Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 119
die Frage, wie Sie zum Investor kommen. Wie haben Sie die Investorensuche durchgeführt?
Und nun noch einmal weiter ins Detail: 27 000 Quadratmeter
Einzelhandelsflächen zwischen dem Happel-Stadion und dem Dusika-Stadion haben
bitte Auswirkungen für die Bezirke! Wir alle reden davon, dass die
Nahversorgung erhalten bleiben muss. Wir bauen dort bitte 27 000
Quadratmeter Einzelhandelsflächen! Das hat natürlich unmittelbare Auswirkungen
auf die angrenzenden Bezirke! Sie wissen, dass maximal nur knapp 50,
60 Prozent der Kaufkraft im Bezirk bleiben und jetzt beschneiden Sie das
weiter. Diese 27 000 sind wie der Millenniums-Tower oder die
Fußgeherzone Favoriten. Haben Sie eigentlich eine Verträglichkeitsprüfung
durchgeführt, ob das verkraftbar ist?
Ich möchte jetzt hier nicht noch mehr auf Details eingehen, weil das
sicher bei der Dringlichen Anfrage noch behandelt wird: Die
1 500 Parkplätze, das Verkehrsproblem, das hier in keiner Weise
angesprochen worden ist, die 60 000 Quadratmeter Büroflächen, die
angesprochen worden sind und die Hotels. In welche Richtung soll das alles gehen?
Diese Information oder dieser Akt beinhaltet detailliert nichts über die
Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Verträglichkeit. Daher kann man da
nichts herauslesen und daher kann man einen Blankoscheck nicht ausstellen.
Ich möchte aber auch noch einige Worte zur Praterrenaissance, zum Wurstelprater sagen. Bis heute gibt es auch dort keine Information über den Masterplan und auch die Pressekonferenz der Frau VBgmin Laska war hier nicht aufschlussreich. Sogar der Präsident des Praterverbands, Robert Pichler, hat große Bedenken geäußert und das natürlich mit Recht, weil auch er befürchtet, dass die Praterbetriebe nicht miteingebunden werden und weil er weiß, dass Sie einerseits immer wieder Alleingänge machen und dann außerdem noch sagen: Es gibt überhaupt keine Möglichkeit der Mitbestimmung.
Ich sage abschließend noch einmal: Wenn Sie tiefgreifende Veränderungen
herbeiführen wollen und die Wirtschaft, die Menschen des Bezirks, den Bezirk
selbst und die Mandatare des Bezirks hier miteinbeziehen wollen, damit es eine gute
Lösung wird - und wir sind für eine gute Lösung -, dann gehört mehr dazu als
einen Akt nur so zur Abstimmung zu bringen.
Diesem Akt kann man, so Leid es mir tut, die Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Wagner gemeldet.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Freiheitlichen lehnen dieses Geschäftsstück selbstverständlich ab,
weil es ein weiterer Beweis dafür ist, dass sich Fehlplanungen in Wien
fortsetzen und offensichtlich aber auch ein bisschen eine Freunderlwirtschaft
dahinter steht. Dazu werden wir heute im Bereich der Dringlichen Anfrage
vielleicht dann auch noch mehr erfahren.
Was mich als Leopoldstädter Mandatar bei dieser Fehlplanung oder
bewussten Verscherbelung besonders entsetzt, ist dass wir hier überhaupt keine
Rücksicht auf eine Bezirksentwicklung nehmen und das für die Bewohner der Leopoldstadt
ganz einfach nicht tragbar ist. Dieses Gebiet ist durch Stadion, Messe, Prater
und Wurstelprater ohnehin schon sehr belastet, auch was den Verkehr anbelangt.
Und jetzt geht man beim Praterstadion, wo demnächst auch
Fußballweltmeisterschaften stattfinden werden, her und macht den Parkplatz zu
einem Einkaufszentrum, wo für ein Einkaufszentrum mit Sicherheit keinerlei
Bedarf ist und gefährdet damit die Nahversorger! Sie reden im Gemeinderat immer
davon, wie gut Sie den Kleingewerbetreibenden und den Nahversorgern helfen
wollen und in Wahrheit beweisen Sie damit, dass das der nächste Schritt des
Untergangs der Nahversorgung ist und dass Sie gegen die öffentlichen Interessen
der Bewohner und der Kaufleute hier Ihre Geschäfte machen und das ist schlecht,
meine Damen und Herren!
Es gibt in der Krieau eine Entwicklung, die wir sehr mit Vorsicht
beobachten müssen. Die Krieau ist mit demnächst 130 Jahren
Trabrennsportverein und historisch wertvollen Tribünen und Stallungen in
Wahrheit ein Juwel im Bereich des gesamten grünen Praters und der
anschließenden Sportstätten. Sie gehen heute her und beschließen hier ein
Geschäftsstück, wie schon ausgeführt wurde, wo bis 2012 ein Investor, auf den
Sie dann keinen Einfluss mehr haben können, weil die Geschäftsanteile nicht
mehr Ihnen gehören – und es ist ein bisschen sonderbar, wissen Sie, dass Sie im
Geschäftsstück selbst jetzt die LSE als Erwerberin vorschieben und so im
Gespräch erwähnen, dass das eine 100-prozentige Tochter der Stadt Wien, der
Wien Holding ist, aber in Wahrheit hinten herum schon die anderen
gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen laufen, obwohl die LSE noch gar nicht
gegründet ist! Wir wissen heute, dass Sie zumindest versucht haben, das dem
Gemeinderat und den Gemeinderäten zu verschweigen und dass Sie versucht haben,
hier so zu tun, als ob die Stadt Wien weiterhin Einfluss auf das gesamte Gebiet
hätte, weil die LSE eine Tochter der Stadt Wien ist. So ist es ja nicht! In
Wahrheit stellt sich heraus, dass Sie Ihre Rechte und die Kontrollrechte der
Gemeinderäte, des Gemeinderats und des Kontrollamts bewusst aufgeben und hier
eben Entwicklungsmöglichkeiten jemandem zuschachern, der ganz einfach zu einem
sehr billigen Preis, aber offensichtlich unter Freunden in Wien wieder einmal
etwas erwerben kann. Auch das ist nicht das erste Mal!
Dieser Grundstücksdeal beweist, dass die SPÖ schuld an der
Existenzgefährdung und der Vernichtung von Nahversorgung und von Kleingewerbe
ist. Dieser Grundstücksdeal beweist, dass die Fehlplanungen der SPÖ in Wien die
Lebens- und Wohnqualität der Wohnbevölkerung weiter einschränken werden. Dieser
Grundstücksdeal beweist, dass die Einschränkungen der Kontrollrechte des
Gemeinderats und des Kontrollamts von Ihnen fortgesetzt werden.
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