Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 119
dann nicht Maastricht-neutral wäre und die zu verbuchen wäre? Ich erinnere Sie nur an den Rechnungshofbericht des vergangenen Jahres, inwiefern die einzelnen Länder den innerösterreichischen Stabilitätspakt einhalten und wo der Rechnungshof ziemlich genau beschrieben hat, welche Möglichkeiten der Tricks in allen Bundesländern ausgenutzt werden. Da ist Wien nicht anders als Niederösterreich oder auch Kärnten. Eine dieser Möglichkeiten wurde explizit hineingeschrieben, und zwar die zinsenlose Darlehensvergabe.
Jetzt überlegen wir uns einmal, wie dieses
zinsenslose Darlehen zurückbezahlt wird, 22,5 Millionen EUR. In dem
jetzt zur Beschlussfassung vorliegenden Akt heißt es, wenn die jährlichen
Betriebskosten - ich sage jetzt verkürzt "Betriebskosten" dazu - in
der Größenordnung von - sie stehen genormt drinnen - 792 000 EUR an
jährlichen Einnahmen, exklusive Umsatzsteuer, übertroffen werden, wird der darüber
hinausliegende Betrag zur Kredittilgung verwendet, und zwar ein zinsenloser
Kredit.
In der Finanzausschusssitzung habe ich
nachgefragt, auf welcher Basis denn diese Annahme der 792 000 EUR
beruht. Jetzt kam eine Antwort: Diese 792 000 EUR entsprechen einer
85-prozentigen Auslastungskraft. Das heißt, es verbleiben 15 Prozent auf
100 Prozent Auslastung. Diese verbleibenden 15 Prozent werden
geteilt, und zwar wird die Hälfte zur Kredittilgung verwendet. Berechnet man
jetzt unter der Annahme, dass wirklich die maximale Auslastung von
100 Prozent erreicht wird, die maximale Kreditsumme, die zurückgezahlt
werden kann, ist diese zunächst 68 000 EUR. Mit 68 000 EUR
im Jahr wollen Sie einen 22,5-Millionen-EUR-Kredit zurückzahlen? Das sind Ihre
Zahlen, sehr geehrte Damen und Herren aus der Sozialdemokratie! Es sind nicht
im Abschnitt 22,5 Millionen EUR. Die Antwort des StR Rieder war, ab
85 Prozent Auslastungskraft ergeben sich 68 000 EUR im Jahr
maximale Rückzahlungsrate für diesen Kredit. Mit 68 000 EUR im Jahr
kommen Sie nicht weit. Von den 22,5 Millionen EUR ist da keine Rede.
Und es geht immer davon aus, auch in meinen eigenen Berechnungen, sage ich
gleich dazu, dass der 100-prozentige Auslastungsgrad erreicht wird, über die
gesamte Kreditdauer, was in keiner wie immer gearteten Art und Weise der
Realität entspricht. Das wissen Sie, das weiß ich.
Der nächste Punkt, der angegeben wurde, ist
die Frage, wie sehr ein zinsenfreier Kredit tatsächlich ein Darlehen oder ein
Kredit ist. Das hat mich ebenso verwundert, denn es wurde nämlich der
durchschnittliche Verbraucherpreisindex auf Basis dessen die gesamten
Berechnungen für die Kreditfinanzierung basieren, für die kommenden
80 Jahre mit zwei Prozent jährlich angenommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, sagen
Sie mir eine Epoche, nicht nur der letzten 80 Jahre, sondern das ist
immer so, eine Epoche der letzten 40 Jahre, wo die durchschnittliche
Inflationsrate unterhalb von dreieinhalb Prozent gelegen ist. Es gibt sie
nicht. (GR Johann Driemer: Einige Jahre
gibt es die!) Keine 40-jährige Periode, wo die durchschnittliche
Inflationsrate unter dreieinhalb Prozent gelegen ist. Wenn man das jetzt über
80 Jahre rechnet, erhält man unter der Annahme, dass die Garage
durchgehend auch belastet ist, einen maximalen wertmäßigen Deckungsgrad dieses
Kredits in der Größenordnung von 18 Prozent.
Sehr geehrte Damen und Herren, anstatt heute der Firma Breiteneder einen
Kredit über 22,5 Millionen EUR einzuräumen, könnten Sie genausogut
beschließen, Sie schenken der Firma Breiteneder, nur damit sie eine Garage
baut, 17 Millionen EUR und Sie würden ihr versprechen, wenn sie die
Garage nicht voll bekommt, schenken Sie ihr zusätzlich noch einmal
5 Millionen EUR. Da frage ich Sie ganz ehrlich: Ist das noch normal?
Ist das wirklich Ihre Vorstellung, dass man der Firma Breiteneder
17 Millionen EUR schenkt, weil sie 1 250 Stellplätze
errichtet, um die man wahrscheinlich an der Westbahn
10 000 Stellplätze bauen und noch jedem einzelnen, der die Schnellbahn
benutzt, einen Zuschuss geben könnte? Glauben Sie wirklich, dass das sinnvoll
ist?
Jetzt kommen wir zur nächsten Geschichte, was die Breiteneder Garage
betrifft. Es ist nicht ganz so einfach, Kostenexplosionen im Parkgaragenbereich
wirklich zu verdauen. Ich erinnere mich, vor zwei Jahren hatten wir eine
ähnliche Park and Ride-Garage, Park and Ride Leopoldau.
Es kann schon sein, dass auf Grund der Grundstückskosten die Baukosten
enorm differieren. Sie erinnern sich, wir haben damals auch 85 Prozent
gefördert, ungefähr mit 11 Millionen EUR 1 050 Stellplätze.
Jetzt haben 22,5 Millionen EUR 1 250 Stellplätze, aber das kann
der unterschiedliche Baugrund sein. Wissen Sie jedoch, was faszinierend ist?
Wie die Betriebskosten einer Tiefgarage oder einer Park and Ride-Anlage, weil
Tiefgarage ist es nicht unbedingt, einfach explodieren können. Wir hatten für
die Betriebskosten bei der Park and Ride-Anlage in der Leopoldau
487 000 EUR für die laufenden jährlichen Ausgaben für 1 050
Stellplätze veranschlagt. Kaum sind es um 200 Stellplätze mehr, sind es
nicht, wie man erwarten würde, statt 487 000 EUR, wenn man es ein
bisschen umrechnet, Grenzkosten, et cetera, vielleicht 560 000 EUR,
sondern es sind, pro Stellplatz gerechnet, um 36 Prozent mehr
Betriebkosten, und das bei einer Garage, die sogar größer ist. Wir haben
plötzlich in realen Zahlen fast eine Verdoppelung.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, schneidet da nicht irgendwer ordentlich mit? Ganz ehrlich, sind Sie
wirklich der Meinung, dass die Stadt Wien so viel Geld hat, dass sie es konkret
bei der Auhofgarage der Firma Breiteneder schenken kann? Macht es Sie nicht
stutzig, dass der Kredit niemals zurückgezahlt werden kann, mit einer Ausnahme,
das sage ich Ihnen schon - dieser Kredit kann natürlich dann innerhalb von
80 Jahren zurückgezahlt werden, wenn man eine durchschnittliche Inflation
von vier Prozent hat, denn sowohl einnahmenseitig als auch ausgabenseitig
steigen dann die Preise, die nämlich an den Index gekoppelt sind, also sowohl
für die Parktickets als auch die jährlichen Betriebskosten.
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