Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 119
Industrie, die Großkunden und auch das Gewerbe, weil dort die Tarife bis zu einem Drittel gesenkt wurden, und bei den Großabnehmern in einer noch höheren Größenordnung.
Nun möchte ich zu Herrn GR Strache kommen. Herr GR Strache, wenn Sie
exakt recherchiert hätten, wären Sie draufgekommen, dass Ihre hier
dargestellten Behauptungen ins Leere gehen. Zu den Preisanpassungen Strom/Gas:
Diese Preisanpassungen dienen nicht der Gewinnmaximierung, sondern sind
notwendig, um die Unternehmen wirtschaftlich nicht in Schwierigkeiten zu
bringen, die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und damit auch - was ganz wichtig
ist - die Versorgungssicherheit zu bewahren. Viele negative Beispiele haben wir
ja in den letzten zwei Jahren hier in Europa und auch in Amerika erlebt.
Die Strompreisanpassung findet ihre Ursache in den explodierenden
Einkaufspreisen an der Strombörse. Von 2001 bis 2004 hat sich der Preis um rund
77 Prozent erhöht. Für Wien ist der durchschnittliche Preis der
Energiebeschaffung in den letzten drei Jahren um 63 Prozent gestiegen -
das ist eine beträchtliche Prozentzahl -, von 23 EUR pro Megawattstunde
auf 37,4 EUR pro Megawattstunde. Der Trend für 2005 und 2006 ist weiterhin
steigend. Die Entwicklung ist durch Kostensenkungsmaßnahmen allein nicht zu
bewältigen. In Salzburg und der Steiermark haben bereits Strom- und
Gaspreiserhöhungen stattgefunden, mit 1.10. erhöhen auch die EVN, die EAG und
die BEWAG. Auch die deutschen Versorgungsriesen Eon und RWE haben eine Erhöhung
von 9 Prozent angekündigt.
WIEN ENERGIE hat nach der Strompreisanpassung von 7,8 Prozent - das
sind ungefähr 0,9 Cent pro Kilowattstunde - noch immer einen der
niedrigsten Strompreise von Österreich und von Europa. Das kann ich Ihnen
anhand von Tabellen beweisen. (Der Redner hält ein Blatt mit einer Graphik
in die Höhe.) Das ist nicht eine von WIEN ENERGIE dargestellte Tabelle,
sondern sie stammt von der E-Control. Hier befindet sich an vorletzter Stelle
auch WIEN ENERGIE. (GR Gerhard Pfeiffer: Aber die hohen Netzkosten sind es!)
Sie befindet sich auch im guten unteren Feld von Europa. Herr Kollege Pfeiffer,
hier ist WIEN ENERGIE, und einige Großstädte wie Hamburg, Düsseldorf, Berlin
und München liegen da mit weit höheren Preisen im Rennen.
Aber ich muss noch Folgendes sagen: Die Konsumenten könnten noch einen
niedrigeren Energiepreis haben, hätte die Bundesregierung nicht im
Jahre 2000 die Energieabgabe verdoppelt. Diese ist ein Durchlaufposten,
davon haben die Energieversorger nichts, sondern das ist ein reines Körberlgeld
für den Finanzminister!
Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang vielleicht etwas von der gestern
in der Arbeiterkammer stattgefundenen Pressekonferenz vorlesen. In den
Papierunterlagen für die Presse steht Folgendes:
„In Österreich hat zwar die Regierung den VerbraucherInnen versprochen,
dass sie durch die Marktöffnung 73 EUR beim Strom sparen. Vom Versprechen
ist jedoch nach drei Jahren Liberalisierung nichts zu merken. Ganz im
Gegenteil: Die minimalen Preissenkungen hat die Regierung mit der Erhöhung der
Energieabgaben mehr als verhindert.
Die verdoppelte Stromsteuer belastet die Haushalte mit
116 Millionen EUR im Jahr und die höhere Gassteuer mit
48 Millionen EUR im Jahr. Dem Finanzminister bescheren die Haushalte
und die Industrie insgesamt ein Einkommen von 790 Millionen EUR."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme damit auch schon zum
Schluss: Die Preisanpassungen beim Erdgas sind durch die steigenden Rohölpreise
bedingt, das wurde schon vom Kollegen Chorherr hier erwähnt. Kostete im
Juli 2003 ein Barrel 28 Dollar, ist jetzt im folgenden Geschäftsjahr
mit 40 Dollar pro Barrel zu rechnen. Ohne diese Preisanpassung von
0,06 Cent pro Kilowatt bis 0,09 Cent pro Kilowatt - das ist eine
Erhöhung von ungefähr 1,5 Prozent - wäre ein negatives Ergebnis von WIENGAS
zu erwarten. Sollten die Gas-Einstandspreise sinken, wird WIEN ENERGIE eine
Preissenkung durchführen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir Sozialdemokraten stehen für
Versorgungssicherheit und auch für leistbare Tarife, und wir werden auch in
Zukunft die soziale Komponente nicht aufgeben. - Danke. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer:
Als nächster Redner ist Herr GR Dipl Ing Margulies zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach der peinlichen Rede von Herrn Strache wundert es mich ja nicht,
dass er der eigenen Aktuellen Stunde überhaupt nicht mehr folgt, sondern sich
ins letzte Eck des Sitzungssaals verzogen hat, damit man ihn am besten
überhaupt nicht mehr sieht. (GR Heinz-Christian Strache – sich aus dem
hinteren Bereich des Sitzungssaals wieder in eine der vorderen Bankreihen
begebend -: Aber das liegt an ...!)
Es war ja zum Teil wirklich sehr peinlich, insbesondere auch (GR Mag Hilmar
Kabas, auf den Redner weisend: Ein Verteidiger der Preiserhöhung!) bei dem
Punkt, wo Sie wieder einmal völlig falsch gesagt haben, die GRÜNEN würden sich
einer Koalition anbiedern. (GR Heinz-Christian Strache: Bitte, bitte, bitte,
lasst uns ...!) Wer ist denn trotz massivster Verluste nach wie vor in
einer Koalition mit dieser bürgerlichen ÖVP (StR Johann Herzog: Und wer will
hinein?), die eine Erhöhung nach der anderen unter der Ägide Ihres
ehemaligen Parteimitglieds und jetzigen Finanzministers Grasser durchführt? Sie
können verlieren, soviel Sie wollen, aber Sie sagen nicht zur ÖVP: Es reicht,
wir machen diesen Erhöhungskurs nicht mehr mit, es reicht, wir machen den bundespolitischen Belastungskurs nicht
mehr mit! (GR Heinz-Christian Strache: Wie schaut es mit dem Thema der
Belastung in der Wiener SPÖ aus? Das ist für Sie kein Thema, oder?), sondern Sie machen überall mit. (GR
Heinz-Christian Strache: Die unterstützen Sie, die Belastungen in der SPÖ
Wien?)
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