Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 119
99 Jahre. Jetzt habe ich mich zwei Mal verrechnet. Ein Baurechtsvertrag, der 99 Jahre laufen soll. Was soll da passieren und um was geht es überhaupt?
Ein Kulturpark soll da
hinkommen und ein Museum für Phantastische Künste. Viel genauer als so kann man
es leider nicht sagen, weil viel genauer die Unterlagen nicht sind. Also was
immer Sie sich darunter vorstellen mögen und wie unterschiedlich das auch sein
mag, es kann alles davon sein. Wir wissen es nicht viel genauer. Abgeschlossen
wird der Baurechtsvertrag mit der “Paradiso“ GesmbH.
Wer ist die “Paradiso“ GesmbH heute? Da muss man
nämlich auch wieder differenzieren. Heute sind das die Söhne des Malers Fuchs
und der Ronnie Seunig. 50 Prozent der “Paradiso“ GesmbH gehören dem Ronnie
Seunig, der durch verschiedene Aktivitäten bekannt ist. Die meisten kennen
Excalibur-City in Kleinhaugsdorf und wünschen sich das im 14. Bezirk
wahrscheinlich nicht und auch sonst nirgends in Wien. Er ist auch bekannt für
die sehr geschmacklose - nicht für das Produkt, das geschmacklos ist - Werbung
für diesen Energydrink Excalibur-Getränk oder so ähnlich, eine
Produkteinführung mit einem der sexistischsten Werbeplakate der letzten Jahre
in Österreich. Und er ist auch bekannt für eine Holocaust-Relativierung und für
eine Herumscherzerei mit den Begriffen, die halt überhaupt nicht lustig sind.
Dieser Ronnie Seunig beziehungsweise die “Paradiso“
GesmbH bekommt jetzt ein Baurecht. Und je mehr wir darauf hinweisen, dass es
sehr fraglich ist, warum wir mit diesem Herrn überhaupt Geschäfte machen - ich
komme aber dann auch noch zum Inhalt des Geschäfts -, desto mehr wird jetzt
zurückgerudert und es heißt, der Ronnie Seunig wird dann bei dieser “Paradiso“
GesmbH eh nicht mehr dabei sein, das wird eh alles anders gemacht. Abstimmen
tun wir aber heute und nicht irgendwann und wenn wir bei der schwammigen
Ausführung, die dem Akt zu entnehmen ist, nicht wissen, wer dieses Projekt
betreibt, dann wissen wir erst recht nicht, was dort hinkommt und was dort
rauskommt.
Was wir nicht haben, ist irgendeine Art eines
Verkehrskonzepts. Es soll dort immerhin ein Museum hinkommen und man braucht
ein paar Stellplätze. Im Bezirk - und da gibt es ein Protokoll dazu - wurde
gesagt, und es ist fast schon kurios, wer da für die Parkplätze zuständig sein
soll - es hat sich dann herausgestellt, es soll eine falsche Auskunft sein,
aber verlesen wir es trotzdem - und der Bezirksrat Wolfgang Krisch der GRÜNEN
im 14., ein sehr umtriebiger Mann, hat sich im Bezirk erkundigt, wie denn die
Projektbetreiber die Parkplatzsituation lösen wollen. Und das Sitzungsprotokoll
vermerkt - es ist also schriftlich nachzulesen -, dass in den Pachtvertrag
nicht nur jederzeit Einsicht genommen werden kann, sondern dass die MA 49,
Zitat: „Die Parkplätze errichten und anschließend laufend pflegen werde“. Der
Krisch schreibt dann auf seiner Homepage: „Das ist eine originelle neue Aufgabe
für das städtische Forstamt, die Parkplätze zu pflegen.“ Natürlich ist dann prompt
noch ein Schreiben herausgekommen: „Alles ein Blödsinn, so ist das nicht."
Jetzt fragt man sich natürlich, welche Auskunft bekommt der Krisch, wenn er in
der Bezirksvertretung fragt, denn wenn es ein Blödsinn ist, dann hat er die
falsche Auskunft bekommen.
Es bleibt in Summe ein Projekt, von dem wir nicht
genau wissen, was hinkommt und von dem wir nicht wissen, wie dort die
Verkehrsfrage gelöst werden soll und ob die Parkplätze nicht auf Sww-Flächen
errichtet werden sollen, was eh nicht geht. Es bleibt immer noch die Frage
offen, ob wir nicht so eine Kitschkeule wie Excalibur-City bekommen und warum
mit dem Ronnie Seunig solche Geschäfte gemacht werden. Ich kann mir nicht gut
vorstellen, dass er ein besonders guter Freund der Sozialdemokratie in dieser
Stadt ist.
Das Projekt selbst ist schwammig und kann so nicht
unterstützt werden. Die inhaltlichen Fragen sind weder betreffend Museum
geklärt noch sind die Fragen des Verkehrs geklärt noch ist geklärt, wer morgen
die “Paradiso“ GesmbH sein wird. Es ist eigentlich alles offen, außer dass
jetzt ein Baurechtsvertrag für 99 Jahre für 33 700 EUR im Jahr
für 8 867 Quadratmeter abgeschlossen werden soll. Das sind die
nackten Fakten, die Sie haben, den Rest haben Sie nicht.
Die GRÜNEN werden aus all diesen Gründen diesem Akt
nicht zustimmen können. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr
Mag Gerstl gemeldet.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien):
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich stehe nicht an oder es wäre sicherlich nicht
mein Part, hier für die Regierung eine Verteidigungsrede zu halten, aber ich
glaube, dass die Betrachtungsweise meines Vorredners einer gewissen Korrektur
bedarf:
Erstens: Das Gebiet im Paradies ist eines, das seit vielen, vielen
Jahren, wenn nicht seit mehr als einem Jahrzehnt eigentlich ungenutzt und brach
liegt und der Bezirk (GRin Dr Sigrid Pilz: Nicht brach!) über viele,
viele Jahre hindurch versucht hat, das auch entsprechend zu nützen und mehr
Zugänglichkeit in den Freiraum zu bringen, auch eine Zugänglichmachung des
Wald- und Wiesengürtels so wie das nämlich auch für jeden Forstwirt
erforderlich und notwendig ist, dass der Wald geöffnet ist. Diese Zugänglichkeit
auch Richtung Satzberg hin (GRin Dr Sigrid Pilz: Nicht brach!) zu
schaffen, Frau Kollegin, ist etwas, wofür wir als ÖVP natürlich stehen und ich
bedaure, dass die GRÜNEN offensichtlich nicht für einen Zugang im öffentlichen
Grünraum stehen.
Wie man es machen kann, darüber kann man unterschiedlicher
Betrachtungsweise sein, aber jedenfalls halten wir diesen Vorschlag, das
Projekt einmal kulturell anzulegen, für einen sinnvolleren Vorschlag als der,
der noch von der letzten Bezirksvorsteherin gekommen ist, nämlich dort
300 Wohnungen hinzubauen. Das wäre sicher der falsche Weg gewesen!
Also die Nutzung des öffentlichen
Raums auch mit Kultur verbunden ist für uns ein Punkt, der in der Stadt immer
ein richtiger, auch ein wichtiger Bereich ist und in dem Sinne wundert es uns
auch sehr, dass die
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