Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 119
durchgefahren.
Hier müssen wir ansetzen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch,
dass es in den nächsten Jahren zu einer ganz, ganz deutlichen Verteuerung von
Öl und damit auch von Gas kommen wird. Darauf ist Wien wie die gesamte
Europäische Union nicht ausreichend vorbereitet. Hier sollten wir ansetzen. Die
jährlichen Zuwachsraten beim Stromverbrauch von 2,5 oder 3,5 Prozent sind
bedrohlich. Da können wir etwas tun, da sollen wir etwas tun, aber nicht mit
derart hanebüchenen Reden, wie Sie sie hier versucht haben. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dkfm Dr Aichinger.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Kollege Chorherr hat es schon ausgeführt: Der Kollege Strache hat über
alles gesprochen. Kollege Chorherr verteidigt Strompreiserhöhungen. Ich hoffe,
dass ich ein paar sachliche Argumente für die derzeitige Situation in die
Diskussion bringen kann.
Meine Damen und Herren! Eines steht fest: Es sind in den letzten Jahren
einige Male auf die Wienerinnen und Wiener beziehungsweise natürlich auch - was
mir in meinem Fall sehr wichtig erscheint - auf die Wiener Wirtschaft
Energiepreisbelastungen zugekommen, die teilweise auch hausgemacht sind. Der
erste Anschlag, wenn ich so sagen darf, war eben eine Stromsteuer - Herr
Kollege Chorherr, da haben Sie völlig Recht -, der so genannte KWK-Zuschlag. (GR
Franz Ekkamp: Bundessteuer! - GR Godwin Schuster: Von wem kam der?)
Wir haben aber jahrelang gesagt, Herr Kollege, dass er zu hoch war. Erst
als es eine bundeseinheitliche Regelung gegeben hat, wurde der KWK-Zuschlag, wurde
diese Stromsteuer für die Wienerinnen und Wiener und für die Wiener Wirtschaft
wieder dort angesetzt, wo es realistisch war. Was die WIEN ENERGIE vorher
sozusagen kassiert hat, hat sie sich als Körberlgeld behalten, sie hat hier im
Zeitraum von fast einem Jahr mehr verlangt.
Meine Damen und Herren! Wir hatten im Frühjahr 2003 eine
Gaspreiserhöhung. Wir wissen auch, dass sich die Energiepreise derzeit aus
mehreren Komponenten zusammensetzen: Grundpreis, Leitungskosten, Energieabgaben
und Ähnliches. Der Grundpreis beim Gas wurde im Mai 2003 um 95 Prozent
erhöht, was sich mit einer ungefähr 10-prozentigen Erhöhung aller Kosten
durchgeschlagen hat.
Es hat einen massiven Druck gegeben, meine Damen und Herren, einen
massiven Druck der Opposition, der Kunden, aber auch der Medien, dass die WIEN
ENERGIE reagiert hat und tatsächlich versprochen hat: Die Tarife beim Gas
werden so bald wie möglich gesenkt werden. Die Konsumenten, die Gaskunden
warten bis heute auf diese Senkung, meine Damen und Herren, aber es ist ganz
einfach nichts passiert! (Beifall bei der ÖVP.)
Im Februar 2004 hat die E-Control und der Vorsitzende, Dipl Ing Boltz,
gemeint, es wäre Zeit, dass diese Senkung endlich stattfindet, die die E-Werke,
die Wiener Stadtwerke selbst versprochen haben, um den Konsumenten die Senkung
weiterzugeben. Es ist nicht dazu gekommen, und jetzt, meine Damen und Herren,
kommt eben der nächste Schub.
Es stimmt nicht, dass es nur die erhöhten Großhandelspreise sind, dass
es die geringen Kapazitäten sind, dass es der höhere Stromverbrauch ist. Wir
sollten auch darüber nachdenken, ob alle Rationalisierungsmaßnahmen und alle
Kostenersparnisse in den Wiener Stadtwerken ausgenützt sind und ob wirklich
eine so hohe Belastung für die Wienerinnen und Wiener sowie für die Wiener
Wirtschaft bevorstehen muss.
Wir haben eine österreichische Stromlösung; ich glaube, zu der kann man
auch stehen. Aber wir sind über den Stromregulator und über die Kartellbehörde
hinaus auch in der Politik gefordert. Die Politik kann sich davon nicht
verabschieden, vor allem nicht die Wiener Stadtregierung, die
Eigentümervertreter ist, und die ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen
soll, indem sie sagt, dass sie kein Wort mitzureden hat, wenn sie in den
Aufsichtsräten der Wiener Stadtwerke, der WIEN ENERGIE sitzt. Dort kann etwas
unternommen werden, und sie hat dort auch ein Machtwort zu sprechen, um für die
Wienerinnen und Wiener attraktive und wettbewerbsfähige Energiepreise zu
schaffen, damit der Wirtschaftsstandort Wien erhalten bleibt. (GR Kurt
Wagner: Lesen Sie keine Zeitung, wo drinsteht ...?) Herr Kollege Wagner,
damit er erhalten bleibt, weil es auch um die Arbeitsplätze geht! Denn wenn
energieintensive Betriebe manchmal bis zu 30 Prozent an
Energiepreiserhöhung hinzunehmen haben, wird es die Frage sein, ob sie noch
hier bleiben.
Im Sinne eines attraktiven Wirtschaftsstandortes Wien fordere ich Sie
daher auf, meine Damen und Herren von der SPÖ, auch hier ein Machtwort zu
sprechen, Ihren Einfluss geltend zu machen und wirklich nachzudenken, ob die
volle Erhöhung notwendig ist. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner
ist Herr GR Juznic gemeldet.
GR Peter Juznic (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ganz kurz einige Worte zu meinen Vorrednern.
Kollege Aichinger! Ich muss Ihnen hier sagen, dass von Seiten von WIEN
ENERGIE alle Rationalisierungsmaßnahmen schon im Vorfeld der Liberalisierung des
Energiemarktes durchgeführt wurden. Hier wurde alles ausgeschöpft, um die
Konkurrenzfähigkeit zu erhalten, die Arbeitsplätze zu sichern und
weiterbestehen zu können.
Aber eines wundert mich, und das
müssen Sie ja am besten wissen. Sie haben hier angeführt, dass das Gewerbe und
die Industrie ohne Vorteile aus dieser Liberalisierung herausgegangen sind. Das
ist grundsätzlich falsch! Sie waren eigentlich die großen Profiteure, die
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