
haben, uns das eine oder andere so trefflich zu erklären.
Kollege Oxonitsch! Ich
habe Ihre Pressedienste durchgelesen – ich habe das einmal gemacht, das war
nicht einfach und ich habe mir schon etwas zugemutet, aber ich habe es getan –
und habe versucht zu verstehen, wie eigentlich Ihre Argumentation ist. Am
Anfang, so um den 11. Oktober herum oder so irgendwann, hat Ihre
Argumentation gelautet: Wien macht gar nichts zusätzlich, denn es ist Aufgabe
des Bundes, und das, was wir machen können, machen wir eh schon.
Das habe ich zu verstehen
versucht und habe ein bisschen in der Bundesverfassung nachgeblättert. Da bin
ich draufgekommen, das ist gar keine Bundeskompetenz. Artikel 12
Grundsatzgesetzgebung, Ausführungsgesetzgebung Land, Armenwesen. Da brauche ich
nicht darüber nachzudenken, das ist keine Bundeskompetenz, das ist
Landeskompetenz.
Gestern hat sich aber Ihre
Argumentation ein bisschen verschoben und Sie haben gesagt: Nein, jetzt machen wir
doch was, denn jetzt machen die anderen Bundesländer mehr, jetzt kommt die
Opposition und bringt Anträge ein, jetzt machen wir doch auch noch etwas. Die
Frau Stadträtin hat uns zwar erklärt, Wien hat eh schon einen
Heizkostenzuschuss, aber wir machen jetzt trotzdem einen. Ich bin ja nicht böse
darüber. Ich freue mich ja darüber, dass Sie einsichtig sind. Ich freue mich,
dass Sie erkennen, dass die Bundesverfassung Ihnen die Aufgabe zuordnet. (Beifall
bei der FPÖ.)
Hätten
Sie zehn Tage früher die Bundesverfassung selber gelesen oder die
Verfassungsexperten dieser Stadt gefragt, hätten Sie sich, mir und dem Rest der
virtuellen Öffentlichkeit einen Pressedienst erspart und Sie hätten gleich
sagen können, wo es hingeht. (GR Mag
Hilmar Kabas: Der Gusenbauer hat das verlangt!) Aber vielleicht – danke für
den Zwischenruf – wollten Sie Ihrem Bundesvorsitzenden folgen, der das alles
gerne an den Bund delegieren möchte. Doch ich bleibe dabei: Es ist Landessache.
Es ist Landesache, weil es die Bundesverfassung so vorsieht, und es ist
Landessache, weil es
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