Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 82
nächsten Jahr bevorstehen; anders ist nicht erklärbar, dass man bei dem Projekt, bei dem wir in der neuen Widmung rund 25 000 Quadratmeter für ein Einkaufszentrum vorsehen, darin das große Unglück erblickt, während die aktuelle Widmung 31 900 Quadratmeter vorsieht. Es werden also in der Widmung um rund 20 Prozent weniger enthalten sein, als in der aktuellen, noch gültigen Widmung vorhanden sind. Ich sehe darin kein großes Unglück, und wie vorhin erwähnt, ist mit der BAI dieses Konzept auch schon vereinbart und die Stellungnahme der BAI auch weitgehend berücksichtigt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Nächste Zusatzfrage: Herr GR
Dr Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Im Zuge dieser Flächenwidmungen gibt es natürlich
auch Auswirkungen auf das gesamte Umfeld. Ihre Kollegin, Frau StRin Wehsely,
hat ja dankenswerterweise als einen ihrer Schwerpunkte in Wien die Märkte
auserkoren, und es gibt dort auch einen alteingesessenen Markt, nämlich den
Landstraßer Markt.
Daher meine Frage an Sie: Welche positiven
Auswirkungen beziehungsweise Verbesserungen, wie zum Beispiel zwei bis vier
direkte Zugänge auch zum Bahnhof, wird diese Flächenwidmung für den Landstraßer
Markt haben, bevor er endgültig eingeht? Hier kann nämlich nur eine Symbiose
stattfinden, denn sonst ist er nämlich kaputt, und das kann doch nicht im
Interesse der Stadtregierung und Ihrer Kollegin Wehsely liegen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat!
Ich kann die Meinung voll unterstützen, dass eine
Vernetzung zwischen dem Markt und dem Einkaufszentrum stattfinden soll. Sie
wissen, das war auch Gegenstand des Wettbewerbs, und es ist dabei
herausgekommen, dass es zwei ordentlich ausgestattete Durchgänge in den Markt
hinein geben soll. Genau das versuchen wir mit der Flächenwidmung auch
abzusichern. - Das ist der eine Punkt.
Der zweite Punkt: Ich möchte gerne Ihre Aussage
korrigieren und sagen, dass der Landstraßer Markt einer jener Märkte ist, die
verhältnismäßig gut funktionieren, auch wenn die Baulichkeiten und die
technischen Einrichtungen deutlich sanierungsbedürftig sind.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Weitere Zusatzfrage: Frau GRin Dr Vitouch,
bitte.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Welche Faktoren könnten noch eine Zeitverzögerung hinsichtlich
der Realisierung des Projekts bewirken?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Zeitverzögerungen können sich, so wie die
Stellungnahmen für die Flächenwidmung jetzt aussehen, nicht mehr allzu
gravierend, was die baurechtliche Seite betrifft, auswirken. Es kann aber
natürlich noch sein, dass in den Verhandlungen zwischen der BAI und den
Bundesbahnen, die sich der designierte Generaldirektor der Österreichischen
Bundesbahnen selbst vorbehalten hat - wie er über die Medien ja ausgerichtet
hat -, noch einmal Sand ins Getriebe kommt. Ich hoffe nicht, denn auch
Generaldirektor Huber kennt dieses Areal sehr gut - immerhin war er der Bauherr
für den City Tower.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. Somit ist die 2. Anfrage
beantwortet.
Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP - 04726-2004/0002 - KGR/GM), die von
Frau GRin Mag Vassilakou an den Herrn Bürgermeister gerichtet ist: Auf dem Papier klingt das von der MA 17 ausgerufene
"Diversitätsmanagement" vielversprechend, geht es doch darum, die
Partizipation von Communities und insbesondere von unabhängigen Vereinsprojekten
am Dienstleistungs- und Betreuungsnetz der Stadt Wien zu gewährleisten.
Trotzdem steht nur ein verdienstvolles Vorzeige-Jugendbetreuungsprojekt mit
viel Tradition und langjähriger Erfahrung im Namen der "Wiener
Diversitätspolitik" vor dem Aus. Herr Bürgermeister, werden Sie zulassen,
dass der unabhängige – manchmal vielleicht auch unbequeme – "Verein ECHO
zur Unterstützung Jugendlicher" mit seinem Beitrag für die Stadt aufhören
muss, bloß weil ECHO sich weigert, seine Unabhängigkeit aufzugeben und sich
nicht dem Verein ICE unterordnen möchte?
Ich bitte um Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Das ist eine sehr spezifische Frage, die Sie da an
mich gerichtet haben. Ich tue mir vielleicht deswegen ein bisschen leichter,
sie zu beantworten, weil dieses Projekt auf eine Zeit zurückgeht, in der ich
noch als Gemeinderat Vorsitzender des Vereins Jugendzentren gewesen bin. Ich
leite sozusagen daraus auch ab, dass Sie ganz sicher davon ausgehen können,
dass ich nicht Kindesweglegung oder Ähnliches betreiben will und ganz
sicherlich nicht will, dass ein Projekt beendet wird, das ganz unbestreitbar
auch seine Verdienste über die Zeit hinweg hat.
Es hat natürlich mit Diversität zu tun, aber ich
möchte gleich zu Beginn Folgendes ganz deutlich machen: Es geht nicht darum,
dass ein Projekt, das unbequem ist oder das kritisch ist oder das einem
politisch nicht passt, abgedreht werden soll. Davon kann überhaupt keine Rede
sein! Wäre dem so, so hat es andere Zeiten gegeben, wo man es leichter gehabt
hätte, solche Dinge erst gar nicht zuzulassen. Ganz im Gegenteil: Es war
gewollt.
Aber es geht natürlich auch um etwas anderes: Es geht
darum, dass sich Jugendpolitik im Allgemeinen, aber gerade auch Jugendarbeit in
diesem Bereich, also im Integrationsbereich, natürlich laufend ändert und
verändert. Es sind gerade in diesem Bereich nahezu alle bereit, sich solchen
auch inhaltlichen Valorisierungen und Diskussionen immer wieder zu unterziehen.
Bei “Echo“ haben die Fachleute –
ich habe diese Gespräche natürlich nicht selbst geführt, und da bitte ich auch
um Verständnis dafür – auch mitgeteilt, dass sich “Echo“ immer mehr diesen
Diskussionen entzogen hat,
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