Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 119
Schuster: Ich glaube, da werdet ihr mehr Unterschriften brauchen!) Ich gehe
davon aus, dass der Stadt Wien an Kontrolle, insbesondere im Garagenbau,
genauso viel gelegen ist wie den Wiener GRÜNEN, und erwarte eigentlich eine
Zustimmung zu diesem Antrag. (GR Christian
Oxonitsch: Darum haben wir ein Minderheitenrecht!)
Natürlich, sollte die Sozialdemokratie ihre Zustimmung im
Kontrollausschuss verweigern, werden wir von unserem Minderheitenrecht Gebrauch
machen. Aber ich denke, es geht für Sie doch genauso wie für uns darum, aus dem
Weg zu räumen, dass es da irgendwelche Ungereimtheiten gibt. Wie gesagt, die
bekannt gewordenen Differenzen betragen der Größenordnung nach jedes Mal
30 Prozent. Es drängt sich natürlich
die Frage auf, ob möglicherweise die bei den meisten Volksgaragen auch
vorhandenen nicht-geförderten Stellplätze mit der offiziellen Fördersumme
mitgefördert wurden. Ich denke, das sollte sich das Kontrollamt einmal ganz
genau anschauen.
Denn so wenig Geld ist es nicht, was die Gemeinde Wien regelmäßig für
Volksgaragen ausgibt. Und dass es bei großen Bauprojekten schon das eine oder
andere Mal zu Kartellabsprachen, zu Skandalen, zu Finanzverschiebungen, zu
Korruption gekommen ist, ist ja nicht etwas, was erfunden ist, sondern es ist
tatsächlich anscheinend auch Teil des Baugewerbes, dass so etwas hin und wieder
einfach passiert. Ich denke, im Sinne der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen
wollen wir ja nicht, dass das Geld der Wiener und Wienerinnen in irgendeiner
Art und Weise verplempert wird.
Der nächste Punkt: Was mich in dem Zusammenhang dennoch sehr irritiert
hat, war dass wir bei unseren Annahmen auch einen Rechnungshofbericht
hergenommen haben, worin der Rechnungshof davon ausgeht, ein Stellplatz kostet
vielleicht zwischen 10 000 und 11 000 EUR. Der Rechnungshof kann
sich irren. Der Stadtsenat hat gestern in einer Stellungnahme beschlossen:
Nein, wir gehen davon aus, ein Stellplatz kostet durchschnittlich
14 500 EUR.
Das Spannende, das ich heute erfahren habe ... (VBgm Dr Sepp Rieder:
Dort auf der Hohen Warte!) Ja, aber das Spannende, das ich heute erfahren
habe, ist dass die Wiener Stadtregierung, wenn sie dem Rechnungshof antwortet,
mit Zahlen antwortet, die 13 Jahre alt sind. Das ist ein sehr großes
Ernstnehmen des Rechnungshofes, wenn ich dem Rechnungshof schreibe: Ein
Stellplatz kostet ungefähr 14 500 EUR auf dieser Lokation, nämlich
Hohe Warte, und dann stellt sich heraus, dass diese 14 500 EUR 1991
geschätzt wurden. Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Stadtregierung!
Herr Dr Rieder, Sie sind da, glaube ich, der Einzige: Ist das wirklich der
Umgang mit dem Rechnungshof, dass man in einer Stellungnahme 13 Jahre alte
Zahlen bekannt gibt? Oder deutet das nicht eher darauf hin, dass man
Rechnungshofberichte nicht ganz so ernst nimmt?
Ein letzter Punkt zu den Volksgaragen, der ein bisschen in dieselbe
Richtung geht wie bei der Park and Ride-Anlage: Ich gebe Ihnen Recht, die
Subvention durch ein zinsenfreies Darlehen, im Großen und Ganzen tilgungsfrei
in den ersten sieben Jahren, ist geringer als die 80 Jahre bei der Park
and Ride-Anlage. Aber allein, dass es in den ersten 7°Jahren grosso modo
tilgungsfrei ist - manchmal sind es nur sechseinhalb Jahre -, ergibt nach den
ersten 7°Jahren schon einen Wertverlust in der Größenordnung von ungefähr
15 Prozent. Das heißt 15 Prozent Subvention bei einer niedrig
angenommenen durchschnittlichen Inflationsrate von 2 Prozent. Nehmen wir
die durchschnittliche Inflationsrate über den gesamten Zeitraum von
40 Jahren mit einem 7°Jahre tilgungsfreien Zeitraum - eineinhalb bis zwei
Jahre baut man die Garagen, und 5°Jahre ab Inbetriebnahme ist das Darlehen
ebenfalls tilgungsfrei -, dann kommt man bei 2 Prozent immer noch zu einer
Subvention von 37 Prozent.
Nur, das sage ich jetzt gleich dazu, im Interesse einer prosperierenden
Wirtschaft hoffe ich, dass die durchschnittliche Rate nicht bei 2 Prozent
bleibt. Wenn Sie sich anschauen, welche durchschnittlichen Inflationsraten wir
in Zeiträumen eines wirklich größeren Wirtschaftswachstums hatten, dann lagen
diese niemals unterhalb von 3 Prozent, zum Teil auf Grund einer
Geldverknappung, die ja auch mit der Inflationsrate zusammenhängt, die wiederum
mit dem Wirtschaftswachstum zusammenhängt. Ob es sinnvoller ist, die Wirtschaft
anzukurbeln und eine durchschnittliche Inflationsrate von 3 bis 4 Prozent
in Kauf zu nehmen, als in Wirklichkeit zu schauen, auf Biegen und Brechen -
übrigens genau der Vorwurf, der in Wirklichkeit der Europäischen Zentralbank
gemacht wird: Dass die Europäische Zentralbank sich einzig und allein der
Preisstabilität verpflichtet und nicht dem Wirtschaftswachstum -, dass wir
davon ausgehen müssen, dass die jetzigen 2,4 Prozent, insbesondere wenn
die Energiepreise weiter steigen und es zu einem Wirtschaftswachstum kommt, mit
Abstand nicht der durchschnittliche Prozentsatz sind. Das heißt, wir kommen
wieder ungefähr auf einen durchschnittlichen Prozentsatz von 3,75 Prozent,
und dies würde selbst bei einer 40-jährigen Finanzierung eine Subvention von
ungefähr 60 Prozent bedeuten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Würden wir es
als Subvention bezeichnen, wäre es nicht Maastricht-neutral; als Förderung ist
es Maastricht-neutral. Allen muss klar sein, realiter ist es eine Subvention,
und wir erhalten viel, viel weniger Geld zurück, als Wien jetzt ausgibt. Ob das
tatsächlich im Interesse einer zukunftssichernden finanzpolitischen Maßnahme
ist, wage ich zu bezweifeln.
In diesem Sinne lehnen wir die Volksgaragenfinanzierung ab. - Danke
sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum Wort gemeldet ist
Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer. Ich erteile es ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Mir ist klar, dass die Zeit schon
so fortgeschritten ist, dass jeder froh ist, wenn eine Rede nicht stattfindet. (GR
Kurth-Bodo Blind: Nein!) Ich habe lange mit mir
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