Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 119
GR Günter Kenesei
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Und schon wieder die LSE. Die tritt in Zukunft als neue
Liegenschaftsstrukturentwicklungsgesellschaft der Wien Holding wahrscheinlich
gebündelt auf.
Es ist auch in diesem Zusammenhang nichts dagegen zu sagen, dass man
sich im Bereich Thermengebiet Oberlaa, Kurzentrum, Vorfeld zum Thermalbad endlich
einmal Gedanken macht. Es hat hier ja bereits Ideen, Vorschläge und nicht
umgesetzte Konzepte verschiedenster Natur gegeben, von der versprochenen
Verlängerung der Linie 67 bis zur Seniorenresidenz und zum Bürocenter der
Austrian Airlines bis hin zu anderen Ideen wie zum Beispiel auch der
Aufstockung des Hotels in diesem Bereich - diesen Turm noch etwas höher zu
gestalten - bis hin zu einer Umgestaltung des gesamten Boulevardbereichs vor
dem Kurzentrum.
Erst gestern haben wir im Kontrollausschuss über den Gesamtzustand der
Kurhalle in Oberlaa gesprochen, dass das eigentlich das Sorgenkind der Wiener
Stadthalle ist und dass eine Studie in Auftrag gegeben wurde, die im November
fertig sein wird, wo man dann ablesen können soll, wie es mit der Eventhalle
Oberlaa weitergehen soll und welche Konzepte realisiert werden sollen.
Heute haben wir die Ermächtigung zur Einräumung einer
Option zugunsten einer Gesellschaft, die es bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht
gibt. Auch das wird man klären müssen, ob ein Beschluss im Gemeinderat mit
einer Gesellschaft, die de facto im Firmenbuch noch nicht existent ist,
überhaupt eine rechtliche Grundlage hat.
Also auch das sei dahin gestellt, ob diese
Beschlüsse, die der Gemeinderat heute fällt, mit der LSE Liegenschaftsstrukturentwicklungs
GmbH überhaupt rechtens sind und auch rechtmäßig zu Stande gekommen sind, denn
hier im Akt und in dem vorangegangenen wird vorgegeben, dass es diese
Gesellschaft bereits gäbe. Faktum ist, dass sie laut Firmenbuch noch nicht
eingetragen ist und auch noch kein handelsrechtlicher Geschäftsführer
festgeschrieben ist. Faktum ist, dass diese noch zu gründende Gesellschaft die
Zukunft des Thermen- und Kurparkareals Oberlaa übertragen bekommt. Ich gehe
davon aus, dass es, wie in vielen anderen Fällen auch, bei der Wien Holding zu
einer Substrukturierung einer weiteren Gesellschaft kommt, die dann eventuell
mit privaten Investoren zu einer Verbesserung in diesem Bereich führen soll.
Da all diese Punkte aber in diesem Vertragswerk nicht angesprochen sind
und auch nirgendwo diskutiert wurden und in Ermangelung eines Gesprächspartners
bei der LSE, nämlich dem nicht vorhandenen Geschäftsführer oder der nicht
vorhandenen Geschäftsführerin, diesbezüglich keine Gespräche zu führen waren,
werden wir dieses Geschäftsstück ablehnen und behalten uns vor, dieses Faktum,
dass es die LSE mit heutigem Tag überhaupt nicht gibt, mit ihr aber hier im
Gemeinderat Aufträge beziehungsweise Geschäfte beschlossen werden, einer
weiteren Prüfung durch das Rechtsmittelbüro beziehungsweise durch externe
Juristen zu unterziehen. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Fuchs. Ich erteile ihm das Wort.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Wie wir gehört haben, die Einräumung einer Option und die Übertragung
einer Aufgabe zur Umsetzung von städtebaulichen Zielsetzungen für die Therme
Oberlaa und den gesamten Bereich Kurpark, Nutzung und Verwertung auch der
Liegenschaften, wie es so schön heißt, zu einem noch nicht ermittelten
Kaufpreis.
Meine Damen und Herren, anschließend zum vorvorhergehenden
Geschäftsstück Praterstadion möchte ich noch einmal sagen, es gibt keine Konzepte.
Dass etwas getan werden muss, ist richtig, ist notwendig, aber die Details sind
nicht aus der Aktenlage herauszulesen. Auch wenn Sie das nicht zur Kenntnis
nehmen wollen, da kann man nicht die Zustimmung geben. Es geht auch in diesem
Bereich um mangelnde Information.
Nun drei Fragen vorweg:
Wie geht eigentlich die Stadt Wien mit ihren Infrastruktureinrichtungen
um, die eigentlich ein Unikat sind?
Es gibt kaum eine Stadt, die eine solche Thermenquelle hat, wie es
Wien-Oberlaa ist. Meine Damen und Herren, das ist ein Juwel, das eigentlich
behütet, gepflegt, innovativ behandelt und weiterentwickelt werden muss. Da ist
seit 1975 überhaupt nichts geschehen. Seit Beginn, seit der WIG, wurde dort
nichts getan. Wissen Sie, das kommt mir wirklich wie im Ostblock vor. Dort hat
man eine Fabrik errichtet, weil es halt in den Fünfjahresplan hineingepasst
hat, dann ist sie gestanden und man hat nichts mehr gemacht. Fünf Jahre später
war sie kaputt. Es ist dort nichts geschehen. Genau so ist man mit diesem Markenzeichen
für Wien, es ist ein Markenzeichen, auch ein Markenzeichen für den größten
Bezirk von Wien, Favoriten, umgegangen.
Meine Damen und Herren, auch wenn keine Stadt so ein schönes Juwel hat,
die Tatsache ist vorhanden, dass hier abgewirtschaftet worden ist in den
Bereichen des Thermenbads, der Veranstaltungshalle, wie wir gesehen haben, und
des Kurmittelhauses, das überhaupt keine Gewinne bringt, und das schon
jahrelang. Man hat zugewartet und zugewartet und dasselbe ist natürlich beim
Wellnesspark der Fall. Während andere boomen - die Privatunternehmen haben
nicht geschlafen - hat Wien geglaubt, es ist ein Unikat und die Kunden kommen
automatisch. Das ist eben nicht so gewesen. Es hat auch kein Vordenken für
weitere Entwicklungen gegeben, wie es andere in der Umgebung Niederösterreich
und Steiermark getan haben.
Ich frage noch: Warum gehen Sie
schon jetzt eine Option über die Grundflächen ein, bevor Sie überhaupt das Ziel
kennen, wohin Sie wollen? Jedes Unternehmen muss ein Ziel definieren. Ein Ziel,
nur Umsätze zu machen, ist zu wenig, aber genau so agieren Sie jetzt. Sie haben
kein Ziel, kein Ziel ist bekannt, auch nicht aus der
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