Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 119
GR Mag
Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Liebe Frau
Rothauer!
Wenn ich mich recht erinnere und meinen Winnetou ordentlich gelesen
habe, heißt es, Bleichgesicht sprach mit gespaltener Zunge und eher nicht mit
doppelter Zunge, aber dies sei doppelzüngig.
Ich möchte nur berichtigen, da geht es nicht darum, dass jetzt auf privatem
Grund die Volksgaragen errichtet werden, sondern der Manes-Sperber-Park und
auch der Bacherpark sind öffentliches Gut. (StRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Da wird ja eh oben wieder ein Park errichtet!)
Richtig, aber Sie haben gesagt, warum uns das aufregt, wenn dort auf privatem
Grund errichtet werde. Das ist kein privater Grund. Durch diese Einbahn dort
wird es auch nicht besser. Das ist öffentliches Gut und wir glauben, dass man
öffentliches Gut der Öffentlichkeit überlassen soll und nicht darauf dann
vielleicht einen Park macht, der irgendwie eingeschränkt ist, sondern da geht
es darum.
Volksgaragen lehnen wir ab. Das war das Zweite. Warum? Wir sind nicht
gegen alle Garagen, sondern wir sind gegen Volksgaragen, weil, sagen wir es einmal
so, die Finanzierung ist eine teure und die Bürgerbeteiligung findet unter
Ausschluss des Volkes statt, nämlich ist das ein
Bezirksvorsteherbeteiligungsmodell. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster am Wort ist Herr GR Dr Stürzenbecher. – Bitte.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Standpunkt und die Stellung der GRÜNEN zu
Garagen, oder jetzt glaube ich halt Volksgaragen, ist mir irgendwie ein Rätsel.
Es ist in der Demokratie üblich, dass man verschiedene Anschauungen hat und ich
bemühe mich oft, mich durchaus in die gegnerische Meinung hineinzudenken. Das
gelingt manchmal und wenn ich etwas nach wie vor für falsch halte, kann man es
irgendwie bei anderen Punkten nachvollziehen. Jetzt geht der Kollege Maresch
hinaus, weil er ja für den Dialog ist. (GR Günter Kenesei: Wir erzählen es
ihm dann!) Bei der Volksgarage ist es so, dass man den Standpunkt der
GRÜNEN wirklich nicht nachvollziehen kann. Das ist nicht nachvollziehbar, weil
an sich müsste es wirklich ein Ziel von uns allen sein, dass man die Autos
perspektivisch, wenn sie parken, entweder unter die Erde oder an den Stadtrand
bringt. Das ist das, was wir an sich perspektivisch anstreben, also dass der
Platz oben im Großen und Ganzen für die Menschen da ist. Dem dienen eben
Garagen und insbesondere Volksgaragen. Aber die GRÜNEN wollen, dass die Autos
immer alles verstopfen, die ganze Oberfläche. Das ist etwas, was man nicht
nachvollziehen kann und was mich immer wieder wundert.
Jetzt aber zu den beiden Garagen:
Fangen wir mit der Garage über dem Manes-Sperber-Platz an. Die
Bezirksvertretung hat sich im Dezember 2002 mit großer Mehrheit für die
Errichtung einer Tiefgarage ausgesprochen. Es waren auch gute Gründe dafür
vorhanden. Man muss sich vorstellen, dass die Stellplatzauslastung dort am
Vormittag 103 Prozent beträgt, das ist wirklich phänomenal, und selbst am
Abend noch 95 Prozent. Deshalb ist dieser Standort auch in das
Garagenprogramm der Stadt Wien einbezogen und aufgenommen worden, mit gutem
Grund. Die Parkmöglichkeiten für Bewohner eines dicht verbauten Gebiets werden
dort verbessert. Das kann man nicht wegdiskutieren. Das ist etwas Positives.
Aber die GRÜNEN sagen: „Was ist mit dem Manes-Sperber-Park?" Ich
würde jetzt an sich gerne über Manes Sperber, den großen Schriftsteller und
Dichter reden, aber er ist heute nicht das Thema, sondern wir reden über die
Garage und den Park. Da ist es so, dass die Oberflächengestaltung nach
pädagogischen Richtlinien erfolgt und dass die Parkanlage nach der
Wiedererrichtung besser sein wird als vorher, auch da für die Bürger ein
Fortschritt. Jetzt haben wir teilweise Bäume, nicht alle, sage ich, die schon
sehr alt sind. Diese werden durch jüngere und frische Bäume ersetzt. Das ist
auch etwas. (GR Mag Rüdiger Maresch: Durch ganz kleine!)
Da haben die GRÜNEN auch einen falschen Standpunkt. Das habe ich auch
bei uns in Hernals, auf der Hernalser Hauptstraße, erlebt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Eingegangen sind die Bäume!) Dort hat man
alte, morsche Bäume durch neue Bäume ersetzt. (GR Günter Kenesei: Wie oft habt ihr die eingraben müssen?) Dort
haben die GRÜNEN fürchterlich geschimpft, dass wir das nicht machen dürfen,
weil sie den Baum als einzelnes, als Individuum, als etwas Heiliges schützen
und nicht das langfristige und nachhaltige. (GR
Günter Kenesei: Wie viele habt ihr dort eingraben müssen?) Das ist natürlich
etwas, was wir zurückweisen, weil wir für die nachhaltigen Bäume und für die
nachhaltigen Parks sind. (Beifall bei der SPÖ. – GR Günter Kenesei: Ihr habt
die falsche Erde gehabt!)
Zurück zum Manes-Sperber-Park und zur Parkgarage: Es wird so sein, dass
es auch zu einer Verringerung der Abstellflächen im öffentlichen Raum kommen
wird. Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Kollege Kenesei, nicht nur
dazwischenschimpfen, sondern auch zuhören! Wenn die Leute einen fixen Platz in
der Parkgarage haben, dann werden sie wesentlich öfter auf die öffentlichen
Verkehrsmittel umsteigen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das ist eine Legende!)
Sicherlich fahren die nicht hinunter, wenn sie ein bisschen wo hinfahren und
holen das Auto aus der Garage, sondern fahren relativ oft mit dem Öffi, nicht
immer, aber öfter als sonst. Wenn das Auto gleich irgendwo in der Nähe parkt,
vielleicht sogar problematisch parkt, fährt man natürlich mit dem Auto weg.
Insofern ist das durchaus auch eine Maßnahme, die dem öffentlichen Verkehr dient
(GR Günter Kenesei: Wer glaubt das?) und
deshalb zu unterstützen ist.
Wichtig ist mir schon auch, ich
finde es fast ein bisschen zynisch, wenn man sagt, wir sind zwar nicht gegen
Garagen, aber gegen Volksgaragen. Was zeichnet die Volksgaragen aus? Dass sie
günstig und leistbar sind,
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