Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 119
Schulen oder für die Wiener Lehrer, wenn man davon ausgehen muss, dass erst über den Mathetrainer die Qualität des Unterrichts in Mathematik im Pflichtschulbereich gesichert werden kann. Das wäre eine Tragödie, sage ich am Rande. Jetzt kann man sich auch hier - und da bitte ich wirklich, sich zu informieren und nachzuschauen - den Begriff e-learning näher anschauen. Das, was hier als e-learning angeboten wird, ist kein e-learning, sondern e-learning ist, wenn man sich entweder über Angebote didaktisch selbst organisiert oder aber, was hier ja wohl sinnvoll sein könnte, mit einem institutionellen Bereich, also in dem Fall mit der Schule, im Sinne eines didaktischen Konzepts kooperiert und nicht nur so nach dem Motto, wer sich da nicht auskennt, der kann sich ja dann beim Mathetrainer selbst bedienen.
Außerdem, und das ist auch eine wesentlicher Punkt: Warum gibt es einen
Mathetrainer aber keinen Lateintrainer, Englischtrainer oder andere Fächer
betreffenden Trainer? Also Sie kommen da in des Teufels Küche, wenn Sie
glauben, dass Sie sozusagen über den staatlichen Bereich in einem einzigen Fach
etwas anbieten, das noch dazu problematisch ist, so wie diese Situation
zustande gekommen ist. Sie haben das nie ausgeschrieben, Sie haben das einfach
einem gegeben. Ich kenne die Firma ganz gut. Ich kenne auch das Modell, das
angeboten wird. Ich habe pädagogisch, methodisch gar nichts dagegen. Das ist
eine saubere Sache. Die Frage ist nur die Vorgangsweise. Ist das der einzige
Anbieter am Markt? Dann hätten wir es auch beweisen müssen, dass er der Beste
ist. Wenn er es nicht ist, dann stellt sich natürlich die Frage: Wie vielfältig
könnte dieses Angebot auf diesem Server in Wahrheit sein?
Einem Zustand, der ein bisschen
auch ein Sittenbild dieser Stadt widerspiegelt und nicht zuletzt auf Grund
dieser inhaltlich nicht nachvollziehbaren Entwicklung, weder konzeptiv noch
pädagogisch inhaltlich qualifiziert, durch Mitarbeiter ausgestattet, können wir
aus jetziger Sicht der Subvention für diesen Verein die Zustimmung nicht
erteilen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Frau GRin Rudas. Ich erteile es ihr.
GRin Laura Rudas (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Nur um ganz kurz aufzuklären, um
was es da geht. Es geht um einen Verein, der sich um die Integration der
Instrumente der Informationstechnologien in den Bildungsbereich bemüht. Der
“ICE“ ist 1997 gegründet worden. Der Verein ist übrigens nicht auf Gewinn
ausgerichtet. Sein Ziel ist die Förderung und Unterstützung so wie das
Heranführen an Medienaktivitäten im schulischen und im außerschulischen
Bereich.
Jetzt ein paar Fakten, die offensichtlich
sowohl von den Fähigkeiten des Vereins und den guten Arbeiten des Vereins und
damit auch vom guten Arbeiten des Geschäftsführers überzeugen soll.
Das Angebot: Der Wiener
Bildungsserver ist in allen Pflichtschulen in Wien mit dem Lehrer-Web, der im
Monat durchschnittlich 170 000 Besucher hat und eine Plattform für
alle pädagogischen Tätigkeiten bietet. Der Kids-Web, der wahrscheinlich Europas
größte Kinderpage im Internet ist und pädagogisch einmalig betreut wird, hat
täglich 175 000 SchülerInnen in über 500 Schulen in Wien. Der
Eltern-Web, der zu verschiedenen Fragestellungen im Schulbereich Stellung
nimmt, zählt 6 100 Besucher monatlich. X-Large, das ist seit
1. April 2004 die neue Plattform für Jugendliche, die sich besonders
an Berufsschüler und Lehrlinge richtet, hat nach zweimonatigem Bestehen
1 700 Besuche.
Ja, der “ICE“ will Synergien. Und
ja, in Wien wollen wir Jugendarbeit vernetzen und Jugendarbeit gehört auch
stark vernetzt. Wir müssen gerade in diesem Bereich darauf achten, dass sich
alle Projekte auch den verschieden geänderten Bedürfnissen anpassen. Und, Frau
Vassilakou, ich weiß nicht, welche Informationen oder von wem Sie die
Information haben, aber ich kann Ihnen sagen, ich habe ein Schreiben vom 20.9.
vom Verein “Echo“, der sich bereit erklärt, zum “ICE“ zu gehen. (GRin Mag Maria
Vassilakou: Aber nicht, um geschluckt zu werden, Frau Gemeinderätin!) Also ich
kann Ihnen nur vorschlagen, einfach den Brief zu lesen. (GRin Mag Maria
Vassilakou: Habe ich!) Ja, 20.9., da erklären sie sich dazu bereit und treffen
die Entscheidung, ja, sie wollen eine Kooperation mit dem Verein “ICE“, weil
auch sie erkannt haben, dass man im Bereich der Jugendarbeit Synergien schaffen
muss. Grundsätzlich gilt für alle jugendrelevanten Einrichtungen, die von der
Stadt Wien finanziell unterstützt werden, aber auch für alle
Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, dass sie in ihrer Arbeit
Diversität berücksichtigen und das hat der Verein “Echo“ erkannt. Und ja, die
Angebote dieser Einrichtungen müssen bedarfs- und stadtteilorientiert sein und
sich an alle Kinder und alle Jugendlichen dieser Stadt richten. (GRin
Mag Maria Vassilakou: “Echo“ will das jetzt alles doch nicht!)
In ihrem Schreiben vom 20.9. ... (GRin Mag Maria Vassilakou:
Lesen Sie die Zeitung!) Ja, ich lese das, was der Verein “Echo“ sagt. Ich
hole mir die Information unmittelbar. (GRin Mag Maria Vassilakou: Lesen Sie den
“Standard“ heute!)
Schauen
Sie, Frau Vassilakou°... (GRin Mag Maria Vassilakou: Lesen Sie den
heutigen “Standard“!) Frau Vassilakou, wir können populistische Politik machen
oder zukunftsorientierte Politik und wenn wir zukunftsorientierte Politik
machen, dann müssen Sie mir zustimmen, dass es um Vernetzung geht. Die
unterschiedlichen Plattformen müssen zusammenarbeiten. Die Fachdienststelle hat
in diesem Fall die Ansicht, dass die Einbringung und Andockung konkret hier bei
“ICE“ stattfinden soll und zusätzlich wird damit die Zielgruppe noch erweitert.
Es werden noch mehr Jugendliche angesprochen und das kann ja nur in Ihrem Sinn
sein und es ist auch im Sinn vom Verein “Echo“! Der Stadt Wien vorzuwerfen,
dass wir in diesem Bereich wenig machen, ist ja Wahnsinn. Ich meine, in den
über 30 Einrichtungen des Vereins Wiener Jugendzentren beträgt der Anteil
der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die am Leben in den Zentren
teilnehmen, über 50 Prozent! Hier ist die Diversität in der Arbeit der
Zentren voll wirksam.
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