Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 82
diesem Haus auch endlich einmal zu einer Debatte und
zu Überlegungen kommt, diese Grundsicherung in der Höhe von 780 EUR
festzuschreiben und zu beschließen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Ich
erteile es ihr.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Wir werden dem vorliegenden Geschäftsstück
selbstverständlich zustimmen, aber wir nehmen diesen Tagesordnungspunkt auch
zum Anlass, um über ein Problem zu sprechen, was meine Kollegin Jerusalem jetzt
ja sehr breit angelegt gemacht hat. Ich kann Sie, Frau Kollegin Jerusalem, bei
Ihrem letzten Teil nur unterstützen, und Sie werden auch die Unterstützung der
Österreichischen Volkspartei haben, denn gerade in Wien muss man für Sozialhilfeempfänger
endlich was tun. Sie sind mit Abstand Schlusslicht. Und eines ist sicher auch
festzustellen: Für sozial schwache Menschen macht die Stadt das Leben ja noch
teurer. Am Land gibt es noch manche Möglichkeiten, von der Nachbarschaftshilfe
angefangen, sogar das Heizmaterial kann man sich günstiger und billiger
organisieren. Die Stadt ist hier besonders teuer und ist daher auch besonders
gefordert, Frau Stadträtin. (Beifall bei
der ÖVP.)
Frau Kollegin Jerusalem, Sie haben mich direkt
angesprochen, und ich bin es gewohnt, auch zu antworten. Ich werde dann in
meinem Redebeitrag noch genauer darauf eingehen, aber ich sage Ihnen vorweg ein
Beispiel: Bis zum Jahr 2003 hat ein Pensionist mit 900 EUR Pension
40 EUR monatlich Steuer bezahlt. Ab 1.1.2005 wird dieser Pensionist keine
Steuern mehr bezahlen, das heißt, er hat 500 EUR im Jahr mehr in der
Geldtasche. Und das ist die Antwort der Regierung Schüssel, das ist die Antwort
dieser Bundesregierung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Der nächste Winter kommt bestimmt, und das Heizen –
auch das haben Sie völlig richtig gesagt; ich unterstreiche auch die
400 Millionen – wird teurer. Da ist natürlich die Politik gefordert, das
ist überhaupt keine Frage, vor allem, wenn es um sozial schwache Bürger geht.
Ich glaube, ich bin ausgeschildert, dass mir sozial Schwache und Hilfeleistung
für diese ein besonderes Anliegen ist.
Die Verantwortlichen der Österreichischen Volkspartei
haben rasch reagiert und waren sich auch ihrer Verantwortung bewusst, nämlich die
Landeshauptleute der Österreichischen Volkspartei und auch der Landeshauptmann
von Kärnten. Die haben rasch gehandelt und gezeigt, wie man mit den Schwächsten
der Gesellschaft umgeht. Die sozialistisch regierten Bundesländer haben sich
sehr geziert. Es hat dann das Burgenland mit 40 EUR nachgezogen, Salzburg
hat jetzt 100 EUR beschlossen. Ich kann mich noch erinnern, Frau
Stadträtin, dass wir in der Vorwoche im Gesundheitsausschuss darüber diskutiert
haben und dort ein striktes Nein von Ihnen gekommen ist, was mich an sich sehr
gewundert hat, und ich kann mich auch noch erinnern, dass der Kollege
Hundstorfer ganz stolz gemeint hat, Wien zahlt als einziges Bundesland
Heizkosten für Sozialhilfeempfänger.
Ich habe geschwiegen, weil der Kollege Hundstorfer
für mich als – unter Anführungszeichen – alter und erfahrener Kommunalpolitiker
natürlich eine Autorität bedeutet. Ich war zwar irritiert, habe mich aber dann
schlau gemacht. Und da muss ich schon sagen, dass die Sozialhilfewelt in
Österreich anders aussieht. Denn selbstverständlich zahlen alle Bundesländer
Heizkostenzuschüsse, so zahlt zum Beispiel Niederösterreich von November bis
April 100 EUR monatlich. Nur damit wir das auch ins richtige Lot bringen.
Und eines habe ich dabei gelernt: Auch erfahrenen Kommunalpolitikern soll man
nicht alles glauben, was sie einem sagen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Frau StRin Brauner, Sie haben gestern zugesagt,
50 EUR für die Wintersaison zu bezahlen. Daraus ist eine gewisse
Sensibilität zu erkennen, das ist immerhin ein erster Schritt. Wir haben es
gefordert, wir haben natürlich mehr gefordert, wir glauben auch, dass das zu
wenig ist, aber es ist immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung.
50 EUR für einen langen Winter, noch dazu – ich sage es noch einmal –, wo
die Sozialhilfeempfänger in Wien 391 EUR bekommen werden.
Herr Bgm Häupl hat heute zum Beispiel gemeint,
Niederösterreich zahlt auch nur 50 EUR. Ja, das stimmt, da hat er Recht,
aber er hat vergessen dazuzusagen, dass Niederösterreich bei der Sozialhilfe um
20 Prozent mehr zahlt, nämlich um 85 EUR im Monat bei der Sozialhilfe
mehr zahlt. Also da ist ein Qualitätsunterschied der Sonderklasse. (Beifall bei der ÖVP.)
Das kleine Vorarlberg zum Beispiel zahlt
150 EUR, das große, das reiche Wien zahlt 50 EUR. Ich sage das nur,
damit Sie hier auch die Unterschiede sehen, und dass es richtig ist, wenn ich
sage, die Landeshauptleute der Österreichischen Volkspartei haben gehandelt und
auch der Landeshauptmann von Kärnten.
Frau Kollegin Kato, Sie haben heute gesagt, man solle
menschliche Politik machen. Ja, das ist genau das, was wir seit langem
einfordern. Aber, bitte sich da selbst bei der Nase zu nehmen und nicht die
anderen dazu auffordern, denn Sie sind in dieser Stadt in der Alleinregierung,
Sie sind verantwortlich und Sie sind zuständig für die Maßnahmen, die hier
gesetzt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn man die 50 EUR anschaut, dann ist das ein
ganz kleiner Betrag, und ich sehe ihn deshalb an, weil man es nicht oft genug
sagen kann, dass die Wiener Alleinregierung das Geld in vielen Bereichen
sprichwörtlich beim Fenster hinauswirft. Ich habe heute in der Fragestunde
schon die IHS-Studie erwähnt, in der festgestellt wird, dass in den städtischen
Krankenhäusern 190 Millionen EUR – bitte lassen Sie sich das auf der
Zunge zergehen: 190 Millionen – jährlich durch aufgeblähte Verwaltung und
durch Ineffizienz verschwendet werden. 190 Millionen! Ich sage,
50 EUR für 100 000 Menschen, die in etwa davon betroffen sind, sind
5 Millionen. 5 Millionen zu 190 Millionen!
Und da gibt es noch so viele
andere Beispiele. Es
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